Gröditzer Wirtschaft bekommt Zuwachs

Gröditz. Die Halle mit der blauen Fassade liegt nicht weit weg von der B 169 entfernt, an nahe der Einflugschneise aus Richtung Riesa nach Gröditz. Lange war das Unternehmen Stahlhandel Gröditz dort der Hausherr. Doch inzwischen ist es jemand anderes: die Firma S.L. Spezialtiefbau hat das Objekt übernommen. Der 30-Mann-Betrieb ist im südbrandenburgischen Tröbitz im Elbe-Elster-Kreis ansässig.
Das soll sich aber ändern. Seinen Sitz will das Unternehmen bald gänzlich nach Gröditz verlegen. Dafür soll auch ein neues Bürogebäude auf dem Areal am Gröditzer Gewerbering entstehen. Ein neuer Nachbar also für die anderen Firmen dort, von denen die Bäckerei Raddatz die vielleicht bekannteste ist.
Doch wie kommt es, dass die Tiefbau-Firma vom jetzigen Stammsitz weg möchte, der etwa 20 Kilometer nördlich von Gröditz liegt? "Das Grundstück, auf dem in Tröbitz unsere Werkstatt und das Büro ansässig sind, liegt im Bergbaugebiet", erzählt der technische Geschäftsführer des Unternehmens, Alexander May. Im Laufe der Zeit habe es dort Setzungen gegeben, die zu Rissen im Gebäude geführt hätten. Deshalb habe sich das Unternehmen nach einer Alternative umgeschaut – und sei über Anzeigen auf das Grundstück in Gröditz mit Halle und Kranbahn aufmerksam geworden. Schnell sei klar gewesen, dass dieses Areal sehr gut passt.
Das Gelände habe man bereits Anfang des Jahres übernommen und seither auch schrittweise in Beschlag genommen, sagt Alexander May. Inzwischen lagere auch viel Material von Baustellen bereits in Gröditz.
Es sind die ersten Umverlegungsschritte des vor 20 Jahren gegründeten Unternehmens in die Röderstadt. Um die Bedingungen für die etwa zwei bis drei Mitarbeiter, die dauerhaft da sind, zu verbessern, soll noch der Sozialtrakt hergerichtet werden. Im Gange sei das schon, sagt Alexander May. Wenn alles fertig ist, soll der technische Bauhof komplett nach Gröditz ziehen.
Eigentlich wollte das Tiefbau-Unternehmen am neuen Standort aber schon einen weiteren großen Schritt tun und mit dem Bau eines neuen Bürogebäudes beginnen. Gut eine Handvoll Beschäftigte sollen in dem Neubau künftig ihren Arbeitsplatz haben. Aber momentan gibt es für den eingeschossigen Flachbau noch keine Baugenehmigung. "Wir vermuten, gegen Jahresende mit dem Bau beginnen zu können. Möglicherweise aber auch erst im Januar", so Alexander May.
Bis dahin sind die Tiefbauer selbst auf einer Großbaustelle der Region in Aktion: Die Spezialisten wirken beim Bahnbau an der Strecke Dresden-Leipzig in Glaubitz mit. Dort rütteln die Mitarbeiter sogenannte Spundwände ein und bohren Anker. Wichtige Vorarbeiten, damit später die Unterführungen für Autos und Fußgänger entstehen können.
Auf Baustellen sind die Tiefbau-Experten laut Alexander May aber nicht nur in der Region unterwegs, sondern nahezu in ganz Deutschland – auch wenn man versuche, den Schwerpunkt in der Gegend zwischen Dresden, Leipzig und Berlin zu setzen. Wegen des eher großen Aktionsradius sei es auch nicht so wichtig, ob sich der Firmenstammsitz in Tröbitz befinde oder in Gröditz, sagt der Bauingenieur.
Für manchen Mitarbeiter wird die Umverlegung an die Röder sogar ein Vorteil sein. Es gebe im Unternehmen auch Beschäftigte aus Gröditz, sagt der Geschäftsführer. Andere wohnen in Plessa oder wie Alexander May selbst in Finsterwalde. Für den einen bedeute der neue Sitz einige Fahrminuten mehr, für den anderen eben weniger, so der 48-Jährige. Trotz des anstehenden Umzugs in einen anderen Ort bleiben die Beschäftigten aber dabei, macht der Geschäftsführer deutlich. Gerade die Mitarbeiter auf den Baustellen seien meist ohnehin in Hotels und Pensionen untergebracht und kommen die Woche über nicht nach Hause.
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Wie viele andere Unternehmen hat auch die Tiefbau-Firma Nachwuchssorgen. Absehbar sei, dass demnächst einige Leute in Rente gehen werden, von daher sei auch S.L. Spezialtiefbau auf der Suche nach jungen, frischen Mitarbeitern, sagt Alexander May. Ausgebildet habe man zwar bisher nicht – auch weil Tröbitz relativ weit ab vom Schuss liege und man keinen Lehrling gefunden habe. Doch vielleicht ändere sich das ja in Gröditz.
Den Umzug aus der 660-Seelen-Ort Tröbitz mit Lager, Werkstatt und Büromitarbeitern will das Unternehmen Ende nächsten Jahres komplett vollzogen haben. Für die 6.900-Einwohner-Stadt Gröditz dürfte das auch einen neuen Gewerbesteuerzahler bedeuten. Danach gefragt, sagt Geschäftsführer Alexander May lachend: "Wir werden unser Bestes geben."