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"Eine Achterbahn der Gefühle"

In Riesa sind Tierpark und Museum wieder geöffnet. Ein Gespräch mit dem FVG-Chef - auch über die Mitarbeiter der Sachsenarena.

Von Christoph Scharf
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John Jaeschke ist Geschäftsführer der FVG Riesa - die unter anderem Tierpark (Foto) und Sachsenarena betreibt. Während erste Einrichtungen wieder aufhaben, ist bei anderen noch keine Öffnung abzusehen.
John Jaeschke ist Geschäftsführer der FVG Riesa - die unter anderem Tierpark (Foto) und Sachsenarena betreibt. Während erste Einrichtungen wieder aufhaben, ist bei anderen noch keine Öffnung abzusehen. © Sebastian Schultz

Riesa. Seit wenigen Tagen haben in Riesa Tierpark, Museum, Bibliothek wieder auf - wenn auch nur nach Voranmeldung und mit aktuellem negativem Corona-Testergebnis. John Jaeschke, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft FVG, zieht eine erste Bilanz.

Herr Jaeschke, am Sonntag war frühlingshaftes Ausgehwetter. Hat man das im Tierpark gemerkt?

Ja! Die Besucherzahl war deutlich besser als an den anderen Tagen. Es war eine Aufwärtsentwicklung festzustellen.

Wie viele Besucher waren denn in etwa da?

Das kann man nicht mit einem Wert vor der Pandemie vergleichen. Immerhin: Wir stellen fest, dass die Leute sich langsam dran gewöhnen, dass sie ein Testergebnis mitbringen müssen. Einige Leute stehen aber immer noch ohne Test vor dem Tor - die können wir dann leider nicht reinlassen.

Die Tiere im Riesaer Tierpark freuen sich, dass wieder Besucher auftauchen. Diese müssen allerdings einen aktuellen Coronatest mitbringen.
Die Tiere im Riesaer Tierpark freuen sich, dass wieder Besucher auftauchen. Diese müssen allerdings einen aktuellen Coronatest mitbringen. © Sebastian Schultz

Haben Sie denn keine eigenen Testkapazitäten?

Nein. Aber wir akzeptieren auch einen einfachen Selbsttest, wie man ihn im Supermarkt kaufen kann.

Wie fallen die Reaktionen der Besucher auf die Testpflicht aus: Gibt es da Verständnis - oder eher Ärger?

Da bilden unsere Besucher das typische Bild der Gesellschaft ab: Im großen und ganzen sind sie verständnisvoll, mancher tut sich schwer. Dabei hält sich unsere eigene Begeisterung über die Regeln auch in Grenzen.

Es gilt, im Tierpark jeweils ein Besuchsfenster von einer Stunde zu buchen. Reicht das aus?

Wir haben dabei bewusst zurückhaltend kalkuliert: Eigentlich dürfen 180 Besucher gleichzeitig den Tierpark besuchen. Wir vergeben die Zeitfenster so, dass tatsächlich immer nur 120 reingelassen werden. So müssen wir dann auch nicht gleich jemanden herauskomplimentieren, wenn er mal eine Viertelstunde länger bleibt. Das passt.

Der Frühling ist mittlerweile im Riesaer Tierpark eingekehrt.
Der Frühling ist mittlerweile im Riesaer Tierpark eingekehrt. © Sebastian Schultz

Wo kommen die Besucher her?

Das können wir durch die vorgeschriebene Kontaktnachverfolgung sehr gut überblicken: Der Großteil kommt aus Riesa selbst und den Orten ringsum, einzelne auch aus Dresden oder Leipzig. Auffallend: Es sind viele Familien mit Kindern darunter.

Beim letzten Mal durfte der Tierpark nur zwei Tage öffnen, dann war wegen der Inzidenzzahlen schon wieder Schluss. Wie lange bleibt die Einrichtung dieses Mal geöffnet?

Momentan bleiben wir solange offen, bis der Wert der mit Covid-Patienten belegten Krankenhausbetten in Sachsen 1.300 erreicht. Natürlich ist es möglich, dass die Politik zuvor noch weitere Einschränkungen beschließt.

Und wie sieht es in der Riesaer Bibliothek und im Museum aus?

Die Fensterausleihe war ja in der Bibliothek die ganze Zeit aus möglich und bleibt auch erhalten. Neu ist, dass nun angemeldete Nutzer auch wieder ins Haus dürfen. Da merkt man: Es ist schon ein Bedürfnis bei den Leuten da. Im Museum ist die Nachfrage noch verhalten, wir denken aber, dass sie mit der Zeit wieder zunimmt.

So sah das Impfzentrum Sachsenarena vor der Eröffnung aus. Derzeit wird dort täglich geimpft - nach aktuellem Stand noch bis Ende Juni.
So sah das Impfzentrum Sachsenarena vor der Eröffnung aus. Derzeit wird dort täglich geimpft - nach aktuellem Stand noch bis Ende Juni. © Claudia Hübschmann

Das bekannteste Haus der FVG ist allerdings die Sachsenarena. Bis Ende Juni hat das Deutsche Rote Kreuz sie als Impfzentrum angemietet. Ist schon klar, ob am 30. Juni damit wirklich Schluss ist?

Aktuell sieht es danach aus, als würden die Impfzentren vor allem in den Großstädten über diesen Termin hinaus weiter betrieben werden. Für die kleineren Städte wie Riesa ist das noch offen. Wenn weiter Bedarf besteht, sind wir gesprächsbereit. Schließlich gilt da ein einfaches Prinzip: Erst wenn genügend Leute ein Impfangebot bekommen haben, können wir darüber nachdenken, dass es wieder größere Veranstaltungen gibt.

Ebenfalls von der FVG betrieben wird die Stadthalle Stern, da war ja der Veranstaltungskalender für 2021 schon wieder ziemlich voll. Ist abzusehen, wann dort wirklich wieder eine Kulturveranstaltung stattfindet?

Leider nicht. Da können auch wir nur Woche für Woche abwarten, wie sich die Werte und Verordnungen entwickeln.

Sind denn Ihre Mitarbeiter unter diesen Bedingungen noch motiviert?

Die Motivation steigt immer dann, wenn sich Perspektiven ergeben! Wenn - wie im Frühjahr - Tierpark und Museum nur zwei Tage öffnen dürfen, um gleich wieder schließen zu müssen, drückt das auf die Stimmung. Das ist für die Betroffenen eine Achterbahn der Gefühle. Zwar ist vom Team der Arena ein großer Teil bei der Verwaltung des Impfzentrums mit beschäftigt. Aber manche Kollegen, etwa aus dem Bereich Catering, sind schon lange in Kurzarbeit. Und da ist derzeit kein Ende in Sicht. Wir hoffen, dass der Markt bald wieder anläuft - das wird spannend.

Für den Besuch im Museum und Tierpark müssen im Voraus Zeitfenster von einer Stunde gebucht werden. Telefon: 03525 659 300 (Montag bis Freitag 10-18 Uhr, am Wochenende 14-18 Uhr). Außerdem ist die Vorlage eines tagesaktuellen negativen Testergebnisses auf SARS-CoV-2 notwendig.

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