Nünchritz. Der Stolz ist Kevin Deul und Heike Loschelders anzumerken, als sie von ihrem Verein erzählen. In den 25 Jahren seit der Gründung haben die Mitglieder nicht bloß den alten Gasthof in Weißig vor dem Verfall bewahrt. Neue Fenster sind schon länger drin, für Rückenschule und Reha-Sport stehen nach einem Umbau mehr Platz zur Verfügung. Demnächst soll das Erdgeschoss barrierefrei sein. Dazu ein neuer Internetauftritt, mehr Werbung: Es geht voran, das machen der Vorsitzende und seine Stellvertreterin deutlich. Das Engagement macht sich bezahlt. Die Mitgliederzahlen sind zuletzt gestiegen, sagt Kevin Deul, der seit drei Jahren Vorsitzender ist. "Wir haben hier richtig viel Energie reingesteckt für ein ordentliches Bild."
Nun aber fürchtet der Verein um diesen hart erarbeiteten guten Ruf. Wie Sächsische.de kürzlich berichtet hatte, fand im März im Gasthof ein Treffen des "Indigenen Volks der Germaniten" (IVG) statt, die vom Verfassungsschutz der Gruppe der Reichsbürger und Selbstverwalter zugeordnet wird. "Irgendwas bleibt dann leider immer hängen", fürchtet Deul. Seine Stellvertreterin sagt: "Das war wie ein Knüppel zwischen die Beine." Beide haben die Sorge, dass nach dem Treffen und der Berichterstattung nicht jeder trennt zwischen den Mitgliedern des Turnvereins und den Leuten, die sich da privat eingemietet hatten.
"Außer für Reichsbürger"
Dabei sei er selbst getäuscht worden, als eine Frau aus dem Nachbarort den Gasthof anmietete. Politische Veranstaltungen seien in dem Haus nicht zulässig, erklärt Kevin Deul. "Wir sind als Sportverein politisch neutral, und um das zu untermauern, steht das auch in unseren Nutzungsbedingungen."
Im Fall des IVG-Treffens wurde Deul schlicht angelogen. "Mir gegenüber hieß es, es handle sich um ein Vereinstreffen." Die Mieter hätten vor, selbst einen Verein zu gründen und wollten sich im Vorfeld schlaumachen. Aufgeschreckt wurde Deul dann von Anrufen aus dem Ort am Tag der Veranstaltung. "Mich rief jemand an und fragte, warum in Weißig die Polizei die Straße rauf und runter fuhr." Auch die vielen Autos vor dem Vereinsheim sorgten in dem kleinen Ort für entsprechende Aufmerksamkeit.
Etwas später sei er dann schon darauf aufmerksam gemacht worden, wer sich da tatsächlich in den Vereinsräumen traf. Weil die IVG-Veranstaltung im Haus blieb, es keine Kundgebungen oder Ähnliches gab, griff die Polizei nicht ein, auch Deul hielt sich zurück. "Ich habe dann später bei der Übergabe nachgefragt, wie denn die Veranstaltung war und worum es eigentlich ging", erzählt er. "Da kamen dann nur schwammige Aussagen."
Ein juristisches Nachspiel wird die Sache wohl nicht mehr haben, auch wenn Kevin Deul und Heike Loschelders einen Verstoß gegen die Satzung vermuten. Man habe zwar eine Ahnung, worum es in etwa bei dem Treffen ging. Nachweisen lasse es sich aber nicht. So bleibt nur, zu sensibilisieren. Anderen Vereinen habe er geraten, genauer hinzuschauen, wer sich bei ihnen anmeldet. Denn im schlimmsten Fall haften Vereinsvorstände bei Fahrlässigkeit mit ihrem Privatvermögen.
Acht- bis zehnmal im Jahr mietet sich jemand im Haus ein; in der Regel für private Feiern. "Wir wollen das Gebäude der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen", betont Kevin Deul - und fügt direkt hinzu: "Außer für Reichsbürger."