Riesas neue Rettungswache wächst

Riesa. Die Zeitkapsel wird erst einmal nur symbolisch versenkt: In einem großen Hohlblockstein versenkt Verwaltungsdezernent Manfred Engelhard die Metallhülse, ehe der Steinquader zugemauert wird. Ihren eigentlichen Platz soll der Stein mit der Kapsel einmal ganz oben im Fundament des dritten Stockwerks finden, in der Fahrzeughalle der neuen Rettungswache.
Im Sommer waren auf dem Gelände hinter dem Riesaer Elblandklinikum die Vorbereitungen für den Neubau gestartet. Zunächst mit dem Abriss der alten Technikgebäude. Mittlerweile liegt die Bodenplatte für das L-förmige Gebäude, das direkt am Hang südöstlich des Klinikums gelegen ist.
Zwei Stockwerke der neuen Wache werden sich an den Hang anschmiegen. In dem flächenmäßig kleineren Bereich werden Technik- und Schulungsräume untergebracht sein, außerdem eine Teeküche und mehrere kleine Büros.
Der Fuhrpark allerdings steht ganz oben auf dem Hügel, fast auf einer Ebene mit dem Krankenhaus. Vor allem aber auf einer Ebene mit den Aufenthaltsräumen für die Einsatzkräfte, sagt Reiko Pöschl, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes in Riesa. Das sei der größte Vorteil, den der für Anfang 2024 geplante Umzug von der Külzstraße an den Mergendorfer Weg mit sich bringe. "Die räumlichen Voraussetzungen sind in der neuen Rettungswache besser. Wir haben kürzere Wege."
Am alten Standort müssten die Rettungskräfte von ihren Räumen im Obergeschoss zunächst ein schmales Treppenhaus hinunter, um dann noch über den Hof in die Garage zu gelangen. Das klingt erst einmal nicht besonders weit. Bei zehn Minuten gesetzlich vorgeschriebener Einsatzzeit zählt im Zweifel aber jede Sekunde. Abgesehen davon bringe die bauliche Situation am Hospitalweg noch andere Herausforderungen mit sich. Der Innenhof muss im Winter beispielsweise entsprechend gut geräumt sein, damit sich die Retter nicht selbst verletzen, wenn sie zu den Fahrzeugen eilen.
Krankenwagen rücken über den Hospitalweg aus
Mit der neuen Wache soll sich die Ausrückzeit verbessern. Beim Thema Fahrtzeit ist man beim DRK dagegen noch zurückhaltend. Zehn Minuten von der Alarmierung bis zum Einsatzort sind gesetzlich vorgeschrieben. "Die Zukunft wird bestätigen, ob der Standortwechsel dem gerecht wird", sagt Sachsens DRK-Vizepräsident Albrecht Hellfritzsch bei der feierlichen Grundsteinlegung.
Während sich die Wege im Haus leicht verkürzen, führt der Umzug andererseits zu einem etwas längeren Fahrtweg. Die Fahrzeuge des DRK werden nach dem Umzug am Elblandklinikum vorbei auf den Hospitalweg fahren. Die Zuwegung über den Mergendorfer Weg, der unterhalb des Klinikums verläuft, wäre den Anwohnern nicht zuzumuten gewesen, sagt Reiko Pöschl. Zum einen wegen der Lärmbelastung, zum anderen auch aus Sicherheitsgründen: Der Weg wird Richtung Innenstadt zu einer engen Spielstraße; es wäre fahrlässig, dort den Einsatzverkehr entlangzuführen.
Die Rettungswache Mitte ist unter anderem fürs Stadtgebiet und Mergendorf zuständig, während die Wache in Gröba ein Areal von Weida und Merzdorf bis zur Kreisgrenze bei Prausitz abdeckt.
Offen ist noch, wie viel das Bauvorhaben am Ende wirklich kosten wird. Geplant waren ursprünglich 4,9 Millionen Euro, sagt Dezernent Manfred Engelhard am Dienstag. "Es wird wahrscheinlich ein bisschen mehr werden." Die Baupreise hatten sich zuletzt weiter nach oben entwickelt. Trotzdem ist auch der Dezernent sicher: Der Standortwechsel sei richtig gewesen, nachdem die Zeit ihre Spuren im alten Gebäude des DRK hinterlassen hatte.
Eben jenes Gebäude gehört, anders als die neue Fläche hinterm Elblandklinikum, dem DRK. Es soll auch weiter in Benutzung bleiben, sagt Reiko Pöschl. Beispielsweise für die Beratungsangebote der Organisation. Und die Garagen, in denen derzeit drei Einsatzfahrzeuge untergebracht sind, werden dann als Unterstellmöglichkeit für den Fahrdienst genutzt.
Umziehen werden dagegen die insgesamt 23 Mitarbeiter, die im Schichtsystem den Rettungsdienst übernehmen. Die Zahl könnte in Zukunft noch größer werden, sagt Reiko Pöschl. Dann nämlich, wenn im Rettungsdienst die Zahl der Wochenstunden von 54 auf 44 gesenkt wird. Allzu große Nachwuchssorgen haben sie beim DRK übrigens nicht: Auf zwei Stellen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter seien zuletzt mehr als 60 Bewerbungen eingegangen.
In einer ersten Version des Textes hieß es fälschlich, die wache werde schon Anfang 2023 bezugsfertig sein. Richtig ist, dass der Bau frühestens zum Jahresende fertig sein soll. Wir bitten um Entschuldigung.