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Lorenzmarkt: Kaffeestube kehrt zurück

Zum Volksfest auf den Elbwiesen gehört längst eine Institution. Die soll kein zweites Mal ausfallen.

Von Christoph Scharf
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Seit einem Vierteljahrhundert das Gesicht der jährlichen Kaffeestube in Lorenzkirch: Ina Pradella im Pfarrhof.
Seit einem Vierteljahrhundert das Gesicht der jährlichen Kaffeestube in Lorenzkirch: Ina Pradella im Pfarrhof. © Sebastian Schultz

Lorenzkirch. Während auf den Elbewiesen das Riesenrad installiert wird, die Schausteller an den Fahrgeschäften letzte Vorbereitungen treffen und ihre Wohnwagen ausrichten, wird auch im Dorf Lorenzkirch selbst gewirbelt: Unter alten Laubbäumen stehen im Pfarrgarten nun Reihen mit Biertischgarnituren, da werden ganze Stapel von Geschirr noch einmal abgespült und Pakete mit Kaffee, Kondensmilch und Zucker bereitgestellt.

Zum 24. Mal soll es am Wochenende zum Lorenzmarkt die Kaffeestube im Pfarrhaus geben - dort, wo der Überlieferung zufolge der Ursprung aller Kaffeesachsen liegen soll: Vor gut 300 Jahren war in Lorenzkirch Heinrich Georg Sappuhn Pfarrer, der aus den Türkenkriegen vor Wien das Wissen mit nach Sachsen gebracht haben soll, wie man Kaffee richtig zubereitet.

Sappuhns Grab ist noch heute auf dem Kirchhof nebenan zu finden. Und die Kaffeesachsen gibt es noch immer - das lässt sich jedes Jahr aufs Neue zum Lorenzmarkt bemerken. Während sich unten die Karusselle drehen, Musik spielt und beim Autoscooter Trubel herrscht, sitzen jenseits des Elberadwegs Dutzende Besucher bei Kaffee und Kuchen. Für viele Besucher steht die Kaffeestube fest im Kalender. "Manche sehen sich nur das eine Mal im Jahr, um sich hier zum Reden zu treffen", sagt Ina Pradella.

Die 85-Jährige ist von Anfang an die Macherin der Kaffeestube im Pfarrhaus, die bescheiden mit einem Tisch voller gespendeten Kuchen begonnen hatte und über die Jahre zu einer Institution heranwuchs. 16 bis 17 Packungen Kaffee gehen an so einem Wochenende durch die Maschinen. Der Kuchen dazu wird noch immer gespendet. "Rund 25 Helfer backen für die Kaffeestube Kuchen, mancher sogar mehrere", sagt Ina Pradella. In Lorenzkirch und seinen Nachbardörfern wird jedes Jahr gebacken, aber auch in Kreinitz, Jacobsthal, Gohlis. Die meisten Akteure kennen sich von der Kirchgemeinde - aber es bieten auch Leute Hilfe an, die gar nichts mit der Kirche zu tun haben.

Für den Besucherandrang bei schönem Wetter reichen die Kuchen aber dann doch nicht ganz aus. Und deshalb können die Kaffeestuben-Macher auch auf professionelle Unterstützung setzen: Die Bäckerei Brade als Hauptsponsor liefert zu, auch die Bäckereien Wagner und Raddatz sind mit im Boot.

Seit Anfang der Woche wird auf den Elbwiesen von Lorenzkirch aufgebaut. Am Freitag geht der Jahrmarkt los.
Seit Anfang der Woche wird auf den Elbwiesen von Lorenzkirch aufgebaut. Am Freitag geht der Jahrmarkt los. © Sebastian Schultz

Dabei ist die Kaffeestube in den vergangenen 25 Jahren nur ein einziges Mal ausgefallen - nicht wegen Hochwasser, sondern 2020 wegen Corona. Dieses Jahr soll das nicht noch einmal passieren. Das Team jedenfalls ist eingespielt. "Da habe ich gar keine Sorge", sagt Ina Pradella. "Ganz im Gegenteil." Helfer fänden sich immer genug - sie muss nur aufpassen, bei der Planung niemanden zu übersehen. 20 Ehrenamtliche, meist Frauen, schenken Kaffee aus, verkaufen Kuchen, kümmern sich um genug Geschirr-Nachschub.

Weil die meisten von ihnen berufstätig sind, findet die Kaffeestube nicht an allen vier Tagen des Lorenzmarkts statt, sondern nur Sonnabend und Sonntag. "Hier kann man sich gut erholen vom Trubel auf dem Markt", sagt Ina Pradella. Und es soll auch Leute geben, die nur wegen des Kaffees von Strehla mit der Fähre über die Elbe nach Lorenzkirch kommen. "Auch die Schausteller holen sich bei uns Kuchen, das gibt es ja auch nicht überall auf den Jahrmärkten", sagt die Lorenzkircherin.

Stammgäste kommen üblicherweise sogar aus Dresden und Meißen ins Dorf, aus Südbrandenburg sowieso. Auch wenn Kaffee und Kuchen auf dem Pfarrhaus-Grundstück im Mittelpunkt stehen, gibt es doch auch Bier und Bockwürste. Ein Imker aus Cottewitz wird wieder seinen Honig verkaufen. Und wie jedes Jahr wirbelt schon seit Wochen eine Helferin, um den Flohmarkt in einem Nebengebäude des Pfarrhauses aufzubauen. Der Trödel-Erlös wird für ein Buntglasfenster für die Kirche in Jacobsthal verwendet, der Erlös der Kaffeestube geht an die Kirchgemeinde.

  • Lorenzmarkt, 6. bis 9. August 2021: Freitag, 17-23 Uhr, Sonnabend, 10-23 Uhr, Sonntag, 10-22 Uhr, Montag, 11 bis 20 Uhr. Für Freitag ist wieder ein großes Höhenfeuerwerk zur Eröffnung angekündigt. Außerdem ist wie üblich eine Händlermeile geplant. Lediglich auf ein Festzelt wird dieses Jahr wegen der Corona-Vorschriften verzichtet.
  • Die Kaffeestube ist Sonnabend und Sonntag jeweils 13 bis 17 Uhr am Pfarrhaus nebenan geöffnet.
Der Lorenzmarkt gehört zu den ältesten sächsischen Volksfesten. Hier ein Eindruck von 2018.
Der Lorenzmarkt gehört zu den ältesten sächsischen Volksfesten. Hier ein Eindruck von 2018. © Klaus-Dieter Brühl