Riesa. Es ist ein Vorhaben, das Altriesa prägen soll: Etwa 30 Häuser plant Investor Gunnar Thies mit seiner Firma ABG Consulting auf dem Gelände der früheren Bergbrauerei. In den nächsten Jahren soll dort eine Wohnsiedlung mit Clubcharakter entstehen. Kürzlich eröffneten Thies und seine Partner von der Riesaer Volksbank am Rathausplatz ein Vertriebsbüro für die Neubauten. Volksbank-Vorstand Markus Ziron zeigte sich bei dem Anlass optimistisch, dass das neue Quartier eine Initialzündung sein könne, die im gesamten Umfeld positive Entwicklungen auslöst. Die SZ hat sich einige Punkte angesehen und nachgefragt.
Heimweg

Der Heimweg als Gehwegverbindung zwischen Brauhausstraße und Stegerstraße ist ein ruhiges Plätzchen. Vergangenes Jahr hatte die Stadt dort nach Anwohnerbitten aufgearbeitete Sitzgelegenheiten aufgestellt. Gleichwohl könnte der Weg weitere Aufwertung vertragen; unter anderem liegt einiger Unrat in den Grünflächen und auch Bäume und Sträucher treiben teils wild aus. Auf Nachfrage erklärt die Stadtverwaltung, dass zweimal die Woche der Müll beseitigt werde und auch notwendige Baumpflegearbeiten durchgeführt würden. Eine größere Umgestaltung des Heimwegs sei aber derzeit nicht in Planung.
Ehemaliger Lidl an der Stegerstraße

Einen unschönen Anblick bietet seit vielen Jahren der ehemalige Lidl-Markt an der Stegerstraße. Laut Stadtchronik 1993 eröffnet, machte Lidl den 620-Quadratmeter-Laden Mitte der 2000er wieder zu. Weil das Gebäude mit dem dahinter liegenden Parkplatz von vielen Anwohnern als Schandfleck wahrgenommen wurde, versuchte die Stadt einen Abriss zu erzwingen. Das erledigte sich aber; die Stadt genehmigte als Teil eines gerichtlichen Vergleichs 2014 eine Umnutzung des Objekts, das nach Rathhaus-Angaben von einem Hausmeisterservice genutzt wird. Eine Bestätigung dafür gab es von Lidl auf eine Anfrage nicht. Eine Lidl-Sprecherin bestätigte aber, dass Lidl das Grundstück gepachtet habe und derzeit vermiete. Der Pachtvertrag von Lidl mit dem Eigentümer laufe indes Mitte nächsten Jahres aus. Was das für die Zukunft des Objekts heißt, ließ Lidl offen. Man bitte „um Verständnis, dass wir zur Nachnutzung keine Angaben machen können“, erklärt die Sprecherin.
Poppitzer Straße

Die Poppitzer Straße zieht sich von der ehemaligen Stadtgärtnerei den Friedhofsberg hinauf über den Poppitzer Platz bis zur Külzstraße. Gerade im letzten Drittel der Strecke sorgt großes Pflaster für holprige Fahrt. Auf diesem letzten Abschnitt könnte es durch die geplante Wohnsiedlung mehr Verkehr geben – die Planungen sehen vor, dass dort einmal die Zufahrt für einen Parkplatz einmündet. Und mehr noch: Auf einem Areal gegenüber verfolgt eine Dresdner Firma Pläne für die Ansiedlung eines Discounters (siehe folgender Punkt). Plant die Stadt Riesa eine Sanierung des Straßenstücks, dessen Aufwertung auch schon der Handels- und Gewerbeverein einst in seine zehn Visionen für die Stadt aufgenommen hatte? Vorerst nicht. „Zur Sanierung der Poppitzer Straße gibt es aktuell kein Vorhaben, sie ist auch nicht Bestandteil der mittelfristigen Finanzplanung“, heißt es aus dem Rathaus. Ein mögliches Projekt sei außerdem abhängig von Landes-Fördermitteln.
Brache an der Poppitzer Straße

In der Debatte um die Einzelhandels-Entwicklung in Riesa spielte die Brache zwischen Poppitzer und Großenhainer Straße bereits eine größere Rolle. Hintergrund war, dass die Projektentwicklungsgesellschaft DP aus Dresden dort schon länger einen Discounter ansiedeln will. Im Einzelhandelskonzept für Riesa, das die Stadträte im Juni 2020 beschlossen hatten, wurde dieses Vorhaben aber kritisch bewertet. Hat DP sein Projekt deshalb abgeschrieben? Nein, erklärt das Unternehmen auf Nachfrage. Man halte daran fest. Die Dresdner berufen sich unter anderem darauf, dass sich die Stadt beim Beschluss des Konzepts im Juni vorbehalten habe, neue Einzelhandelsprojekte individuell zu prüfen. Zu Details, wie es um eine mögliche Discounter-Ansiedlung in Altriesa steht, wollte sich DP aber aktuell nicht äußern.
>> Wichtiger Beschluss steht aus
Es ist große Technik, die in diesen Tagen auf dem ehemaligen Brauereigelände in Altriesa von Arbeitern bedient wird: Radlader, Bagger, Brecher. Unter anderem wird altes Baumaterial vor Ort zerkleinert und aufgetürmt. Es soll bei den Bauarbeiten für die geplante Wohnsiedlung wiederverwendet werden. Der eigentliche Start der Bauarbeiten für das Quartier kann aber erst beginnen, wenn das Baurecht da ist. Der norddeutsche Investor Gunnar Thies hatte sich im Januar optimistisch gezeigt, dass der dazu nötige Beschluss zum Bebauungsplan von den Riesas Stadträten im Februar gefällt werden kann. Die Zustimmung gilt als sicher, im Rat wird das schon seit vielen Jahren geplante Projekt positiv gesehen.

Auf der Tagesordnung des Stadtrats, der am Mittwoch im Stern tagte, stand aber das Thema aber nicht. Es seien zunächst noch weitere Nacharbeiten in den Planungsunterlagen nötig, erklärte die Riesaer Stadtverwaltung auf SZ-Nachfrage. Daneben seien „Detailabstimmungen zu den Schnittstellen zwischen Medienträgern und dem Investor notwendig, damit das Gebiet auch eine gesicherte Erschließung bekommt“. Wann die entsprechende Beschlussvorlage in den Stadtrat kommt, bleibt damit vorerst offen.
Investor Gunnar Thies und auch anderen Projektbeteiligten wie der Volksbank Riesa, die sich um die Vermarktung der Objekte kümmert, dürfte daran gelegen sein, dass es bald passiert. Denn die Vorbereitung für den Verkauf des neuen Wohngebiets ist mit der Eröffnung des Vertriebsbüros am Rathausplatz im Januar schon eingeläutet worden.
Wie es wenige Wochen nach dem Auftakt um die Vermarktung steht? Auf Nachfrage teilt die Riesaer Volksbank mit, ihr lägen „bereits mehrere Anfragen zum Kauf von Einfamilienhäusern, Doppelhäusern als auch Wohnungen vor“. Es gebe erste Objektreservierungen, sowohl durch Bankkunden als auch andere Interessenten. Gespräche mit den Kaufinteressenten hätten in dem Büro am Rathausplatz als auch im Hauptsitz des Instituts an der Hauptstraße stattgefunden, heißt es von der Bank, bei der sich einem aktuellen Prospekt zufolge vier Mitarbeiterinnen um Interessenten kümmern. (SZ/ewe)
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