Rettung für Rittergutsdächer von Tiefenau

Tiefenau. Henry de Jong ist voll des Lobes. „Viel Respekt für eure Arbeit“, sagt der holländische Unternehmer in Richtung von Mike Aust und dessen Kollegen. Seit einem Dreivierteljahr sind die Mitarbeiter des Oschatzer Baubetriebs Voigtländer auf der Baustelle am Torhaus im Tiefenauer Rittergut zu Gange. Was die Bauleute in der Zeit geschafft haben, kann jeder sehen, der von der B 169 aus Richtung Lichtensee nach Gröditz fährt: Der große, sanierte Dachstuhl aus hellem Fichtenholz strahlt regelrecht in die Umgebung hinein.
Die Arbeit der Maurer und Zimmerleute an dem Gebäudedach sind so gut wie vorbei. 90 Prozent seien erledigt, schätzt Maik Aust. Ein paar Kleinigkeiten seien noch zu machen, doch dann können die Dachdecker anrücken. Die Bedeckung im Herbst soll dafür sorgen, dass endlich kein Regen mehr ins Haus kommt – und es im von oben abgedichteten Gebäude mit der Sanierung weitergehen kann.
Es ist ein weiterer Schritt in Richtung des großen Ziels von Henry de Jong. Der Niederländer will das Tiefenauer Rittergut sanieren und zum Feriendomizil ausbauen. Ein Multimillionenprojekt, das mit dem geplanten Viersternehotel im wiederaufzubauenden Tiefenauer Schloss, zig Ferienhäusern und einem Golfplatz einmal Zehntausende Gäste jährlich in den Ort zwischen Riesa und Gröditz locken soll.

Einige der Hotelgäste sollen künftig dort Räume wohnen, wo derzeit noch die Zimmerer letzte Arbeiten verrichten. Fünf Zimmer werden allein auf der Geschossebene entstehen, sagt Henry de Jong.
Bis es so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen. Die Sanierung der denkmalgeschützten, zuletzt lange dem Verfall preisgegebenen Rittergutsgebäude ist aufwendig. Allein bei dem nun fertigen Dachstuhl wurde mit dem Denkmalschutz quasi jedes Stück Holz begutachtet, ob es erhaltenswert ist, so Henry de Jong. Tatsächlich waren die wenigsten der alten Balken und Sparren noch zu gebrauchen, weil Undichtigkeiten im Dach Schäden nach sich gezogen hatten. 80 Prozent des Dachstuhls sind deshalb jetzt neues Holz, der Rest alt, schätzt der Ideenvater des Tiefenauer Ferienresort-Projekts, dem selbst viel am Erhalt der alten Bausubstanz liegt.
Beim zweiten Torhaus direkt gegenüber, in dem es künftig mehrere Hotelsuiten geben soll, sei der Zustand des Dachstuhls besser, so der Unternehmer. Weil es zu DDR-Zeiten neu eingedeckt wurde. – Gelitten hat indes das Gebälk der alten Scheune, die sozusagen zwischen den beiden Torhäusern steht. Um es zu entlasten, wurde das Dach schon vor einiger Zeit bewusst abgedeckt. Eigentlich sollten auch an diesem Dachstuhl schon Sanierungsarbeiten laufen. Doch die Genehmigung dafür zog sich ein gutes Jahr lang hin, sagt Henry de Jong. Inzwischen sei sie da und auch eine erste Bauberatung gelaufen. Jetzt muss ein Gerüst gestellt und der Kran im Hof umgesetzt werden. Die Sanierung des Scheunendachs wird ähnlich laufen wie beim Torhaus schräg gegenüber, sagt Zimmerer Mike Aust. Und vielleicht ähnlich lange dauern. Allerdings braucht es viel mehr Holz: reichlich 60 statt 40 Kubikmeter.
Auch Fortgang und Ergebnis dieser Sanierungsarbeiten dürften für die Autofahrer auf der B 169 bald gut zu sehen sein. Wie viele noch vorbeikommen, muss sich aber zeigen: Denn die Bundesstraße ist ab Dienstag bei Lichtensee wegen des dortigen Kreisverkehrbaus bald für Monate gesperrt.