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Nünchritz: Ehrenamtlicher Tierpfleger bekommt Unterstützung von Ex-Kollegen

Winfried Müller arbeitete lange im Chemiewerk. Heute kümmert er sich um verletzte oder kranke Vögel. Warum er dadurch noch immer Bezug zum Werk hat.

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Winfried Müller (2.v.r.) bekam von drei Wacker-Mitarbeiterinnen Manuela Wolf (l.), Caroline Scholz (2.v.l.) und Christin Mauersberger (r.) eine Spende ehemaliger Kollegen überreicht. Sie ist für die ehrenamtliche Arbeit des Goltzschaers gedacht.
Winfried Müller (2.v.r.) bekam von drei Wacker-Mitarbeiterinnen Manuela Wolf (l.), Caroline Scholz (2.v.l.) und Christin Mauersberger (r.) eine Spende ehemaliger Kollegen überreicht. Sie ist für die ehrenamtliche Arbeit des Goltzschaers gedacht. © © DOC WINKLER PHOTOGRAPHY

Nünchritz/Goltzscha. Ein gebrochener Flügel, ein abgerissener Fuß oder andere Verletzungen: Winfried Müller hat schon etliche unschöne Dinge erlebt und gesehen. Die Mission des ehemaligen Chemiewerkers ist es, verletzte und erkrankte Vögel aus der Region bei sich aufzunehmen, zu pflegen – und im besten Fall wieder in Freiheit zu
entlassen.

Auch aus dem Wacker Chemie, seinem ehemaligen Arbeitsplatz, erhält der Goltzschaer gelegentlich einen Hilferuf. Wenn die Feuerwehr Tiere, meist Vögel, auf dem Werksgelände rettet oder birgt, ruft sie direkt bei Winfried Müller an.

Erste Anlaufstelle fürs Werk

"Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir als erste Anlaufstelle einen ehemaligen
Mitarbeiter haben, der um die Vögel in der Region Bescheid weiß", sagt auch Jutta
Matreux. "Wir danken Winfried Müller für die großartige Arbeit, die er in seiner Freizeit ehrenamtlich leistet", wird die Nünchritzer Werkleiterin in einer Unternehmensmitteilung zitiert.

Die Kosten für die Unterbringung und die Versorgung der Tiere zahlt der ehemalige Wacker-Mitarbeiter aus eigener Tasche – Zuschüsse vom Land oder anderen Institutionen erhalte er nicht.

Als ein Artikel zum Engagement im unternehmensinternen Netzwerk erschienen war, sei die Resonanz der Mitarbeiter groß und die Idee geboren worden, eine Spendenaktion zugunsten des ehrenamtlichen Tierpflegers ins Leben zu rufen, teilte Wacker Chemie diese Woche mit.

Unterstützung für langwierige Pflege

"Herr Müller ist sehr aufopferungsvoll. Er steckt enorm viel Zeit, Herzblut und Geld in die Pflege der Tiere. Genau dafür möchten wir ihm einfach danken und ihn mit der Spende ein wenig bei den enormen Kosten, die solche Langzeitpflegeeinsätze verursachen, unterstützen“, so Wacker-Mitarbeiterin Christin Mauersberger, die nach Angaben des Unternehmens mit drei weiteren Kolleginnen Anfang der Woche bei Winfried Müller daheim vorbeischaute.

Die Frauen hatten die Spendenaktion im Chemiewerk gestartet und übergaben nun den Erlös von 500 Euro an ihren ehemaligen Kollegen. "Wir freuen uns sehr, dass unsere Kolleginnen und Kollegen ein Herz für Tiere haben und Herr Müllers Engagement auf diese Weise gewürdigt wird", so Christin Mauersberger, die in der Polysiliziumanlage des Chemiebetriebs arbeitet.

Mehr als 30 Jahre im Werk

Laut Wacker Chemie war Winfried Müller bis zu seinem Vorruhestand im Jahr 2012 mehr als 30 Jahre lang im Nünchritzer Chemiewerk beschäftigt, unter anderem als Betriebsleiter der Hydrolyse-Anlage.

Der Ruheständler wohnt nur knapp fünf Kilometer vom Werk entfernt. Seit seinem Renteneintritt kümmert er sich ehrenamtlich um verunglückte Tiere und Vögel aus der Region. Neben mehr als 20 Vögeln seien vier Rehe auf dem Anwesen des ehemaligen "Wackerianers" untergebracht.

Ausgebildeter Falkner

Die Tiere dürfe er aufnehmen, weil er ausgebildeter Falkner ist – wozu es wiederum einen Jagdschein brauche. Tiere des Fleisches wegen zu schießen, sei ihm aber nie wichtig gewesen, wird Winfried Müller zitiert. "Mir ging es vordergründig immer um
deren Wohl. Dafür habe ich den Jagd- und Sachkundeschein zum Falkner
gemacht", so der Goltzschaer, dessen ehrenamtliche Arbeit auch von seiner Familie unterstützt wird.

In den letzten Jahren hätten die Fälle an schwerverletzten Tieren in der Region deutlich zugenommen, hat der Vogelfreund beobachtet. Er führt das insbesondere auf fortschreitende Trockenheit und die Rodung der Wälder zurück. (SZ)

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Winfried Müller erhalte Zuschüsse für seine Arbeit vom Land oder anderen Institutionen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wir haben das korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.