Riesa
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Diebe schlachten historisches Kraftwerk aus

Nicht zum ersten Mal steigen Unbekannte in ein Industriedenkmal in Plessa ein. Das hat zu Riesa eine ganz besondere Beziehung.

Von Christoph Scharf
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Das Kraftwerk Plessa steht unter Denkmalschutz. Darauf nehmen Diebe allerdings keine Rücksicht.
Das Kraftwerk Plessa steht unter Denkmalschutz. Darauf nehmen Diebe allerdings keine Rücksicht. © Johannes Lange/IBA

Plessa/Riesa. Keinen Respekt vor einem Industriedenkmal haben Täter, die über das Wochenende in das ehemalige Kraftwerk Plessa (Kreis Elbe/Elster) eingebrochen sind. Dieses Mal haben die Unbekannten "erhebliche Mengen Kupferkabel" abgetrennt, wie die Polizei mitteilt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Der entstandene Schaden ist noch nicht beziffert.

Die Anlage wurde zuletzt häufiger von Dieben heimgesucht. So waren im Dezember 2020 Stromleitungen und Maschinenteile aus dem unter Denkmalschutz stehenden Kraftwerk gestohlen worden. Dabei hatten die Täter auch stromführende Leitungen durchtrennt, wodurch die Beleuchtungsanlage auf den zwei 120 Meter hohen Schornsteinen ausfiel. Seinerzeit musste auch die Deutsche Flugsicherung über den Ausfall der Warneinrichtung informiert werden, Polizisten sicherten Spuren.

Nur zwei Monate davor waren schon einmal Einbrecher da gewesen: Im Oktober 2020 stahlen sie mehrere Gegenstände aus dem Museumsbereich sowie einen an der Decke befestigten Beamer. Weil es dabei auch erhebliche Sachbeschädigungen gab, schätzte die Polizei den Schaden seinerzeit auf rund 25.000 Euro.

Die Polizei hatte im Kraftwerk Plessa auch schon mal Einbrecher auf frischer Tat stellen können: Im Mai 2020 konnten Beamte nach Mitternacht die Personalien von gleich sieben Männern zwischen 18 und 21 Jahren feststellen, die in das Objekt eingedrungen waren. Einige von ihnen waren bereits polizeibekannt.

Hier in Riesa-Gröba endete einst die erste 110-Kilovolt-Fernleitung Europas. Sie verband das Kraftwerk Plessa (Elbe-Elster) mit dem Elektrizitätsverband Gröba.
Hier in Riesa-Gröba endete einst die erste 110-Kilovolt-Fernleitung Europas. Sie verband das Kraftwerk Plessa (Elbe-Elster) mit dem Elektrizitätsverband Gröba. © Lutz Weidler

Das Kraftwerk Plessa hat eine besondere Verbindung zu Riesa: Als eines der ältesten in seiner ursprünglichen Bausubstanz erhaltenen Braunkohlekraftwerke in Europa war es 1927 durch den Elektrizitätsverband Gröba in Betrieb genommen worden. Der im Riesaer Ortsteil Gröba nahe des Stahlwerks ansässige Verband hatte sich ein eigenes Kraftwerk bauen lassen, um dem sprunghaft angestiegenen Strombedarf im Raum Riesa decken zu können. Auf Plessa fiel die Wahl, weil dort in der Nähe eine leistungsfähige Braunkohlengrube bestand. Das Kraftwerk ging an der ersten 110-Kilovolt-Fernleitung Europas in Betrieb, die seinerzeit in Gröba endete - dort, wo heute Riesas Feuerwehr-Hauptwache ihren Sitz hat.

Das Kraftwerk Plessa war 1992 abgeschaltet worden, der Abriss des Denkmals konnte verhindert werden.