Kreiselbau an der B 169 sorgt für Schleichverkehr

Wülknitz. Das war einigen schon beim ersten Blick auf die Streckenführung der angekündigten Umleitungen klar: So werden Ortskundige die Kreisverkehr-Baustelle bei Lichtensee wohl kaum umfahren.
Ende Juli hatte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) mitgeteilt, welche Umfahrungen es gibt, wenn ab 3. August die B 169 bei Lichtensee voll gesperrt wird. Aufgeführt waren eine Umleitung für überregionalen und eine für den regionalen Verkehr. Beide jedoch sind recht weiträumig und führen ab Zeithain über die B 98 nach Glaubitz und Großenhain und von dort über die B 101 Richtung Elsterwerda, beziehungsweise abzweigend ab Frauenhain über Gröditz.
Vielen in der Region ist allerdings bewusst, dass es so ein weites und damit auch zeitintensives Umfahren vor allem mit dem Pkw nicht unbedingt braucht. Denn an Lichtensee und der voll gesperrten Kreisel-Baustelle lässt sich auch ganz gut vorbeikommen, indem man zum Beispiel von Riesa aus auf der B 169 kommend vor Lichtensee nach rechts auf die Panzerstraße in Richtung Wülknitz abbiegt. Und dann, kurz bevor es nach Wülknitz hineingeht, nach links auf den Bettelweg fährt. Der mündet kurz vor Tiefenau wieder auf die B 169. Eine Route, die Autofahrern sogar von der Navigationsfunktion des weit verbreiteten Google-Routenplaners vorgeschlagen wird. Denn sie bedeutet nur anderthalb Kilometer mehr Weg.
Die Strecke haben Ende der Woche auch etliche Autofahrer genommen. An der Einmündung vom Bettelweg in die B 169 herrschte am Donnerstag reger Feierabendverkehr. Private Pkws waren ebenso dabei wie Pritschenwagen und Kleinbusse von Handwerkerfirmen. Ein Linienbus nutzte ebenfalls die gemeindeeigene Straße auf seinem Weg nach Gröditz.
Aber auch ein großer, weißer Lkw mit ausländischem Kennzeichen war unter den spätnachmittäglichen Streckennutzern. Er hatte allerdings Mühe, mit seinem langen Anhänger vor Wülknitz in den Bettelweg einzubiegen.
In Lichtensee selbst hat Anwohner Hans-Jürgen Wermann den Eindruck, dass die vielen Straßenschilder, die auf die Baustelle und Umfahrungen hindeuten, etliche Autofahrer schlicht nicht interessieren. Er hat nach eigenem Bekunden reichlich Autoverkehr im Ort bemerkt. Gerade bei Lkw-Fahrern habe er den Eindruck, dass die manchmal nur stur aufs Navigationsgerät stieren, um plötzlich erschrocken zu merken, dass es doch nicht weitergeht. In Lichtensee zu wenden, sei für die großen Gefährte aber gar nicht so einfach. Sorgen macht dem ehemaligen Gemeinderat auch, dass durch das Ausweichen von Autofahrern auf sonst kaum genutzte Strecken wie die Verbindung Bauerngasse-Bettelweg zum Beispiel Bauwerke wie ein Durchlass leiden.
Dass Autofahrer die Gemeindestraßen nutzen, lässt sich indes nicht völlig verhindern. Ein Phänomen, das auch in Riesa für Verdruss sorgt, wo bestimmte Straßen im Ortsteil Poppitz seit Monaten zahlreichen Durchgangsverkehr verzeichnen, weil auf der sonst viel genutzten Poppitzer Landstraße eine Brücke saniert wird und diese wichtige Ausfallstraße daher voll gesperrt ist. Die Stadt Riesa hatte unter anderem mit dem Einsatz ihres Blitzers auf die Entwicklung in Poppitz reagiert.

Und in und um Lichtensee? Auch dort gab es laut der stellvertretenden Wülknitzer Bürgermeisterin Tina Noack dieser Tage schon Behördenpräsenz. So habe beispielsweise die Polizei Lkws am Bettelweg kontrolliert. Auf der Straße dürften die Laster nämlich gar nicht fahren. Am Freitag teilte die Polizei mit, bei einer Kontrolle am Donnerstagvormittag seien insgesamt vier Verstöße gegen das Durchfahrtsverbot für Lkw festgestellt worden. Die Ordnungswidrigkeiten seien angezeigt worden.
Gemeinderätin Tina Noack weiß auch von weiteren Beschwerden, die Anwohner wegen des Umleitungsverkehrs schon an die Gemeindeverwaltung herangetragen haben. Überhaupt finde sie die Verkehrsführung im Zusammenhang mit der Baustelle etwas verwunderlich.
Der Umleitungsverkehr durch den Kreiselbau dürfte Lichtensee und Umgebung noch eine Weile beschäftigen: Das gerade gestartete Vorhaben wird sich noch ein paar Monate hinziehen. Das Ende der Arbeiten visiert das Lasuv für Mai 2022 an.