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Riesa: Schwitzen für die Stadion-Sanierung

Im Sportzentrum in der Pausitzer Delle wird ein neuer Kunststoffbelag eingebaut – per Hand und bei großer Hitze.

Von Eric Weser
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Im Stadion in der Pausitzer Delle wird derzeit die erste von drei Schichten des neuen Belags aufgebracht. Den Einbau übernehmen Arbeiter im Wesentlichen per Hand.
Im Stadion in der Pausitzer Delle wird derzeit die erste von drei Schichten des neuen Belags aufgebracht. Den Einbau übernehmen Arbeiter im Wesentlichen per Hand. © Sebastian Schultz

Riesa. Der Schweiß bei den Arbeitern rinnt in Strömen. Bei mehr als 30 Grad und praller Sonne kein Wunder. Schatten gibt es im Riesaer Leichtathletikstadion an der Pausitzer Straße kaum. Die Männer behelfen sich mit Mützen oder um den Kopf gebundenen T-Shirts. Zu fünft bauen sie den neuen Kunststoffbelag für das Stadion ein.

Der alte war nach gut 25 Jahren verschlissen gewesen und in den vergangenen Monaten herausgerissen und entsorgt worden. Es war derselbe Belag gewesen, der einst bei den Olympischen Spielen in der US-Stadt Atlanta 1996 bei den Leichtathletik-Wettkämpfen zum Einsatz kam. Ein Top-Produkt, eingebaut zu Zeiten, als Riesa von der Ausrichtung internationaler Spitzenwettkämpfe träumte.

Künftig bäckt das Stadion in der Pausitzer Delle etwas kleinere Brötchen. Statt einer Typ-A-Sportanlage, auf der internationale Wettkämpfe möglich sind, wird das Sportzentrum zur Typ-B-Anlage. Einen Wassergraben für Hindernisläufer gibt es zum Beispiel jetzt nicht mehr. Und statt acht Laufbahnen sind es nun noch sechs. Auch eine von drei Weitsprunggruben ist beim aktuellen Umbau weggefallen.

Unter dem neuen Stadionbelag befindet sich Asphalt. Zum Rasenfeld in der Mitte ist die Bahn minimal geneigt, damit bei Regen das Wasser dorthin abfließt. Der Belag selbst ist wasserundurchlässig.
Unter dem neuen Stadionbelag befindet sich Asphalt. Zum Rasenfeld in der Mitte ist die Bahn minimal geneigt, damit bei Regen das Wasser dorthin abfließt. Der Belag selbst ist wasserundurchlässig. © Sebastian Schultz

Größere Sportwettkämpfe sind allerdings auch unter den neuen Bedingungen möglich. Der neue Bahnbelag jedenfalls komme dem einstigen Olympia-Boden relativ nahe, sagt Robert Günther. Der Ingenieur von der Bauconzept Planungsgesellschaft aus Lichtenstein bei Chemnitz betreut das Vorhaben und überwacht auch den Bau, der bereits im Vorjahr begonnen hatte, im Auftrag der Stadt Riesa.

Insgesamt wird der neue 6.000 Quadratmeter große Stadionbelag einmal aus drei Schichten bestehen, erklärt Robert Günther die aktuellen Arbeiten. Dabei werde zunächst ein Bindemittel ausgegossen und glatt gezogen. Dann werde ein schwarzes Kunststoffgranulat darauf gestreut. Granulat, das sich nicht mit dem Bindemittel vermengt, wird abgekehrt. Dann kommt die zweite Schicht in derselben Weise obendrauf und schließlich eine dritte – mit dem Unterschied, dass rotes Granulat statt schwarzem verwendet wird. Anderthalb Zentimeter wird der wasserundurchlässige Belag zum Schluss stark sein.

Wann die Arbeiten beendet sein werden? Festlegen wollen sich die Verantwortlichen von Stadt, Planungsbüro und Baufirma da nicht. Das Ganze sei stark wetterabhängig. Zwar sei trockenes Wetter nötig. Aber zu heiß darf es auch wieder nicht sein – sonst reagiert das aus zwei Komponenten bestehende Bindemittel zu schnell.

"Gute Pflege das A und O"

Am Donnerstagvormittag wurde deshalb bereits entschieden, dass die Arbeiten am Nachmittag wegen zu großer Hitze abgebrochen werden sollen. In drei Wochen, so eine vorsichtige Prognose der Projektbeteiligten, könnte alles so weit fertig sein.

Mehr als eine Million Euro investiert die Stadt Riesa in den neuen Kunststoffbelag. Trotz 50-Prozent-Förderung eine stolze Summe. Doch der Kunststoffbelag sei hochwertig, macht Planer Robert Günther deutlich. Hinzu komme, dass der Einbau per Hand passiere, unterstreicht Jörg Rößler von der Firma Artifexbarthel aus Weimar, die das Bauprojekt zusammen mit Subunternehmern umsetzt.

Um den neuen Stadionbelag möglichst lange zu erhalten, sei gute Pflege in den nächsten Jahren das A und O, betonen Günther und Rößler. Wenn regelmäßig der Schmutz entfernt werde und mit der Zeit auftretende Schadstellen rechtzeitig repariert würden, könne der Belag gut 15 Jahre halten, oder sogar etwas länger.

Ein entscheidender Punkt kurz vorm Ende der Arbeiten im Stadion wird laut Robert Günther noch die Linierung des neuen Belags sein. Denn dabei komme es auf Zentimeter an. Ein Vermessungsbüro werde nachmessen, ob die von einem Spezial-Unternehmen angebrachte Markierung den geforderten Regularien entspricht. Wenn dem so ist, kann das Stadion wieder an die Nutzer übergeben werden.

Die freuen sich schon darauf. Schließlich sei die Sportstätte in der Delle für die Leichtathleten des Vereins eine Art Zuhause, das während der mehrmonatigen Sanierung nicht zur Verfügung stand, wie SC-Riesa-Sprecherin Katja Hänchen deutlich macht. Auch beim Sportclub hofft man, dass die Arbeiten in wenigen Wochen abgeschlossen sind und vielleicht noch im September die ersten Trainings stattfinden können. Pläne, um das auf Vordermann gebrachte Stadion künftig auch mit Sportveranstaltungen zu beleben, hat der Verein auch schon in petto. Sodass in der Delle schon bald wieder die Sportler schwitzen werden statt der Bauarbeiter.