Riesa. Sechs Landtagswahlen und die Bundestagswahl: 2021 gilt in Deutschland als Superwahljahr. Für Wähler in Riesa steht neben der Parlamentswahl im Herbst allerdings zunächst die Oberbürgermeisterwahl an. Bis zum Termin am 4. Juli sind es zwar noch 99 Tage. Zuletzt kam das Thema aber bei den Debatten um die Zukunft von Ernst-Grube-Stadion und Muskator-Gelände auf. Amtsinhaber Marco Müller (CDU) bekam von Stadträten zu hören, ein für Mai geplantes Bürgertreffen im Stadion sei „Wahlkampfgetöse“. Auch die Projektskizze für die Umgestaltung des Muskator-Geländes, mit der sich die Stadt um Fördergelder in Millionenhöhe bewerben will, wurde als „eiligst angelegter, billigster Wahlkampf“ attackiert.
Von der SZ auf die Kritik angesprochen, erklärt der CDU-Politiker: „Für mich ist es selbstverständlich, unablässig an der weiteren positiven Entwicklung unserer Stadt zu arbeiten und jede Möglichkeit zu ergreifen, Visionen oder konkrete Projekte in Riesa zu realisieren.“ Wenn das andere als Wahlkampfgetöse bezeichneten, müsse er damit leben, könne das aber für sich einordnen. „Deshalb oder wegen einzelner Befindlichkeiten von Investitionen für Riesa abzusehen, kommt für mich nicht infrage.“ Es dürfe keinen Stillstand in der Stadt geben, nur weil eine Wahl anstehe.
Gut drei Monate vor dieser ist Marco Müller weiter der Einzige, der seine Bereitschaft zur Kandidatur um das höchste Amt in der Stadt erklärt hat (siehe unten). Ob er noch mit Herausforderern rechnet? Er glaube, dass es auch in Riesa Vertreter von Interessengruppen gebe, die ihre „Ideologie bzw. Interessen durch einen Kandidaten voranbringen wollen“, so Müller. Deshalb erwarte er auch Gegenkandidaten. Aus welcher politischen Richtung oder von welcher Gruppierung, lässt er offen.
Von der womöglich noch einige Zeit anhaltenden Pandemie-Situation will sich der seit reichlich sechseinhalb Jahren amtierende Rathaus-Chef bei seiner Kandidatur nicht beeinflussen lassen. Es sei ihm „völlig unwichtig, was die Corona-Einschränkungen für meinen Wahlkampf bedeuten“, sagt er auf Nachfrage dazu. Unabhängig vom Wahltermin sei ihm wichtig, so schnell und sicher wie möglich das normale Leben in die Stadt zurückzubringen, so Müller und verweist auf den jüngsten Brief, den mehrere Bürgermeister aus der Region gemeinsam mit Landrat Ralf Hänsel (parteilos) an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geschickt hatten. Darin forderten die Politiker vor gut einer Woche eine differenziertere Strategie der Pandemiebekämpfung.
Nach drei inhaltlichen Schwerpunkten seiner Bewerbung gefragt, nennt Marco Müller die Themen Bildung, Infrastruktur und lebenswerte Stadt. Er wolle die Schulsanierungen fortführen und sich für den Erhalt aller Riesaer Gymnasien einsetzen. In puncto Infrastruktur nennt Müller die Schaffung weiterer Eigenheimgebiete und das Fortsetzen von Straßensanierungen – allerdings, ohne konkrete Straßen zu benennen. Zum Punkt lebenswerte Stadt erläutert der 45-Jährige unter anderem, er wolle Riesa weiterhin zu einem „urbanen, modernen und nachhaltigen Mittelzentrum entwickeln“. Exemplarisch dafür stehe die geplante Aufwertung des Muskator-Geländes. Riesa solle „grüner und fußgänger- und fahrradfreundlicher werden, ohne die Straßeninfrastruktur aus dem Auge zu verlieren.“
Ein regelrechtes Wahlkampf-Team wird der Riesaer für seine Bewerbung um weitere sieben Amtsjahre nicht haben, macht er deutlich. Freunde, Bekannte und Unterstützer würden ihm sicher einiges abnehmen. „Aber im Grundsatz koordiniere ich die Aktivitäten alle selbst.“
Bewerbersuche dauert an
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