Riesaer Großvermieter schafft Platz für Ukraine-Flüchtlinge

Riesa. Die Küche ist schon fertig - und zügig kommen auch die noch fehlenden Möbel: An der Beethovenstraße hat die Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR) am Donnerstag begonnen, eine erste Wohnung für Flüchtlinge aus der Ukraine vorzubereiten. "Zwei möblierte Wohnungen halten wir schon vor", sagt Geschäftsführer Roland Ledwa. "Kurzfristig könnten wir mindestens zehn Wohnungen zur Verfügung stellen, vielleicht auch mehr." Mit gebrauchten Möbeln ließen sich derzeit leer stehende Wohnungen rasch bezugsfertig machen - je nach Bedarf.
Für einige Tage könnte man zusätzlich auch die Gästewohnungen der WGR für diesen Zweck nutzen. Allerdings nur vorübergehend: "Die sind zeitweise schon vermietet. Aber wir finden schnell auch anderswo eine Lösung!"

Im Fall von ukrainischen Kriegsflüchtlingen sei eine Verteilung innerhalb des Bestands an Mietwohnungen unproblematisch. "Hier kommen Frauen und Kinder - da ist es doch keine Frage, dass man hilft", sagt der Geschäftsführer des städtischen Großvermieters. Mögliche Kontingente an Wohnungen habe er bereits ans Landratsamt gemeldet, an den Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft - und auch an den katholischen Pfarrer in Riesa, der persönliche Kontakte nach Osteuropa hat.
Wie sich diese künftigen Flüchtlingswohnungen im Stadtgebiet verteilen, steht noch nicht fest. Das entscheide man kurzfristig nach Bedarf und der Größe der jeweiligen Familien. "Ich gehe davon aus, dass sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine zu uns nach Deutschland kommen werden", sagt Ledwa. Schließlich seien die Unterbringungskapazitäten in den osteuropäischen Ländern sehr begrenzt.

Und: Für wie viele Ukrainer hätte die WGR maximal Platz? "Wenn Not am Mann ist, könnten wir 200, 300 Leute unterbringen", sagt Roland Ledwa. "Wir werden in Riesa niemanden draußen schlafen lassen."
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Der Landkreis hatte bereits verkündet, an in Riesa angemieteten Flüchtlingswohnungen weiterhin Interesse zu haben. Bereits seit 2015 hat das Landratsamt knapp 60 Wohnungen von der WGR angemietet, die in Wohnblöcken am Clara-Zetkin-Ring liegen. "Der Landkreis hat bei uns bereits Interesse angekündigt, den Ende des Jahres auslaufenden Mietvertrag zu verlängern", sagt Roland Ledwa.
Jetzt akut nütze das allerdings wenig - denn der Großteil der Wohnungen ist offenbar noch mit Asylbewerbern aus den vergangenen Jahren belegt. Und eigentlich würde die WGR die beiden Blöcke im nächsten Jahr auch gern abreißen. Denn geplant war das bereits vor der Flüchtlingskrise 2015, deshalb waren die Wohnungen seinerzeit leergezogen und teils auch schon von den Medien abgeklemmt gewesen. Für 2023 stünden Fördergelder für den Abriss zur Verfügung. "Die lassen sich leider nicht einfach so auf ein anderes Jahr verschieben", sagt der WGR-Geschäftsführer.
Für eine Belegung mit ukrainischen Flüchtlingen würde er persönlich dennoch eine Verlängerung der Nutzung befürworten, sagt Ledwa. "Das entscheidet allerdings der Aufsichtsrat."
Schon jetzt sei allerdings abzusehen, dass durch den Ukraine-Konflikt in absehbarer Zeit die Nebenkosten steigen. "Bislang war die CO2-Bepreisung der relevante Faktor für die Erhöhung der Energiekosten", sagt Roland Ledwa. Allein dafür habe die WGR innerhalb von zwei Jahren Mehrkosten von 125.000 Euro einpreisen müssen. Zum Glück habe man bei der Fernwärmeversorgung noch einen Vertrag, der bis Ende 2023 laufe. "Vorausgesetzt, der Energielieferant erhält die nötige Energie."
Aber bei einem neuen Gasliefervertrag, den man Anfang des Jahres für eine gewerblich genutzte Eigentumsanlage abschließen musste, habe man eine Verdreifachung der Gaspreise feststellen müssen. "Unter welchen Bedingungen wir laufende Verträge verlängern können, ist derzeit nicht kalkulierbar", sagt der WGR-Chef.

Er macht sich bereits jetzt Sorge, was die nächsten Heizperioden angeht: Wie viel Energie wird dann noch zur Verfügung stehen? "Meiner Meinung nach sollte jeder selbst seinen Energieverbrauch überprüfen und optimieren", sagt Ledwa. Bei der WGR unternehme man bereits Maßnahmen in diese Richtung: So nehme man auf dem derzeit größten Bauprojekt, der Dresdner Straße 1 bis 11, eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher in Betrieb. "Da können wir für den Großteil des Stromverbrauchs eine Eigenversorgung anbieten."
Mit einem Tochterunternehmen biete man den Mietern entsprechende Stromlieferverträge an. Der Vorteil dabei sei, dass man auch bei einem größeren Stromausfall im Netz noch eine gewisse Energiesicherheit hat - von dunklen Wintertagen abgesehen. Eine ähnliche Anlage habe man an der Zwickauer Straße 1 installiert - auch wenn es zuvor einen erheblichen Bürokratieaufwand gegeben habe: mit Bundesnetzagentur, Hauptzollamt, Netzbetreibern. "Da gibt es bislang noch nicht sehr viele Erfahrungen", sagt Ledwa.
Solche Anlagen mit Batteriespeicher müssten sich aber über die Stromverträge refinanzieren, die Einspeisevergütungen gäben das nicht mehr her. "Das ist auch ein gewisses finanzielles Risiko." Wenn die Mieter das Angebot annehmen, würde man sich perspektivisch auch die anderen Anlagen für eine mögliche Umrüstung anschauen. Immerhin habe die WGR schon jetzt Solaranlagen mit einer Maximalleistung von fast einem Megawatt auf den Dächern installiert.