Riesa. Sachsens Ministerpräsident hieß noch Kurt Biedenkopf, von Smartphones hatte noch keiner etwas gehört und die Einführung des Euro schien noch lange Zeit hin, als am 3. September 1999 mit dem Start des "Tages der Sachsen" die Riesaer Sachsenarena nach rekordverdächtig kurzer Bauzeit eingeweiht wurde.
25 Jahre später prägt der Mehrzweckbau mit der rot-weißen Fassade das Bild zwischen der Riesaer Schwimmhalle und Leichtathletikstadion in der Pausitzer Delle. Am Sonnabend ist anlässlich des Arena-Jubiläums eine Party geplant mit Musik-Stars der 1990er geplant. Bereits am Tag davor soll es eine Festveranstaltung für geladene Gäste geben, bei der Ex-Boxer Axel Schulz da sein wird.
Anlässlich des 25-Jährigen der WT-Arena, wie die Halle seit vorigem Jahr offiziell heißt, hat die SZ mit John Jaeschke gesprochen. Der 46-Jährige ist seit 2019 Geschäftsführer bei Riesas städtischer Tochtergesellschaft FVG, zu deren Aufgaben auch die Betreibung der Veranstaltungshalle gehört. Nach seinen Angaben gehört die Halle jährlich mehr als 200.000 Besuchern "stabil unter den Top 25 der größten Mehrzweckarenen in Deutschland".
Herr Jaeschke, was ist eigentlich das große Pfund, mit dem die Riesaer Arena heute um Veranstaltungen werben kann?
Nach wie vor bieten wir den Veranstaltern ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, gepaart mit einem hohen Grad an zeitlicher Flexibilität an. Wir haben keinen sportlichen Ankermieter, der unzählige Wochenenden durch Heimspiele bindet. Was auch immer wieder auf Veranstalterseite geschätzt wird: eine eingespielte FVG-Mannschaft, die viele Dinge mit ihrer "Hands-On"-Mentalität möglich macht.
Es gab eine Zeit, da standen in der Arena internationale Megastars wie AC/DC, Bryan Adams oder Elton John auf der Bühne. Ist das endgültig vorbei?
Das muss man, leider, realistisch betrachten: Zum einen ist es historisch bedingt. Früher haben die Künstler sehr gutes Geld mit CD-Verkäufen verdient. Das konnte mit Streaming bis heute nie in der Form kompensiert werden. Das Live-Geschäft ist dabei immer mehr eine erkleckliche Einkommensgröße geworden. Zum anderen haben sich auch die verschiedenen Arten von Shows weiterentwickelt, was auf die Ansprüche von Künstlern und Publikum zurückgeht. Die Aufwände sind enorm gestiegen, sodass Veranstalter von Topstars fast ausnahmslos in großen Arenen bzw. Stadien in Großstädten spielen, um entsprechendes Geld zu verdienen.
Die Arena ist jetzt 25 Jahre alt. Sie ist nicht alt, aber auch nicht mehr die allerjüngste. Hand aufs Herz: Wo besteht Sanierungs- und Modernisierungsbedarf im und am Gebäude?
Unsere Arena ist altersgemäß gut in Schuss, wenn ich das so sagen darf. Aber ja, wir behalten insbesondere das Thema Dachsanierung in Richtung 2030 im Auge sowie Erneuerungen bei der Anlagentechnik. Viele regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen sind für den Besucher auch nicht sichtbar, aber deswegen nicht minder wichtig, wie zum Beispiel beim Brandschutz.
Nicht jeder sieht die Arena als Bereicherung für eine eher kleine Stadt wie Riesa. Was entgegnen Sie denen, die darin eher einen Ballast erblicken?
Wir bringen nicht nur Menschen zusammen, sondern leisten auch einen erheblichen Beitrag zur lokalen Wirtschaft. Wir stärken viele regionale Unternehmen im Bereich der Dienstleistungen und auch der Zulieferungen für Veranstaltungen. So fließen direkte und indirekte Steuern in die Kasse der Stadt, aber auch Arbeitsplätze werden geschaffen beziehungsweise gesichert.
Wenn Sie drei Wünsche für die Arena frei hätten, welche wären das?
Ich gehöre nicht zur Kategorie Träumer. Wir haben eine hochgradig motivierte FVG-Mitarbeiterschaft, die nach wie vor vollsten Respekt und Anerkennung verdient. Ich erwarte von uns allen, und damit meine ich auch alle Entscheidungsakteure, dass wir unsere Kraft und Mittel mit Nachdruck für den perspektivischen Erhalt unserer WT-Arena einsetzen.
Lassen Sie uns fünf Jahre vorausschauen: Wo steht die Arena zum 30-Jährigen?
Ganz sicher weiterhin „Am Sportzentrum 5“ in Riesa (schmunzelt). Im Ernst: Auch in fünf oder in zehn Jahren wollen wir Veranstaltungsbesucher emotional aufladen und glückselig nach einer Arena-Veranstaltung nach Hause gehen sehen.
- Laut der Stadt Riesa sind seit dem Bestehen mehr als vier Millionen Menschen zu mehr als 1.800 Veranstaltungen in der Riesaer Arena gekommen.
- Zur Feier am Freitagabend wird neben Axel Schulz auch Dart-Start Max Hopp als Promi-Gast erwartet. Die Stadt Riesa kündigte Gratulationen weiterer namhafter "Sportler, Künstler und Veranstalter" per Video an.
- Beim "Mega 90er Live-Festival" am Sonnabend, 7. September, ab 18 Uhr werden 90er-Pop-Größen wie Mr. President, Rednex und Captain Jack auftreten. Karten ab 25 Euro gibt es unter anderem über www.wt-arena.de