Riesa. Der Wintereinbruch kam mit Ansage. Und dennoch hat mancher im Elbland Sonntag früh ungläubig aus dem Fenster geschaut, was sich dort auf Straße und Gehweg auftürmte. Da waren die Männer und Frauen des Winterdienstes schon seit einigen Stunden auf dem Weg - obwohl sie in Riesa etwas später als sonst angefangen haben.
"Wir sind am Sonntagmorgen um fünf gestartet, nicht wie üblich schon um vier", sagt Andreas Sonnenfeld. Der Technische Leiter vom Unternehmen AGV ist für den Winterdienst auf den Riesaer Straßen zuständig - und hat beim Blick auf den Wetterbericht schon geahnt, dass er nach hinten raus noch Kräfte übrig behalten muss.
So schickte er schon in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag, als von Schnee noch wenig zu sehen war, auf den wichtigsten Straßen der Stadt ein Fahrzeug auf Tour: Das behandelte die Fahrbahn vorsorglich mit Sole, also Feuchtsalz. "Das hat sich gelohnt", sagt der AGV-Mann. "Das haben wir Sonntag früh bemerkt."

Da begannen dann 26 Mitarbeiter mit insgesamt 14 Fahrzeugen ihre Schicht, um städtische Straßen, Bushaltestellen, Fußgängerzonen zu beräumen. Größter Trumpf im Spiel: Die vier Großfahrzeuge mit aufgesetztem Soletank. "Gerade bei Temperaturen unter null Grad wirkt die Salzlösung viel effektiver als pures Salz, das vom Verkehr schnell in den Straßengraben gewirbelt wird", sagt Sonnenfeld. Deshalb setzt das Tochterunternehmen der Wohnungsgesellschaft Riesa beim Kauf von Winterdienst-Ausrüstung schon seit Jahren auf Sole-Technik.
Während die Fahrer der Räumfahrzeuge den Vorteil haben, in beheizten Fahrerkabinen unterwegs zu sein, teilen mehrere Kollegen das Los von Grundstückseigentümern, die an diesem Sonntagmorgen überall in Riesa zu den Schneeschiebern greifen: Während die einen sich mühen, den Gehweg vor ihrem Haus zu räumen, arbeiten sich die AGV-Leute von Bushaltestelle zu Bushaltestelle vor - nicht nur in Riesa selbst, sondern auch in den Ortsteilen wie Jahnishausen, Böhlen oder Nickritz.
Räumfahrzeuge fahren langsamer
Alle haben an diesem Sonntagvormittag dasselbe Problem: Wohin mit dem Schnee? Ihn einfach auf die Fahrbahn zu schieben, ist verboten. Aber wohin dann? "Da braucht es derzeit in der Tat Fingerspitzengefühl", sagt Andreas Sonnenfeld. "Wir schieben den Schnee dorthin, wo er am wenigsten stört."
Aber das ist leichter gesagt, als getan: In engen Straßen mit vielen Hofeinfahrten landet der Schnee von der Fahrbahn zwangsläufig auf den Gehwegen, die mancher vielleicht gerade erst mühsam freigeschippt hat. Da löst der Anblick von Räumfahrzeugen bei Anwohnern nicht zwangsläufig Begeisterung aus. "Wir sagen unseren Fahrern deshalb, dass sie ein bisschen langsamer fahren sollen", sagt der Technische Leiter. Dann fliegt der Schnee nicht ganz so schwungvoll von der Fahrbahn.
Immerhin: Fahrbahnen mussten in Riesa am Sonntag keine gesperrt werden, obwohl es etwa Richtung Mautitz und Bloßwitz auf freiem Feld schon ordentliche Schneeverwehungen gab, teilweise auch innerorts - wie auf der Weidaer Straße, wo auf einem Abschnitt statt Häusern freies Feld die Straße säumt.
Für Schneewehen bis zu einem Meter Höhe reicht die Schiebetechnik der AGV aus. Wird sie in den nächsten Tagen nötig sein? "Es sind neue Niederschläge angesagt", sagt AGV-Mann Sonnenfeld. Montagmorgen geht es für seine Mitarbeiter wieder früh um vier raus.
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