Arena ist teuerstes Impfzentrum Sachsens

Riesa. Die Sachsenarena ist das Aushängeschild von Riesa. In normalen Zeiten gibt es dort Auftritte von Roland Kaiser oder Pferdeshows, die die Stadt bundesweit bekannt machen. All das ist durch die Corona-Regeln weggebrochen. Da nahm man es in Riesa mit Erleichterung auf, dass das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Arena als Impfzentrum anmietete. Schließlich ist der Betreiber, die Gesellschaft FVG, eine hundertprozentige Stadttochter.
Nun steht fest: Riesa macht mit dem Impfzentrum gar kein schlechtes Geschäft. Wie aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Anfrage des Riesaer AfD-Landtagsabgeordneten Carsten Hütter hervorgeht, lässt sich der Freistaat die Sachsenarena deutlich mehr Miete kosten als alle anderen zwölf Impfzentren in Sachsen.
Hütter hatte wissen wollen, wie hoch die Kosten in den einzelnen Impfzentren ausfallen. "Ich ging davon aus, dass der Platzbedarf in allen Impfzentren ähnlich groß ausfällt, egal ob im Vogtland, in Riesa oder Dresden. Aber bei den Mietkosten gibt es wahnsinnige Unterschiede."
In der Tat listet eine Übersicht des Sozialministeriums mit Stand 15. März 2021 Mietsummen auf, die von reichlich 3.000 Euro in Mittweida bis zu 793.000 Euro in Riesa reichen. Die Sachsenarena ist demnach das mit Abstand teuerste Impfzentrum: Bei der Miete lässt es sogar die Messe Dresden hinter sich, die mit 656.000 Euro deutlich günstiger ist. Die Leipziger Messe kommt gar nur auf ein knappes Drittel der Riesaer Summe. Wie das?
"Wir haben gut verhandelt"
In Riesa kann man die von Sozialministerin Petra Köpping (SPD) veröffentlichten Zahlen nicht nachvollziehen. Offenbar seien dabei unterschiedliche Faktoren und Angebote der einzelnen Impfzentren vermischt worden. "Das DRK hat von uns ein All-Inclusive-Angebot angefordert und erhalten", sagt FVG-Geschäftsführer John Jaeschke. Deshalb habe man für die Sachsenarena keinen reinen Mietpreis vereinbart, sondern eine Nutzungspauschale. In der seien Kosten für Sicherheitsdienst, Reinigung, Winterdienst, Sanitäranlagen schon mit drin. Außerdem habe man nicht nur die komplette knapp 8.000 Quadratmeter große Halle vermietet, sondern auch den Parkplatz dazu.
Aber selbst wenn man von einem Drei-Monats-Zeitraum bei den genannten 793.000 Euro ausgehe: Der mit dem DRK vereinbarte Betrag liege deutlich unter dieser Summe. "Wir haben gut verhandelt", sagt John Jaeschke. "Aber wenn das der tatsächliche Mietpreis wäre, könnte ich mich zum Manager des Jahres vorschlagen."
Aufsichtsratsvorsitzender der FVG ist Riesas OB Marco Müller (CDU). Er erinnert daran, dass man im Dezember 2020 innerhalb weniger Tage in der Sachsenarena eine voll funktionsfähige, an die Bedürfnisse des DRK ausgerichtete Infrastruktur zur Verfügung gestellt habe. Er habe dafür gekämpft, dass man den Riesaern ein Impfangebot in der eigenen Stadt machen könne, so Müller. Zudem gehöre die Halle zu Deutschlands 30 besucherstärksten Multifunktionsarenen. "Hier sind im Gegensatz zu anderen Standorten sämtliche infrastrukturelle Rahmenbedingungen von vornherein gegeben. Das rechtfertigt natürlich eine angemessene Nutzungspauschale, die von der FVG in fairen Gesprächen mit dem DRK vereinbart wurde", sagt der OB.
So oder so: Die FVG dürfte die Einnahmen brauchen können. Großveranstaltungen sind in der Arena seit mehr als einem Jahr nicht mehr möglich. Wann wieder welche kommen, ist noch nicht abzusehen. Sächsische.de wollte wissen, ob die Stadttochter bei der Vermietung der Sachsenarena als Impfzentrum wirtschaftlich besser fahre, als in einem durchschnittlichen Jahr - ohne Corona - als Veranstaltungshalle.
So ein Vergleich wäre "rein spekulativ", heißt es von der Stadtverwaltung. Eine Antwort gibt es trotzdem: Da es sich beim Impfzentrum um eine Langzeitanmietung handele, sei der Erlös insgesamt höher als bei einer Reihe einzelner Veranstaltungen - bei denen ja immer „leere Tage“ dazwischen vorkommen.
"Mit Impfungen wird Kasse gemacht"
Wäre eine andere Halle und nicht die Arena als Impfzentrum genutzt worden, hätte die FVG durch den Komplettausfall des Veranstaltungsbetriebes womöglich mit staatlichen Hilfen rechnen können. Die Kosten für die Impfzentren indes trägt zunächst der sächsische Steuerzahler. Wie das Sozialministerium mitteilt, würde knapp die Hälfte der laut Corona-lmpf-Verordnung erstattungsfähigen Kosten aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds erstattet, weitere 3,5 Prozent von privaten Krankenversicherungen.
Der Freistaat hatte den DRK-Landesverband Sachsen mit Aufbau und Inbetriebnahme der Impfzentren beauftragt und dafür insgesamt sechs Millionen Euro eingeplant. "Das Ende der Fahnenstange ist damit noch lange nicht erreicht", sagt AfD-Politiker Carsten Hütter. Mit Impfungen werde richtig "Kasse gemacht". Kostenunterschiede in diesen Größenordnungen seien schlichtweg nicht nachvollziehbar.
Nun müsse man hinterfragen, wer hier wie und mit wem verhandelt habe. Es sei nichts daran auszusetzen, dass der Staat ein freiwilliges Impfangebot unterstütze. Diese Millionenausgaben aber seien intransparent.
Die Meißner CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge hatte schon im Januar moniert, dass die Kosten für die sächsischen Impfzentren verhältnismäßig hoch ausfallen. Die Sachsenarena habe sich aus ihrer Sicht aber trotz des hohen Preises rentiert, da dort genügend Platz für mehrere Impfstrecken ist. "Prinzipiell bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Hausärzte weiterhin mehr Impfstoffe bekommen sollten, denn diese kennen ihre Patienten am Besten."
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