Riesa. Zweifellos: Dieses Projekt wäre einzigartig. Ein komplettes Spielfeld mit einem Untergrund aus mehr als zwei Millionen Nägeln, das hat niemand. Aber ist der Vorschlag eines Künstlers für Riesa auch sinnvoll und durchführbar? Bei der Stadt hatte man sich grundsätzlich für originelle Kunst aufgeschlossen gezeigt. Allerdings seien bei der Nachnutzung des maroden Ernst-Grube-Stadions auch finanzielle Fragen und solche der Haftung zu beachten.
Bei Facebook dagegen traf die Idee fast durchweg auf Ablehnung. "Ist dort demnächst die Weltmeisterschaft der Fakire geplant?", war noch eine freundliche Reaktion. "Da fehlen einem echt die Worte ...", schrieb jemand, ein Dritter vermutete einen vorgezogenen Aprilscherz. Ein "Spielpark" wäre sinnvoller, stellt ein vierter Schreiber fest.
Künstler Lutz Peschelt dagegen argumentiert, dass Parks und Spielplätze zwar schön seien, Riesa aber einen Anziehungspunkt brauche, den sonst keine Stadt hat. Dafür eigne sich die Lage direkt an der Bahnstrecke Dresden-Leipzig ideal. Ein "Meer aus Stahlnägeln" sei nicht nur optisch attraktiv, quasi überwältigend, sondern könne beim Betreten auch therapeutische Wirkung entfalten.
Von sächsische.de befragte Riesaer Stadträte hatten sich teils für den Erhalt der Spielstätte, teils für eine Umnutzung als Wohnbau- oder Gewerbefläche ausgesprochen. Falk Dierchen (Unabhängige Liste) würde das Grube-Stadion gern als Spielstätte für Fußball erhalten. "Meine Frau hat in ihrer Kindheit am Stadion gewohnt und konnte die Fußballspiele über den Zaun betrachten", erzählt er. Seiner Ansicht nach sollten eher andere Fußballplätze in der Stadt geschlossen werden, als das Grube-Stadion.
Allerdings räumt auch Dierchen ein, dass für so ein Vorhaben wohl Geld nötig wäre, das Riesa derzeit nicht hat.
Der Riesaer Landtagsabgeordnete Carsten Hütter (AfD) sieht den Vorschlag, ein begehbares Kunstwerk aus dem Grube-Stadion zu machen, eher kritisch: Es gäbe schon reichlich Skulpturen in der Stadt. Als Sportstadt sollte Riesa das Areal weiter für Sport und Freizeit nutzen. "Es muss ja nicht zwingend die Nutzung für den Fußball sein", sagt Hütter. Es gäbe auch andere Sport- und Spielarten, für die die Fläche genutzt werden könnte. "Ich persönlich könnte mir zum Beispiel einen Hochseilgarten, einen Minigolfplatz, eine Skaterbahn oder eine BMX-Strecke auf der Fläche vorstellen."
Allen Vorschlägen bleibt eines gemeinsam: Jede neue Nutzung für das seit einem Jahr abgesperrte Areal würde Kosten verursachen. Angesichts der aktuellen Kassenlage habe das Stadion keine Priorität, heißt es aus dem Rathaus.
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