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Riesas neue Drehleiter ist da

Das 700.000 Euro teure Fahrzeug hat einiges mehr als der 25 Jahre alte Vorgänger zu bieten. Zum Einsatz kommt es aber vorerst noch nicht.

Von Eric Weser
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Die neue Riesaer Drehleiter (links) und die alte gemeinsam an der Hauptwache in Gröba. Noch ist das Altexemplar im Dienst.
Die neue Riesaer Drehleiter (links) und die alte gemeinsam an der Hauptwache in Gröba. Noch ist das Altexemplar im Dienst. © Eric Weser

Riesa. Eine ganze Generation liegt zwischen beiden – und das sieht man. "Ach Gottel, das Blaulicht von der alten", sagt einer der Feuerwehrleute, als Riesas alte Drehleiter, Baujahr 1995, und ihre Nachfolgerin, Baujahr 2022, vor der Hauptwache in Gröba nebeneinanderstehen. Tatsächlich wirkt die Rundumleuchte des alten Fahrzeugs gegen die des neuen etwas funzelig.

Anfang der Woche hatte Stadtwehrleiter Robert Gudat die neue, insgesamt knapp 700.000 Euro teure Gerätschaft mit zwei weiteren Feuerwehrkollegen beim Hersteller in Karlsruhe abgeholt. Nach Abnahme und zweitägiger Unterweisung ging es am Donnerstag die rund 600 Kilometer zurück.

Ausbildung dauert einige Wochen

In den Einsatz geht der neue Stolz der Riesaer Wehr allerdings nicht direkt. Zunächst müssen alle Feuerwehrleute aus der Hauptstelle in Gröba am Fahrzeug eingewiesen werden – insgesamt 21 Mann. "Das wird etwa vier Wochen dauern", schätzt Robert Gudat, der die Schulung mit den zwei Kollegen übernimmt, die mit in Baden-Württemberg waren.

Ein konkretes Datum, wann die sogenannte Indienststellung der neuen Drehleiter stattfinden soll, gibt es nicht. Das passiere dann, wenn alle sich Kameraden sicher und sattelfest im Umgang mit der neuen Technik fühlen, so Gudat. Das Altgerät soll dann versteigert werden.

Knickarm, Kameras, Sitzheizung

Mehrere solcher Kameras ermöglichen, dass der Maschinist die Drehleiter aus seinem Betriebsstand fernsteuern kann und dabei alles im Blick hat.
Mehrere solcher Kameras ermöglichen, dass der Maschinist die Drehleiter aus seinem Betriebsstand fernsteuern kann und dabei alles im Blick hat. © Eric Weser

Technisch gesehen unterscheidet sich die neue Automatik-Drehleiter mit Rettungskorb in so einigen Punkten von ihrer Vorgängerin. Nicht nur, dass das Fahrzeug weitaus mehr Pferdestärken unter der Haube hat (299 statt 241 PS). Auch die Rettungshöhe der Leiter fällt größer aus (30 statt bisher 23 Meter). Neu ist auch der Knickarm der Leiter, mit dem Dachbereiche künftig sicherer für die Feuerwehrleute erreichbar werden, sagt Robert Gudat. Auch der Korb am Ende des Knickarms beziehungsweise der Leiter kann eine deutlich höhere Traglast aufnehmen (500 statt 250 Kilogramm). So können zum Beispiel mehr Feuerwehrleute oder Gerettete transportiert werden.

Hier demonstriert die Riesaer Feuerwehr die Knickfunktion der Drehleiter.
Hier demonstriert die Riesaer Feuerwehr die Knickfunktion der Drehleiter. © Stadt Riesa/Uwe Päsler

Neu ist zudem, dass der Maschinist den Korb von seinem Betriebsstand am hinteren Teil des Fahrzeugs aus mit Kameraunterstützung bedienen kann: Mehrere an der Leiter und Korb verbaute Kameras lassen sich über einen Bildschirm ansteuern. Es muss also nicht zwingend ein Feuerwehrmann im Korb mitfahren und seinen Kollegen anweisen. Die Technik ist außerdem zum Beispiel in der Lage, den Korb über einem bestimmten Punkt selbstständig zu nivellieren. Eine Unterstützung, die bei einer Vertikalrettung benötigt werden könnte, wie Wehrleiter Gudat erklärt. Für mehr Komfort des Maschinisten im Betriebsstand sorgt neben einem Wetterschutz auch eine Sitzheizung.

Es sind etliche solcher Kleinigkeiten am neuen Fahrzeug, die den Feuerwehrleuten die Arbeit erleichtern sollen. Angefangen von den Lampen, die die Punkte auf dem Boden beleuchten, auf denen die Stabilisierungsstützen abgestellt werden. Anders als das Altfahrzeug ist das neue zudem mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Der Verzicht aufs händische Schalten helfe, sich im Einsatz aufs Wesentliche zu konzentrieren, sagt Robert Gudat, der sich außerdem freut, dass die neue Leiter mit ihrem fünfteiligen Leitersatz deutlich sicherer und schneller aus- und einfährt als die alte.

Zentimetersache in der Feuerwache

Zwischen dem Träger und dem Fahrzeug sind in der Feuerwache in Gröba weniger als fünf Zentimeter Platz.
Zwischen dem Träger und dem Fahrzeug sind in der Feuerwache in Gröba weniger als fünf Zentimeter Platz. © Eric Weser

Das Automatikgetriebe des Mercedes Atego mit dem Aufbau der Firma Rosenbauer erweist sich indes auch beim Ein- und Ausfahren ins Gerätehaus in Gröba von Vorteil. Denn dabei geht es um Zentimeter: 3,20 Meter ist die Garage in der Gröbaer Hauptwache hoch. Die neue Drehleiter kommt trotz tiefstmöglichen Fahrgestells auf 3,16 Meter. Da ist Fingerspitzengefühl beim Rangieren gefragt. Auch deshalb hoffen die Kameraden auf einen zeitnahen Bau einer neuen, modernen Feuerwache.

Den Planungsauftrag für diese hat Riesas OB Marco Müller (CDU) vor gut zwei Wochen erteilt, sagte er am Rande der Vorstellung des neuen Fahrzeugs am Freitag. Sieben Planungsbüros hätten sich beworben, die Wache entwerfen zu dürfen, die auf der Grünbrache neben dem Obdachlosenheim an der Klötzerstraße entstehen soll. Das Rennen habe die Leipziger Firma S&P gemacht, die unter anderem auch das Moritzburger Gerätehaus geplant hat. Stadt und Büro seien jetzt im engen Austausch. Die Zeit drängt. Denn bis Jahresende braucht es erste Planungsunterlagen, um einen Fördermittelantrag für das neue Gebäude beim Kreisbrandmeister einzureichen.

Apropos Fördermittel: Die machen auch das Gros der Finanzierung der neuen Drehleiter aus: Von den 697.000 Euro, die das Fahrzeug kostet, kommen fast 556.000 Euro aus Zuschüssen, sodass die Stadt Riesa aus ihrem Haushalt nur rund 141.000 Euro für die Anschaffung beisteuern muss.