Gewerkschaft ändert im Teigwaren-Streik die Taktik

Riesa. Zum vierten Mal seit Anfang Juli ist bei den Teigwaren Riesa gestreikt worden. Wie die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) mitteilt, habe man von Dienstag, 22 Uhr bis Mittwoch, 14 Uhr erneut die Arbeit niedergelegt. Dabei sei diesmal die Taktik gewechselt worden, hieß es: Zunächst habe die Belegschaft in der Produktion die Arbeit niedergelegt, ab 6 Uhr die Kollegen in der Verpackung. Damit sei der Streik schwerer auszurechnen, das Unternehmen habe weniger Möglichkeiten, zu reagieren.
Anfang der Woche hatte Teigwaren-Geschäftsführer Mike Hennig in einem Schreiben an die Gewerkschaft versucht, die Perspektive des Unternehmens zu erläutern - und einen Vorschlag zur Güte gemacht: "Ich habe weiter unsere Gesprächsbereitschaft signalisiert und wie schon gehabt, eine tabellenwirksame Gehaltserhöhung im Januar in Aussicht gestellt." Außerdem bot der Geschäftsführer eine einmalige Prämienzahlung für die im Coronajahr geleistete Arbeit an.
Diese Einmalzahlung könne aber keine dauerhafte Lohnerhöhung ersetzen, kritisiert die Gewerkschaft. "Die Beschäftigten sind die Lohnblockade bei Riesa Nudeln leid. Es muss sich etwas bewegen. Will die Geschäftsleitung und Eigentümerfamilie ihre Blockade fortführen oder ist sie bereit, über nachhaltige Lohnerhöhungen zu verhandeln?", zitiert eine Mitteilung der NGG Olaf Klenke vom Landesbezirk Ost. "
NGG sieht sich bestätigt
Wenn auch zeitversetzt, so hatten die kurzfristig anberaumten Streiks letztlich den gleichen Effekt: Die Arbeit kam komplett zum Erliegen. Problematisch aus Unternehmenssicht ist vor allem, dass der Streik kurzfristig angekündigt wurde. "Wir haben drei Stunden vorher davon erfahren." Die Maschinen brauchten aber mehrere Stunden, um heruntergefahren und gereinigt zu werden. "Sonst wird der Grieß fest und die Anlagen gehen schlimmstenfalls kaputt."
Von NGG-Seite heißt es dazu, die Geschäftsführung sei fast fünf Stunden vor Beginn informiert worden. "Wir müssten einen Streik eigentlich auch gar nicht vorher ankündigen", betont Olaf Klenke. Aber man wolle die Situation in diesem Punkt auch nicht weiter eskalieren lassen.
An der Grundhaltung beider Seiten hat offenbar auch der vierte Streik nicht viel geändert. Die Situation sei unverändert, sagt der Geschäftsführer. Auch die NGG bereitet sich auf weitere Streiks vor: "Ich habe den Eindruck, dass bisher kein Kompromisswille da ist", so Olaf Klenke. Die Mitarbeiter würden den Druck nun weiter erhöhen. "Sie können sehr flexibel und schwer kalkulierbar streiken. Wir haben da noch einiges im Köcher." Die Gewerkschaft fordert eine Perspektive auf 788 Euro mehr Lohn - nach Angaben des Unternehmens sei das selbst schrittweise wirtschaftlich nicht darstellbar. (SZ/stl)