Ehemaliger Linken-Kreischef wird Kreistagsmitglied wider Willen

Riesa. Der Ex-Kreisvorsitzende der Meißner Linken und frühere Riesaer Stadtrat, Erik Christopher Richter, ist am Donnerstag Mitglied des Meißner Kreistags geworden – gegen seinen zuvor erklärten Willen.
Hintergrund ist, dass im Mai die langjährige Linken-Kreisrätin Bärbel Heym verstorben und damit ihr Platz im Kreistag frei geworden war. Laut Ergebnis der Kreistagswahl von 2019 kam zunächst der Volker Thomas als Nachrücker infrage. Der 67-Jährige, der voriges Jahr sein Riesaer Stadtratsmandat niedergelegt hatte, lehnte die Kreistagsmitgliedschaft aber mit Verweis auf sein Alter und frühere langjährige Mitgliedschaft in der Runde ab. Das akzeptierten die Kreisräte am Donnerstag bei ihrer Sitzung in der Riesaer Stadthalle Stern.
Appell von der AfD
Auch Erik Christopher Richter als nächster Nachrücker hatte Gründe angeführt, warum er das Mandat nicht annehmen will – unter anderem eine veränderte private und berufliche Situation, wegen der ihm die Zeit fehle. Das ließ eine Mehrheit der Kreisräte, vor allem aus Reihen von CDU und AfD, jedoch nicht gelten.
Richter habe 2019 kandidiert und eine nennenswerte Zahl Stimmen erhalten; außerdem sei er Vorsitzender der Linkspartei im Kreis, hatte zuvor Julien Wiesemann für die AfD-Fraktion erklärt. Es erschließe sich nicht, dass er genügend Zeit für ein innerparteiliches Ehrenamt da habe, für ein öffentliches Wahlamt aber nicht. Wer sich zur Wahl stelle, müsse dann auch zur Übernahme des Amtes bereit sein, statt fadenscheinige Ablehnungsgründe vorzubringen, so Wiesemann.
Erik Christopher Richter stellte klar, er sei bis März Kreis-Vorsitzender der Linken gewesen; amtierender Kreischef der Linken ist seit April Ulrich Köhler aus Niederau. Angesichts der Kreistagsentscheidung bleibe ihm aber keine Handhabe, so Richter, der in der Folge als Kreisrat verpflichtet wurde.
Die Entscheidung des Kreistags sei für ihn überraschend gekommen, sagte der 28-Jährige, der dem Kreistag bislang noch nicht angehört hatte, im Nachgang. Er wolle sich jetzt in die Kreistagsarbeit einbringen.
Fraktion hält Trauerfeier ab
Der Kreistag hatte in seiner Sitzung am Donnerstag die am 22. Mai im Alter von 72 Jahren verstorbene Bärbel Heym gewürdigt. Bei einer Gedenkzeremonie zu ihren Ehren am Beginn der Sitzung spielten auch Musiker der Elbland Philharmonie. Die Erste Beigeordnete Janet Putz hatte zuvor unter anderem Heyms engagierte Arbeit in mehr als drei Jahrzehnten als Kreisrätin und ihren Humor erinnert.
Für Bärbel Heym wird es am Montag, 11. Juli, um 13 Uhr eine von ihrer Kreistagsfraktion organisierte Trauerfeier im Krematorium Meißen geben. Gäste werden dabei gebeten, auf das Mitbringen von Blumengebinden zu verzichten, so die Fraktion. Stattdessen besteht die Möglichkeit, für den Ortsverband Riesa des Deutschen Kinderschutzbundes zu spenden. Bärbel Heym hatte nach der Wende im Kinderheim Strehla gearbeitet und diese Zeit stets mit schönen Erinnerungen verbunden, so Linken-Kreisrätin Uta Knebel. "Ihr hat auch die Arbeit des Deutschen Kinderschutzbunds sehr am Herzen gelegen, sodass diese Spendensammlung in ihrem Sinn ist", so Knebel, die Heym nahestand.