Eine Opernbühne am Seußlitzer Schloss

Diesbar-Seußlitz. Spaziergänger werden sich sicherlich schon gewundert haben. Im hinteren Drittel des Seußlitzer Schlossparkes steht ein Gerüst, das wie eine Bühne aussieht. Und tatsächlich, es ist eine. Die Firma K+K sowie Mitglieder des Leipziger Vereins Flügelschlag Werkbühne e.V. haben sie vor knapp zwei Wochen hier aufgebaut.
Sie steht direkt vor den ehemaligen Zuschauerrängen, die einst genau für solche Inszenierungen oder Freiluftkonzerte konzipiert worden sind. Doch dazu ist es kaum gekommen. Aber am 31. Juli und 1. August soll es so weit sein. Dann wollen Künstler und Musikstudenten, die sich in diesem Verein zusammengeschlossen haben, in Diesbar-Seußlitz die Händel-Oper "Imeneo" aufführen.
"Das ist schon eine sehr anspruchsvolle Aufführung", sagt die Projektkoordinatorin Sophie Renz. Die Musik kommt nicht aus der Konserve, sondern wird vor Ort gespielt. Ein siebenköpfiges Kammerorchester begleitet die fünf internationalen Sänger und den Projektchor. Für ihn konnten Leute aus Diesbar-Seußlitz und Umgebung gewonnen werden. Es ist aber nicht der hiesige Chor der Winzerinnen, wie Einheimische sofort vermuten würden. Dieser wurde als Erstes von den Leipzigern angesprochen, bei der Oper mitzusingen, habe es sich aber diese Art von Musik nicht zugetraut, so Sophie Renz. Letztendlich konnten hiesige Sänger gefunden werden, die Erfahrungen aus Kirchenchören mitbringen.

Bei den beiden Aufführungen am Wochenende geht es um ein Musikprojekt, das über das Bundesprogramm "Landkultur" sowie durch die Kulturstiftung des Freistaates
Sachsen gefördert wird. Es soll Kultur aufs Land bringen und die Leute aus den Dörfern daran beteiligen. Auch die Gemeinde Nünchritz, die hiesigen Parkengel und das Wein-Mosaik Seußlitz unterstützen diese Aufführung.
"Wir haben sie schon lange geplant", sagt Sophie Renz. Eigentlich sollte die Händel-Oper bereits im vergangenen Jahr im Seußlitzer Schlosspark aufgeführt werden. Die Premiere war 2019 in Delitzsch. Auch dort gibt es ein Barockschloss. "Wegen Händel haben wir speziell Schlösser aus dieser Epoche gesucht." - Und in Diesbar-Seußlitz gefunden.
In der Oper "Imeneo" geht es um eine junge Malerin und ihren Freund, die sich in einem alten Schloss den Traum des "wahren" Künstlerlebens erfüllen möchten. Und auch die anderen Freunde der Schloss-WG genießen das Künstlerleben in vollen Zügen. Doch schon bald ist das Geld alle. Ein reicher Geldgeber springt ein, interessiert sich aber weniger für die Malerei als viel mehr für die Malerin. "Unsere Geschichte ist frei erfunden", sagt Sophie Renz. "Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig."
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Tatsächlich erinnert der Inhalt der Operninszenierung an die ehemalige "Schlossherrin" Judith Grothe. Die junge Künstlerin wohnte mit Erlaubnis des Schlossbesitzers und Stararchitekten Stephan Braunfels ein paar Jahre im Seußlitzer Barockschloss. Sie brachte Leben in die alten Mauern, organisierte Hochzeitsmessen und auch Theaterveranstaltungen und feierte mit Freunden Partys.
Für den Leipziger Verein steht die Zusammenarbeit mit Menschen vor Ort im Vordergrund. "Wir sind sehr dankbar für die viele Unterstützung, zum Beispiel der Gemeinde Nünchritz, dem Haus des Gastes, von den Parkengeln und vielen Menschen, die uns sehr freundlich empfangen haben und tatkräftig unterstützen", sagt die Projektkoordinatorin der Werkbühne. Sie rechnet mit 50 bis 100 Besuchern. Angesichts der entspannteren Pandemielage dürften es auch gern mehr sein.
Die Höhe des Eintrittspreises können die Besucher selbst bestimmen. Zur Auswahl stehen 10, 15 und 20 Euro. Je nachdem, was die Zuschauer für angemessen halten. Karten im Vorverkauf gibt es im Landgasthof „Zum Ross“. Die Premiere findet am 31. Juli, 19 Uhr, und die zweite Aufführung am 1. August, 16 Uhr, im Schlosspark statt.