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Nünchritz: So oft zwitschert es im Chemiewerk

Unlängst wurden die Vögel auf dem Wacker-Gelände gezählt. Jetzt ist das Ergebnis bekannt.

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Ornithologe Peter Kneis und Wackers Sicherheitsleiterin Heike Brandt beobachten die Vogelarten am Chemiestandort Nünchritz. - Kleines Foto: Mehlschwalben nisten direkt an einer Gebäudefassade im Chemiewerk.
Ornithologe Peter Kneis und Wackers Sicherheitsleiterin Heike Brandt beobachten die Vogelarten am Chemiestandort Nünchritz. - Kleines Foto: Mehlschwalben nisten direkt an einer Gebäudefassade im Chemiewerk. © Wacker Nünchritz

Nünchritz. Im Wacker-Werk Nünchritz flattert es überall. Vögel scheinen den Chemie-Standort zu mögen. Sie brüten, kreischen, zwitschern – ärgern mit ihrem Dreck oder ihren Marotten manchmal aber auch die Mitarbeiter.

Zwischen 2022 und 2024 findet im Freistaat Sachsen eine landesweite Brutvogelkartierung statt. Dabei werden die verschiedenen Vogelarten sowie deren Anzahl auch am Wacker-Standort Nünchritz erfasst.

An einem sommerlichen Sonnabendvormittag hatte sich Heike Brandt, Leiterin Sicherheit, zusammen mit dem Ornithologen Peter Kneis auf einen Spaziergang durchs Werk begeben. Beide verbindet die Leidenschaft für Vogelkunde. Anlass des Treffens war die Brutvogelzählung.

Letzte Zählung vor 15 Jahren

Eine solche Zählung hatte es bereits 1978 und 1982, danach zwischen 1993 und 1996 sowie letztmalig von 2004 bis 2007 gegeben. "Die Zählung wird im Raster von Quadranten der topografischen Karte aufgezeichnet", erklärt Peter Kneis. Der Wacker-Standort Nünchritz liege im Quadranten 4746-1. "Die hier erfassten Vögel gehen also in das Ergebnis dieses 32 Quadratkilometer großen Quadranten ein", so der Vogelkundler, laut dem auch die benachbarten Orte Leckwitz und Merschwitz sowie die Dörfer Leutewitz, Schänitz, Boritz, Bahra, Neuhirschstein und Heyda auf der anderen Elbseite in den Quadranten gehören.

Auf dem Weg durchs Werk hatten Peter Kneis und Heike Brandt nach Angaben von Wacker Chemie mehrere Brutpaare des Hausrotschwanzes, rund 30 intakte Nester der Mehlschwalbe und sechs durch den Turmfalken besetzte Nistkästen entdeckt. Knapp 50 Brutvogelarten lassen sich am Standort Nünchritz ausmachen, so das Unternehmen. Dazu gehören neben der Amsel und dem Buchfinken auch die Kohlmeise, der Mäusebussard und Zaunkönig sowie einige andere.

"Diese Arten sind alle für die Elbetalregion typisch und hier weit verbreitet", sagt Peter Kneis. "Dem Charakter der Gegend entsprechend lassen sich keine besonders seltenen Arten ausmachen."

Während der Begehung hatte die Wacker-Mitarbeiterin sich unter anderem danach erkundigt, wie sich die Ausbreitung der ungeliebten Taube eindämmen lässt. Verwilderte Haustauben, sogenannte Straßentauben, würden normalerweise meist durch Krähen und Elstern begrenzt, die sich deren Eier holen, so Peter Kneis. Eine sichere Reduzierung könne ebenfalls erreicht werden, indem sich eine weitere Greifvogelart, wie der Wanderfalke, ansiedelt. Dazu bedürfte es eines speziellen Nistkastens, der an einem hohen Gebäude weit oben angebracht wird.

Rund 50 Vogelarten

Am Ende der habe festgestanden, dass der Standort mit den rund 50 angesiedelten Vogelarten und einigen gebäudebrütenden Arten gegenwärtig "schon einen beachtlichen Beitrag zum Vogelschutz leistet", wie es von Wacker Chemie heißt. Von prinzipiellem Vorteil sei die unmittelbare Nähe zur Elbe als Nahrungshabitat.

Peter Kneis ist promovierter Biologe und arbeitet nach einem Berufsleben im Bereich Natur und Umwelt ehrenamtlich im regionalen Naturschutzverein Pro Natur Elbe-Röder mit. Die Vereinsmitglieder Mitglieder betreuen unter anderem Schutzgebiete, machen Geländeführungen, pflegen botanisch wertvolle Wiesen und arbeiten an verschiedenen Monitoring-Programmen des Naturschutzes im Freistaat mit. (SZ)