Riesas Rumpelkammer wird zur Kumpelkammer

Riesa. Als Felix Hiepler die Jugendlichen vor ein paar Tagen ansprach, da seien die selbst ein wenig überrascht gewesen. "Die saßen hier direkt vorm Laden", erzählt er. Hiepler lud die Gruppe ein, doch mal einen Blick in den neuen Riesaer Jugendladen zu werfen. "Die waren ganz überrascht, dass schon offen ist", sagt er und schmunzelt.
Kein Wunder: Ein offizieller Eröffnungstermin für den Laden in der ehemaligen Rumpelkammer steht noch aus. Kommende Woche soll noch der Brandschutz abgenommen werden, einige Feinarbeiten wird es auch noch geben; die Musikanlage und ein Fernseher fehlen ebenfalls noch. Trotzdem: Es hat sich einiges getan. Das hätte er selbst nicht gedacht, sagt Hiepler. "Am Anfang brauchte man viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier mal was Gutes entstehen kann."
Der größte Meilenstein sei die neue Küche, die in etwa einem Monat eingebaut sein soll. Dann soll auch eine offizielle Eröffnung folgen. Einen Namen haben die Jugendlichen jedenfalls schon gefunden, nachdem zuletzt immer von Jugendladen oder -café die Rede war. "Kumpelkammer", so lautete der Beschluss, in Anlehnung an den alten Namen.

Es ist Freitagnachmittag, neben Outlaw-Mitarbeiter Felix Hiepler sitzen noch vier Jugendliche auf den Möbeln vorm Schaufenster, es gibt gerade Mittagessen vom Döner-Imbiss. Maya, Clara und Shania sind 17, Laura 16 Jahre alt. Nach dem Essen geht's an den Kickertisch, den haben sie erst am Vortag aufgebaut.
Im Schaufenster hat die Gruppe gemeinsam mit Felix Hiepler den Hinweis auf einen Schnuppernachmittag angebracht. Ein kleiner Gag, erzählt Hiepler. "Wir tauschen dann das Datum vom 18. auf den 25. Februar aus." Der offensive Hinweis soll noch mal den einen oder anderen anlocken, vorbeizuschauen. Denn die Jugendlichen trauen sich noch nicht so recht, erzählt Hiepler. Da wartet in der nächsten Zeit vermutlich noch Arbeit.
"Zwei von uns sind schon seit der ersten Stunde mit dabei", erzählt die 17-jährige Shania. Aber es seien leider weniger Jugendliche geworden, die beim Jugendladen mitmischen. Momentan besteht der harte Kern aus sechs Mädchen.

Das liegt daran, dass es mit der Sanierung auch aus Brandschutzgründen schleppend voranging, auch an Corona. Zeitweise sei er ganz allein in der ehemaligen Bar zugange gewesen, sagt Felix Hiepler. Es wird eine Herausforderung sein, weitere Jugendliche zu gewinnen, die im Jugendladen auch Verantwortung übernehmen und ihn mit Leben füllen wollen. Das sieht auch der Outlaw-Mitarbeiter so.
Hiepler, der in Gröditz aufgewachsen ist, soll in erster Linie Aufsichtsperson in der Kumpelkammer sein, die jeweils mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet ist. Bei der Nachmittagsgestaltung sollen sich vor allem die Jugendlichen selbst austoben können. Ein paar Ideen gibt es schon: Einmal im Monat soll es eine offene Küche geben. Die 16-jährige Laura sagt, sie könne sich auch einige Workshops vorstellen. Vom Preisgeld aus dem Wettbewerb "Machen!", das es im vergangenen Jahr für das Projekt gegeben hat, konnte Outlaw jedenfalls neue Werkbänke besorgen. "Vielleicht können wir dann mal eigene Jutebeutel designen", hofft Laura.
Wenn die Kumpelkammer hundertprozentig fertig ist, werde man wahrscheinlich auch noch mal in die Schulen gehen und Werbung machen, sagt Hiepler. Einen Trumpf, der die Jugendlichen in den Treffpunkt ziehen kann, hat er auch noch im Ärmel: "Der große Schlüssel wird wahrscheinlich das W-LAN sein", sagt er und lacht.