Riesa. Die ersten richtigen Gäste lassen nicht lange auf sich warten. Zwei Mädchen aus der Nachbarschaft haben erst aus der Ferne geschaut, was denn die vielen Leute auf dem Grundstück hinter der Oberschule Am Merzdorfer Park machen - und erkunden jetzt selbst das Areal.
Nur eine halbe Stunde vorher hatten Bauarbeiter damit begonnen, die Bauzäune rund um den neuen Bürgergarten zu entfernen. Eigentlich hatte die Stadtverwaltung eine feierliche Eröffnung geplant. Wegen der Coronabestimmungen kam der Termin aber nicht zustande. Noch länger warten wollte man im Rathaus aber auch nicht, erklärt Oberbürgermeister Marco Müller (CDU). Die Anwohner sollten die Gelegenheit bekommen, über Ostern selbst über das Areal zu spazieren.

Der Osterhase jedenfalls wurde von den beteiligten Baufirmen schon gesichtet, hieß es am Rande der Freigabe. Vermutlich haben wohl Wildkaninchen auf dem Gelände ihren Bau. Die dichte Brombeerhecke, die den Hügel des Bürgergartens säumt, bietet schließlich genügend Versteckmöglichkeiten. Naturverbunden wollte die Stadt den Bürgergarten insgesamt gestalten, davon zeugt das Insektenhotel genauso wie die Holzelemente und die Vogeltränken. Aus größeren Steinbrocken haben die Landschaftsarchitekten mehrere Haufen geschichtet, der als Rückzugsort für Reptilien dienen könnte.
Bauamtsleiterin Ina Nicolai hebt noch einmal hervor, dass viele der verwendeten Materialien jetzt zum zweiten Mal ihren Zweck erfüllt. "Pflaster und Tränken stammen vom Bauhof der AGV, auch die Bänke sind aufgearbeitet worden." Die Rundbank, die entlang des Weges zwischen Merzdorfer Straße und Werner-Seelenbinder-Straße steht, stand zum Beispiel einmal am ehemaligen Haus der Stahlwerker. Man habe in der Hinsicht bewusst einige Akzente gesetzt, sagt Landschaftsarchitektin Sabine Dietzel.

Bis zur Selbstversorgung vergeht noch etwas Zeit
Die Stücke aus dem Bauhofs-Fundus passten ihrer Ansicht nach jedenfalls perfekt zum nun angelegten Obstgarten. Für den seien eine Reihe alter Sorten verwendet worden. "Die finden Sie in keinem Supermarkt, weil sie zu schnell reifen." Eine Hinweistafel an einem der Eingänge erklärt, welcher der 25 Bäume wo zu finden ist - von der Quitte zur Riesenkirsche bis zum Pfannkuchenapfel. Darüber hinaus informieren Schilder über das Anliegen des Gartens oder greifen die Obst-Thematik lyrisch auf - etwa mit einem Gedicht von Renate Preuß über die "Quittenblütentänze".
Ein wenig Zeit wird aber noch vergehen, ehe die alten Obstbäume erste Früchte tragen, sagt Kerstin Bannorth, die bei der Stadt Riesa für Baum- und Naturschutz zuständig ist. Zwei, drei Jahre könnten die Bäume ihre Kraft schon noch ins Holz stecken.