Luftunterstützung für die Feuerwehr

Glaubitz. Es kommt auf Knopfdruck: ein Geräusch wie ein zorniger Wespenschwarm. Dann hebt das orangefarbene Fluggerät ab, senkrecht nach oben, mit überraschender Geschwindigkeit. Nur einen Moment später steht es hoch über den Glaubitzer Hausdächern. Die sieht jetzt nicht nur Franz Lupprian, der die Drohne mit den Bewegungen zweier Daumen steuert: Seine Fernbedienung zeigt auf einem kleinen Monitor die Sicht von oben - aber auch ein größerer Bildschirm, der auf einem Dreibein im Gerätehaus der Glaubitzer Feuerwehr aufgestellt ist. "Hiermit kann der Einsatzleiter im Ernstfall einen Überblick erhalten", sagt Martin Reichstädter.
Der Glaubitzer Gemeindewehrleiter und seine Kameraden haben schon vor Monaten auf diesen Augenblick hingearbeitet: Nun ist ihre Wehr das fliegende Auge für Einsätze im Norden des Landkreises Meißen. Bislang musste die Drohne aus Bärnsdorf anrücken, einem Dorf zwischen Moritzburg und der A 13. Nun wurden die Kameraden dort mit einer neuen Drohne ausgestattet - und die Glaubitzer konnten das Fluggerät von Bärnsdorf übernehmen.
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Natürlich wurde die Technik dabei mit neuen Akkus ausgestattet: "Die reichen 20 Minuten", sagt Franz Lupprian, der die Drohne jetzt in einem Halbkreis hoch über das Feuerwehr-Grundstück steuert. Die Kinder aus dem direkt nebenan liegenden Kindergarten sind längst aufgeregt zum Gartenzaun gerannt, um das Treiben bei der Feuerwehr zu beobachten.
Ist die neue Drohne auch ein Stück Nachwuchswerbung? "Wir können uns schon jetzt kaum retten", sagt Martin Reichstädter. Die Glaubitzer Wehr hat nicht nur eine große Bambini- und Jugendfeuerwehr, sondern auch eine starke Einsatzabteilung: 35 aktive Kameraden in Glaubitz, zudem sechs in Radewitz.
Und die neue Drohne ist ja auch nicht als Werbung da, sondern soll im Ernstfall helfen. Bei Wald- und Feldbränden etwa lässt sich aus 50 Metern Höhe viel schneller erkennen, wo sich die Flammen gerade ausbreiten. Bei schlechter Sicht oder der Suche nach einem Brandherd hilft eine Wärmebildkamera. Die lässt sich auch einsetzen, um vermisste Personen zu finden. "Etwa, wenn jemand in der Elbe gesucht wird", sagt Reichstädter.
In solchen Fällen werden künftig die Glaubitzer Kameraden alarmiert. Zehn Kameraden haben im Oktober 2020 eine Schulung erhalten und sind künftig für das Gebiet von Lommatzsch bis Großenhain zuständig. Bislang musste die Bärnsdorfer Wehr den kompletten Landkreis Meißen abdecken - aber das bedeutete derart lange Anfahrten, dass sich beim Eintreffen der Drohne der Einsatz nicht mehr lohnte. So etwa beim jüngsten Brand eines Einfamilienhauses in Zeithain oder beim Scheunenbrand in Strehla. Künftig fliegt die Bärnsdorfer Drohne nur noch bei Einsätzen im südlichen und östlichen Teil des Landkreises, von Nossen bis Thiendorf - sodass der Kreis etwa halbe/halbe aufgeteilt ist.
Der Hexacopter mit seinen sechs Propellern hat inklusive Zubehör rund 6.000 Euro gekostet, eine ähnliche Summe wurde zusätzlich für die Ausbildung der Kameraden fällig. Die übernahm ein Ausbilder von einer Drohnenflugschule - zwei Tage Theorie, ein Tag Praxis, anschließend ein Test. "Damit wir abgesichert sind für den Fall der Fälle", sagt Wehrleiter Reichstädter, der mit seinen 34 Jahren schon etwas älter ist als der Durchschnitt der Glaubitzer Einsatzkräfte.
Damit die Kameraden in Übung bleiben, wird die Drohne jetzt auch bei normalen Feuerwehr-Diensten öfter mal in die Luft gehen. Echte Einsätze erhält sie, wenn die Leitstelle bestimmte Stichworte auswählt - Waldbrand etwa, Großbrand, große ABC-Einsätze oder Hilfeleistungen.
Ein Vorrat von acht Akkus sorgt dafür, dass der Einsatz auch mal länger dauern kann. "Wenn der Akkustand zu niedrig wird, fliegt die Drohne ohnehin automatisch an ihren Startort zurück", sagt Franz Lupprian. So lange ist sie in einem Radius von rund 700 Metern um den Drohnenpiloten unterwegs.
Richtiger Regen oder Sturm wären ein Abbruchgrund - drum rückt der Drohnenpilot auch nicht alleine an, sondern hat Kameraden dabei, die Wetterbericht, Windstärke und -richtung im Blick behalten. "Vier Kameraden rücken insgesamt aus, die haben auch gut zu tun", sagt Martin Reichstädter.
Gut zu tun hat gerade auch die Drohne in der Luft: Die sechs Rotoren arbeiten kräftig, um trotz des Windes die Position zu halten. Womöglich sorgt das Fluggerät dafür, dass die Sirene in Glaubitz künftig häufiger auslöst: Die Bärnsdorfer Drohne hatte zuletzt 60 Einsätze jährlich; Glaubitz kam schon ohne Drohne auf 30 bis 40 Einsätze pro Jahr. "Dieses Jahr haben wir aber schon mehr als 30", sagt Reichstädter - derzeit gibt es im Raum Zeithain/Glaubitz immer wieder Brandstiftungen, zuletzt am Montag. Die ehrenamtlichen Kameraden haben also auch schon ohne Drohne gut zu tun.