Wie umgehen mit der Kälte?

Riesa/Großenhain. Der Wintereinbruch hat den Landkreis Meißen weiter im Griff. Stellenweise kratzte das Thermometer am Mittwochmorgen beinahe minus 20 Grad. Laut Wetterbericht soll es auch in den nächsten Tagen noch frostig-kalt bleiben. Die SZ hat sich im Landkreis umgehört, was es jetzt zu beachten gilt, und wem die Kälte besonders zu schaffen macht.
Decke an der Fensterkante
Klirrende Kälte draußen, kuschelige Wärme drinnen: So haben es viele Menschen gern. Allerdings können nach Ansicht von Matthias Kirsten von der Riesaer Firma RED Energiedienst viele Menschen etwas besser machen, wenn es ums Energiesparen geht.
"Wenn man durch Riesa fährt, stellt man fest, dass teilweise die Fenster noch auf Kippstellung sind", sagt der ausgebildete Ingenieur für Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik. Das solle man aber vermeiden. Besser sei morgendliches Stoßlüften: Die Fenster fünf bis zehn Minuten ganz aufmachen und querlüften, "damit die Wohnung wieder Frischluft hat". Danach sollen die Fenster geschlossen bleiben.
Seien die Fenster hingegen gekippt, bringe das keine richtige Lüftung. Dafür allerdings einen abfallenden Kältestrom auf den meist unterm Fenster installierten Heizkörper. Dessen Ventil reagiere auf die Kälte und öffne komplett - der Energieverbrauch steigt und die Wärme entweicht durch das offene Fenster.
Bei sehr undichten Fenstern, zum Beispiel im Altbau könne man an die Fensterkante eine Decke oder dergleichen lege, rät Matthias Kirsten. "Das haben unsere Großeltern schon so gemacht."
Die ideale Raumtemperatur für Wohnräume gibt es aus Sicht des Energieberaters nicht. Das sei vom persönlichen Empfinden abhängig. Aber 22 Grad Celsius würden von vielen Menschen als angenehm empfunden. Für ein angenehmes Raumklima hat der Energieberater aber einen Tipp: "Die Luft in Räumen ist natürlich sehr trocken, wenn die Heizungen jetzt hoch laufen." Das mache vielen Menschen mit den Schleimhäuten zu schaffen. Abhilfe bringe, die Luft etwas zu befeuchten. Es reiche, ein tiefer Teller mit Wasser auf den Heizkörper zu stellen.
Momentan sei auch die ideale Zeit, um eine sogenannte Thermografie seines Hauses machen zu lassen, so Kirsten. Sprich: Sein Haus mit einer Wärmebildaufnahme untersuchen zu lassen. Aufgrund der Kälte sehe man sehr gut, wo es Wärmeverluste gebe. Erfahrungsgemäß betreffe das zum Beispiel gedämmte Kellerdecken aber auch andere Stellen wie schlecht eingebaute Fenster. Ändere man daran etwas, ließen sich nicht nur Heizkosten sparen. "Das bringt auch Effekte für den Sommer, weil dadurch auch das Eindringen von Wärme verhindert wird", so der Fachmann.

Styropor als Heizungsschutz
Für die Männer von der Großenhainer Hausmeister GmbH halten sich die Kälte-Einsätze derzeit noch in Grenzen. Die Mitarbeiter sind vor allem mit Streuen und Schneeschieben in den Vertragsgrundstücken beschäftigt. "Kälteschäden hatten wir zum Glück noch nicht", so Andrè Kaube. Er hofft, dass vor allem in den ländlichen Regionen vorhandenen Außenwasserhähne rechtzeitig eingepackt wurden, damit sie nicht einfrieren. "Eventuelle Schäden sehen wir dann, wenn das Eis wieder auftaut und die Lecks sichtbar werden", so Kaube.
Obacht sollte man jetzt an Eigenheimen bei den Kellerschächten geben. Sie müssen in jedem Fall geschlossen sein, damit zum Beispiel die Heizungen nicht einfrieren. "Wir legen noch Styroporplatten auf den Sichtschutz auf, denn Plastefenster lassen schnell Kälte durch", so der Großenhainer.
Wärmeversorgung gesichert
In Nürnberg hatte am Montag ein Kraftwerksbrand die Fernwärmeversorgung für 15.000 Haushalte lahmgelegt. Ein Katastrophenfall, vor dem auch eine Kommune wie Riesa nicht gefeit wäre. "Die Stadtwerke Riesa betreiben sechs Kraftwerke, beziehungsweise Inselnetze", erklärt Sprecherin Laura Pietzsch. Diese Inselnetze sind nicht miteinander verbunden. Das sorgt dafür, dass nie das gesamte Netz ausfällt. Der Nachteil: Bei einer Havarie in einer "Insel" fällt dort unter Umständen erstmal die Versorgung aus.
Die Eiseskälte dagegen macht dem Leitungsnetz wenig aus, versichert die Sprecherin. "Die Anlagen werden in regelmäßigen Abständen gewartet, Sommer wie Winter und sind für diese Temperaturen ausgelegt." Das gelte auch für die Strom-, Gas- und Fernwärmenetze in Riesa.
Nur zwölf Grad im Obdachlosenheim
Während sich die meisten Menschen angesichts der klirrenden Kälte über eine warme Stube freuen können, gibt es mancherorts leider auch Hilfebedürftige, die keinen festen Wohnsitz haben. In der Riesaer Obdachlosenunterkunft etwa bereitet angesichts der Minusgrade der Zustand des Gebäudes Probleme - die Zimmer lassen sich dann kaum über zwölf Grad beheizen, hieß es schon im vergangenen Winter. Da hilft in erster Linie nur die Extraschicht Bekleidung. Seit Jahren hoffen das DRK als Betreiber und die Bewohner auf einen Umzug, bislang ist der aber ausgeblieben.
"Momentan haben wir keine Kenntnis über hilfsbedürftige Obdachlose in Großenhain“, sagt Rathaussprecherin Diana Schulze am Mittwoch auf SZ-Anfrage. Sollte in der Röderstadt ein solcher Fall eintreten, stünden kurzfristig Plätze in der Unterkunft in Riesa zur Verfügung, "allerdings nur, wenn für die Person ein negativer Corona-Test vorgelegt werden kann", so Diana Schulze. Alternativ könne die Stadt Obdachlose auch in der sogenannten städtischen Gewährleistungsunterkunft in der Herrmannstraße unterbringen.
Ruhige Zeit für die Feuerwehr
Während das Technische Hilfswerk Riesa zuletzt auf den Autobahnen mithelfen musste, Lastwagen durch den Schnee zu ziehen, gab es für die Feuerwehr in der Stadt noch keine witterungsbedingten Einsätze. Das werde vermutlich eher ein Thema, wenn Tauwetter einsetzt, sagt Wehrleiter Robert Gudat. Dann könnten etwa Eiszapfen an Hausdächern zur Gefahr für Fußgänger werden. Momentan sind die nur vereinzelt zu sehen - etwa an einigen Häusern im Ortsteil Canitz.
