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Breitband-Vertrag für Gröditz und Umland unterzeichnet

Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser soll das schnelle Internet in die Orte zwischen Elbe und Röder bringen. Noch steht nicht fest, wo sie beginnt.

Von Jörg Richter
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Der Gröditzer Bürgermeister Jochen Reinicke (sitzend Mitte) unterzeichnet den Vertrag mit der Deutschen Glasfaser stellvertretend für seine Amtskollegen (stehend v.l.nr.) Lothar Herklotz, Hannes Clauß, Andrea Beger, Mirko Pollmer und Lutz Thiemig.
Der Gröditzer Bürgermeister Jochen Reinicke (sitzend Mitte) unterzeichnet den Vertrag mit der Deutschen Glasfaser stellvertretend für seine Amtskollegen (stehend v.l.nr.) Lothar Herklotz, Hannes Clauß, Andrea Beger, Mirko Pollmer und Lutz Thiemig. © Jörg Richter

Gröditz. Es hat etwas Staatsmännisch-feierliches an sich. Die Bürgermeister aus Glaubitz, Nünchritz, Röderaue, Wülknitz und Zeithain sind nach Gröditz gekommen. Sie wollen dabei sein, wenn ihr Amtskollege Jochen Reinicke (parteilos) einen Vertrag unterschreibt, auf denen die Kommunen seit Jahren gemeinsam hingearbeitet haben.

Stellvertretend für sie unterschreibt der Gröditzer Rathaus-Chef die Vertragsunterlagen mit der Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser. Die hatte die Ausschreibung für den Breitbandausbau in den sogenannten "weißen Flecken" des Elbe-Röder-Dreiecks gewonnen. Dabei handelt es sich um Gebiete mit einer Versorgung von weniger als 30 Megabit pro Sekunde. Dort fördert der Staat den Ausbau des schnellen Internets.

Auftrag für knapp 25 Millionen Euro

"Jede einzelne Gemeinde war zu klein, um dieses Projekt voranzubringen", erklärt Jochen Reinicke, warum sich die Gemeinden für den Ausbau zusammengetan haben. Immerhin sind die Bauarbeiten so umfangreich, dass sie die nächsten zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Insgesamt stehen dafür 28 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Die Deutsche Glasfaser will für 24,2 Millionen Euro die "weißen Flecken" beseitigen und für zusätzlich rund 624.000 Euro noch schnelle Internetanschlüsse in Gewerbegebieten schaffen.

Schwerpunkte seien vor allem die Gemeinden Röderaue, Wülknitz und Zeithain. "Dort werden die ersten Millionen vergraben", sagt Reinicke scherzend. Doch wo genau mit dem Verlegen der Glasfaserkabel begonnen wird, hängt nicht von der Bedürftigkeit ab, sondern von den technischen Voraussetzungen. Die Deutsche Glasfaser benötigt einen Hauptanschluss, von wo aus gestartet werden kann. Möglicherweise könnte er im Industriegebiet Glaubitz-Zeithain vorhanden sein. Das muss aber noch geklärt werden.

In Dörfern schnelleres Internet als in der Stadt

Voraussichtlich im September soll der erste Spatenstich erfolgen. Bis dahin will die Deutsche Glasfaser einen detaillierten Bauablaufplan vorlegen. Dann steht auch fest, welche Dörfer zuerst mit der zeitgemäßen Internettechnologie ausgestattet werden.

Sie werden dann viel schnellere Übertragungsraten haben als manche Städte, in denen auf den letzten Metern bis zum Hausanschluss Kupferkabel statt Glasfaser verwendet wird, die sogenannte Vectoringtechnik. Regionalmanager Sven Geiger, der für die Deutsche Glasfaser den Vertrag in Gröditz unterschrieb, verspricht dagegen Übertragungsgeschwindigkeiten von 1 Gigabit pro Sekunde. Die herkömmliche Vectoringtechnik schafft im günstigsten Fall 250 Megabit pro Sekunde, was allerdings für viele hiesige Internetnutzer auch eine deutliche Verbesserung darstellt.

Alle Dörfer zwischen Elbe und Röder bis Ende 2024 mit Glasfaserkabel zu versorgen, sei schon sportlich, schätzt Reinicke ein. Sein Glaubitzer Kollege Lutz Thiemig kann es dagegen nicht schnell genug gehen. "Wir müssen uns ja nicht an den drei Jahren festhalten", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser hatte nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für das Los „Weiße Flecken und Gewerbegebiet Zeithain Nord“ und den Sonderaufruf „Gewerbegebiete“ erhalten. Vier Unternehmen hatten sich an der Ausschreibung beteiligt. Die Deutsche Glasfaser habe nicht nur den günstigsten Preis geboten, sondern sich auch bei mehreren anderen Bewertungskriterien durchgesetzt, sagt Florian Gebhardt, der Breitbandkoordinator der Stadt Gröditz.

Im Gebiet der beteiligten Kommunen Glaubitz, Gröditz, Nünchritz, Röderaue, Wülknitz und Zeithain sind es rund 2.050 private und gewerbliche Adressen, die derzeit eine Datenrate von weniger als 30 Mbit/s vorweisen und somit als unterversorgt gelten. Die jeweiligen Hauseigentümer haben somit Anspruch auf einen kostenlosen Hausanschluss. Voraus­setzung hierfür ist die Unterzeichnung des Gestattungsvertrages, welcher den beauftragten Unternehmen die notwendige Durchführung der Tiefbau- und Anschlussmaß­nahmen erlaubt.

Junges Unternehmen mit viel Erfahrung

Die Deutsche Glasfaser habe viel Erfahrung, betont Geiger. Das Unternehmen, das 2011 gegründet wurde und mittlerweile 1.700 Mitarbeiter besitzt, baut nach eigenen Angaben 30.000 bis 40.000 Anschlüsse pro Monat. Insgesamt seien es schon mehr als 1,2 Millionen gewesen. Die Unternehmensgruppe zählt zu den finanzstärksten Anbietern am deutschen Markt und verfügt mit den Investoren EQT aus Schweden und OMERS aus Kanada über ein privatwirtschaftliches Investitionsvolumen von sieben Milliarden Euro.

Bei der Vertragsunterzeichnung in Gröditz fehlte lediglich Großenhains Bürgermeister Sven Mißbach. Die große Kreisstadt, die mit ein paar Dörfern zum Elbe-Röder-Dreieck gehört, war im Landkreis Meißen der Vorreiter in Sachen schnelles Internet und ist schon fertig.

  • Falls Sie Fragen zum geförderten Breitbandausbau im Elbe-Röder-Dreieck haben, können Sie gern via Mail unter [email protected] oder per Telefon unter 035263 32832 Kontakt aufnehmen.