Riesa. Wäre am Montag die Pandemie vorbei, der Riesaer Tierpark könnte problemlos öffnen: Die Wege sind auch am Freitagmittag schon freigeschoben, die Treppen gestreut. Zumindest so, dass kein Besucher Gefahr liefe, zu stürzen. Mit dem Schneefall vom Sonntag und Montag sei man gut klargekommen, lässt Tierpark-Chef Michael Tobis durchblicken. Weil ohnehin kein Publikum in die Anlage kommen darf, sei man es ruhig angegangen. "Am Sonntag wurden erstmal die nötigsten Wege freigeschoben, damit wir zu den einzelnen Gehegen können."
In den Käfigen liegt auch am Freitag noch teils Schnee. Gerade in die Volieren ist er gefallen oder geweht worden. Die Streifenhörnchen wuseln nun etwa durch das Weiß und wühlen auch mal kurz nach Fressbarem. "Wir hatten Glück, dass Pulverschnee gefallen ist", sagt Tobis. Die gleiche Menge als nasser, schwerer Schnee – das wäre gefährlich für die Käfigdächer geworden.
Die meisten Tierarten in der Anlage neben dem Kloster kommen mit der Kälte gut zurecht. Die Streifenhörnchen etwa stammen aus Zentralasien. In der Mongolei werde es teils noch kälter, sagt Tobis. Die flinken Nagetiere haben noch einmal Zuwachs aus einem Tierpark in Norddeutschland bekommen, fast ein Dutzend Tiere klettern jetzt durch den Käfig. Sie waren zwischendurch auch schon mal ausgebüxt, erzählt der Tierparkleiter. Ein kleines Loch im Zaun genügte, schon saßen sie auf einem hohen Baum mitten im Tierpark. "Am Ende war der Hunger aber stärker", sagt Michael Tobis und lächelt verschmitzt. Noch am selben Tag waren alle Hörnchen wieder eingefangen.
Andere Tierparkbewohner trauen dem Schnee dagegen nicht so recht über den Weg, bleiben lieber im trockenen Teil ihres Geheges oder Käfigs. Die Rhesus-Affen etwa verbringen jetzt den Großteil der Zeit im Inneren des Affenhauses. "Eher wegen der Kälte, als wegen des Schnees", sagt Michael Tobis. Im Haus selbst sorgt eine Heizung für angenehmere Temperaturen. Auch im Stall neben dem Streichelgehege hängt derzeit eine Wärmelampe. Die soll die Nesthäkchen warm halten: Ein schwarzes Bergschaf ist kürzlich neu zur Welt gekommen, eine Ziege erwartet noch Nachwuchs. Die übrigen Tiere trotzen dagegen der Kälte. Der Polarfuchs mustert neugierig jeden, der an der Scheibe seines Käfigs vorbeikommt, der Uhu sitzt mit gelangweiltem Blick auf seiner Stange, ein Taubenpaar brütet sogar.
Kältebedingt angepasst wurde dagegen die Fütterung, sagt Michael Tobis. Weil das Futter bei der Kälte schnell gefriert, gibt es jetzt statt zwei eher vier Mahlzeiten. Für die Affen gibt es zur Abwechslung auch mal eine warme Kartoffel. Sonst ist in der Anlage alles weitgehend wie immer. Etwas ungelegen kamen die Wetterkapriolen eher aus einem anderen Grund, erzählt der Tierparkleiter. "Eigentlich wollte ich Anfang der Woche in zwei Tierparks in Bielefeld und Aschersleben fahren." Dort wollte Michael Tobis dann die neuen Attraktionen für die ehemals von den Kolkraben bewohnte Voliere holen: Es handelt sich – passend zur derzeitigen Wetterlage – um zwei Schneeeulen.