Riesa hat jetzt eine Muhammad-Ali-Suite

Riesa. Was war das für ein Trubel! Als der damalige Oberbürgermeister Wolfram Köhler im Sommer 2002 Muhammad Ali nach Riesa geholt hatte. Einen der berühmtesten Sportler des 20. Jahrhunderts! Kinder, Fans und Journalisten umringten den mehrfachen Box-Weltmeister, der für die Europapremiere seiner Film-Biografie in die Sportstadt gekommen war.
Abgestiegen war Muhammad Ali seinerzeit natürlich im ersten Haus am Platz, dem Hotel Mercure. In welchem Zimmer, das weiß man dort auch heute noch genau: Jetzt, knapp 20 Jahre nach dem historischen Besuch, hat man sich die Suite noch einmal aufwendig vorgenommen.
An der Tür zum Zimmer begrüßt einen ein bekanntes Zitat: "Float like a butterfly, sting like a bee". Zu deutsch: "Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene." Der Autor selbst schaut den Besucher dann von einem wandfüllenden Bild an. Es zeigt den jungen Muhammad Ali, der damals noch seinen Geburtsnamen Cassius Clay getragen haben dürfte - bevor er sich nach seinem ersten Weltmeistertitel einen neuen zum Islam passenden Namen gab.
An der Decke dreht sich ein Ventilator und verbreitet neben verwirbelter Luft auch den Charme der US-Südstaaten - auch wenn der Boxer aus dem US-Bundesstaat Kentucky stammt, der gerade noch so zum Süden der USA zählt. Stehlampe und Nachttisch-Leuchte sind im Retro-Stil eines Bühnenscheinwerfers gehalten.
"Wir waren schon im Februar 2020 mit dem Umbau der Suite fertig geworden", sagt Reiner Striegler, Chef der Hotel-Betreibergesellschaft Magnet. "Aber danach kam gleich Corona."
Sieben Monate lang hatte das Hotel an der Bahnhofstraße zubleiben müssen. Im ersten Lockdown 2020 galt das für das komplette Haus. Danach durften immerhin Geschäftsreisende kommen. Der Betreiber nutzte die Zeit auch für Bauarbeiten an etlichen Bädern und einer Restaurant-Küche. Zudem galt es gerade erst, die vier Sterne zu verteidigen: Das ist alle drei Jahre fällig, im Mercure mittlerweile seit 21 Jahren.
Und gleichzeitig durfte man sich in Riesa auch noch mit New York auseinandersetzen: Dort hat die Gesellschaft ihren Sitz, die die Rechte am Namen "Muhammad Ali" hält. Der Boxer hatte noch zu Lebzeiten 2006 80 Prozent der Rechte an der Nutzung seines Namens, seiner Fotos und an Merchandising-Produkten an die in New York ansässige Firma CKX verkauft, wie seinerzeit die FAZ berichtete. 50 Millionen Dollar machte der Boxer damit, die anderen 20 Prozent hatten Ali und seine Ehefrau seinerzeit für sich behalten. Schon zuvor hatte Muhammad Ali seinen Namen etwa für Adidas-Schuhe oder den Auftritt in einem Videospiel vermarktet.
Aus Riesa fließt nun aber offenbar kein Geld für das Recht, eine Suite nach dem berühmten Boxer benennen zu dürfen. "Wir mussten nachweisen, dass Muhammad Ali damals dort wirklich genächtigt hat, damit war es für die Rechte-Inhaber in Ordnung", sagt Reiner Striegler. Man habe zwar einen förmlichen Vertrag abschließen müssen, aber sei nicht zu Zahlungen verpflichtet.
Fans schlafen allerdings nicht mehr im originalen Bett von 2002. "Wir haben in der Zwischenzeit alles rausgerissen und neu gemacht", sagt Reiner Striegler. Dabei wurde auch die Decke der Suite abgehangen und hinterleuchtet, die Möbel mit dunklem Holz gestaltet, die Wand von einer Agentur aus Finsterwalde bemalt - die auch schon in der Sachsenarena den Eingang zum VIP-Bereich gestaltet hatte.
Geraucht werden darf hier drin nicht - da gilt genauso wie in den USA ein strenges Verbot. Ohnehin werde das kaum noch nachgefragt: "Wir haben mittlerweile auch die Raucherzone im Restaurant Hammerbräu abgeschafft, weil zu wenig Bedarf war", sagt der Magnet-Chef.
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Die erste Muhammad-Ali-Suite weltweit hat Riesa damit allerdings nicht. Auch in der Geburtsstadt des 2016 gestorbenen Boxers, Louisville/Texas, gibt es eine solche. Eingeweiht wurde sie 2001 durch den Boxer selbst. Aber ob er auch dort jemals geschlafen hat, geht aus den Angaben des US-Hotels nicht hervor.
Deutlich günstiger dürfte man jedenfalls in Riesa nächtigen. Während man für die Ali-Suite in Louisville gut 1.100 Dollar pro Nacht einplanen muss, setzt man in der Sportstadt an der Elbe für die 48-Quadratmeter-Suite 146 bis 175 Euro pro Nacht an.
Und mittlerweile dürfen nun auch wieder Touristen Übernachtungen im Mercure buchen - aktuell müssen sie allerdings noch ein negatives Corona-Testergebnis vorweisen.
