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88-jähriges Riesaer Mieterpaar soll für Abriss ausziehen: "Das ist doch unmenschlich"

Weil ihr Wohnblock in Riesa abgerissen werden soll, müssen Egon und Martha Täumer ausziehen. Nach über 60 Jahren in der Wohnung wollen sie sich das aber nicht gefallen lassen.

Von Jörg Richter
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Egon und Martha Täumer (beide 88) wollen nach 60 Jahren nicht mehr aus ihrer Genossenschaftswohnung ausziehen. Aber ihr Wohnblock in der Riesaer Alleestraße soll 2025 abgerissen werden.
Egon und Martha Täumer (beide 88) wollen nach 60 Jahren nicht mehr aus ihrer Genossenschaftswohnung ausziehen. Aber ihr Wohnblock in der Riesaer Alleestraße soll 2025 abgerissen werden. © Jörg Richter

Riesa. Egon Täumer holt seinen alten Mitgliedsausweis heraus und legt ihn auf den Tisch in der guten Stube. Darin steht, dass er am 25. August 1961 in die Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft "Otto Grotewohl" des VEB Stahl- und Walzwerk Riesa eingetreten ist. Nach der Wende wurde daraus die Wohnungsgenossenschaft Riesa.

Der 88-Jährige erinnert sich noch gut daran, wie er 1962 und 1963 insgesamt 500 Arbeitsstunden erbringen musste. "Wir haben damals Gründungen ausgeschachtet", erzählt er, "mit Schaufel und Spitzhacke." Das habe er gern gemacht. Denn der Lohn war eine neue Wohnung im damaligen Vorzeige-Neubaugebiet entlang der Alleestraße.

Alles war bisher in Ordnung. Zusammen mit seiner Frau Martha hat er in der obersten Etage der Alleestraße 89 sein Leben verbracht. Die Tochter wuchs hier auf und wohnt heute nur zwei Blöcke weiter. Die Aussicht vom Balkon ist schön. Und eigentlich hatte das Ehepaar Täumer immer daran geglaubt, dass sie hier bis zu ihrem Ende leben könnten.

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