Große Pläne für Riesa

Riesa. Große Teile der Industriebrache sind verschwunden und durch üppiges Grün ersetzt. Dafür dampft die Weiße Flotte endlich wieder bis nach Riesa – wo die Schiffe von Menschen erwartet werden, die sich in Liegestühlen an der Elbe sonnen. So etwa sieht sie aus – die Vision, mit der sich Riesa um Fördermillionen des Bundesinnenministeriums bewerben will.
Dieser Tage wurde das Projekt nichtöffentlich im Stadtrat vorgestellt – und hat dort für einige Überraschung gesorgt. Zwar ist die Zukunft des Muskator-Geländes, das die Stadtsilhouette aus Richtung Elbe schon von weitem prägt, seit Jahren ein Gesprächsthema. Aber warum taucht da so plötzlich eine bunte Visualisierung auf, die schon ziemlich konkrete Pläne enthält?
"Die Stadt wurde kurzfristig über das „Bundesprogramm zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ informiert", sagt Stadtsprecher Uwe Päsler. Laut der Internetseite des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wurde darüber Mitte Januar informiert – aber schon am 15. März war Einreichungsschluss für Projektvorschläge. "Deshalb wurde sehr schnell und intensiv die Projektskizze vorbereitet", sagt der Rathaus-Sprecher.
Das Geld für das Programm stammt aus dem Energie- und Klimafonds des Bundes – entsprechend sollten dabei die Aspekte Stadtgrün und Klimawandel eine Rolle spielen. Und deshalb setzt die Riesaer Vision auch massiv auf Grünes: Da gibt es eine "Grüne Allee" die vom Park am Puschkinplatz an einer anzulegenden "Bienenweide" im Senkgarten vorbeiführt. Sie endet an einer Terrasse oberhalb der Elbe mit Sitz- und Liegemöglichkeiten.

Die Verbindung zum Elbufer soll über Sitzstufen hergestellt werden. Dort findet sich dann neben einem Klimapfad am Elbufer auch eine Anlegestelle für Kanus und Sportboote. Die Visualisierung nimmt auch Bezug auf die Weiße Flotte – auch wenn die ihren Verkehr bis nach Riesa schon vor vielen Jahren eingestellt hat.
Eine neue Attraktion fänden Fahrgäste jedenfalls in Riesa: Denn das Silo des früheren Mischfutterwerks könnte als Energiezentrale mit Blockheizkraftwerk und Dachbegrünung genutzt werden. Und die Biomasse für das Kraftwerk soll gleich nebenan wachsen, im Innenhof des Areals - der jetzt noch von diversen Nebengebäuden zugestellt ist.
"Die historischen Mühlengebäude müssen aus Denkmalschutzgründen stehenbleiben", sagt Uwe Päsler. Eine sinnvolle Nutzung sei derzeit aber nicht denkbar: Ein Umbau zu Wohnzwecken sei durch die baulichen Bedingungen kaum wirtschaftlich darstellbar, etwa wegen der ungewöhnlichen Deckenhöhen.
Aber die Frage stellt sich für das ganze Projekt: Wer soll das bezahlen? Erste Kalkulationen gehen von rund neun Millionen Euro Gesamtkosten aus. Allerdings winke vom Bund eine 90-Prozent-Förderung.
"Das Programm würde für Riesa hervorragend passen", sagt OB Marco Müller (CDU). "Beim avisierten Fördermittelanteil von 90 Prozent könnten wir mit weniger als einer Million Euro Eigenanteil ein Neun-Millionen-Projekt umsetzen." Das wäre immer noch sehr viel städtisches Geld – aber auch ein "herausragender Erfolg".

Allerdings wird Riesa nicht der einzige Bewerber sein, der sich für die Fördermillionen interessiert. Warum sollte man sich im zuständigen Bonner Bundesinstitut gerade für Riesa entscheiden? Wie realistisch eine Auswahl wäre, könne man noch nicht einschätzen, heißt es aus dem Rathaus. Man sei optimistisch, ins Förderprogramm aufgenommen zu werden, sagt OB Müller. "Aber selbst wenn sie keine Zustimmung beim Bund findet, werden wir in jedem Fall Teile davon in Angriff nehmen."
Praktisch geht es so weiter: Das Bundesinstitut wählt aus den eingereichten Projektskizzen Projekte aus, die in einem zweiten Schritt einen konkreten Fördermittelantrag einreichen dürfen. Eine Entscheidung darüber könnte im Sommer vorliegen. Bei einem Erfolg geht man davon aus, das Projekt bis 2024 umsetzen zu können.
Dann werde man nach dem ziemlich hektischen Auftakt selbstverständlich auch die Stadträte einbinden, heißt es aus dem Rathaus. Denn es gibt auch kritische Stimmen von Stadträten, die monieren, übergangen worden zu sein. Der Termin habe gedrängt, heißt es von der Verwaltung. Und man habe bislang auch kein Geld in das Projekt gesteckt, sondern die Visualisierung im Rathaus selbst erarbeiten lassen. Vor einem Fördermittelantrag stehe selbstverständlich noch eine Stadtratsentscheidung.
Der Eigentümer des Maschinenturmes mit Siloanlage habe jedenfalls nichts dagegen, sagt Stadtsprecher Uwe Päsler. "Er hat bereits seine Zustimmung für das Projekt gegeben." Und ein Teilprojekt werde so oder so umgesetzt: Die durchgehende Führung des Elberadwegs am Fluss entlang, der bisher über den Puschkinplatz verläuft. Das sei Bestandteil eines anderen Förderprogramms.
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