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Seifenwerk Riesa: Rekord-Tarifabschluss trotz Insolvenz

Die Beschäftigten im Kappus-Werk bekommen nicht nur mehr Geld. Derweil dauert die Sanierung des Unternehmens an.

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Blick in die Produktion im Riesaer Seifenwerk.
Blick in die Produktion im Riesaer Seifenwerk. © Archivfoto: Sebastian Schultz

Riesa/Dresden/Freiburg. Nicht nur für das nahe gelegene Riesaer Goodyear-Reifenwerk gibt es einen neuen Tarifabschluss. Wie die Gewerkschaft IG BCE am Donnerstag mitgeteilt hat, wurde jetzt auch ein neuer Tarifvertrag mit der Geschäftsführung des Kappus-Seifenwerks unterschrieben.

Die Einigung sehe vor, dass die Arbeitszeit sofort um zweieinhalb Stunden von der bisherigen 40-Stundenwoche auf eine 37,5-Stundenwoche reduziert werde, heißt es von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Zugleich würden die Löhne und Gehälter um zehn Prozent erhöht. Das verhandelte Ergebnis trete rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft und habe zwölf Monate Laufzeit.

Das Riesaer Seifenwerk gehört zur Riesaer Stadtgeschichte: Es existiert seit 1911. 1992 wurde das Werk von der Kappus-Gruppe übernommen.
Das Riesaer Seifenwerk gehört zur Riesaer Stadtgeschichte: Es existiert seit 1911. 1992 wurde das Werk von der Kappus-Gruppe übernommen. © Foto: SZ/Eric Weser

Die Gewerkschaft bewertet das Ergebnis als vollen Erfolg: "Das ist der höchste Tarifabschluss in der Geschichte von Kappus", wird Norbert Winter, Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer der IG BCE, in der Mitteilung zitiert. Die Beschäftigten profitierten durch den Abschluss doppelt, da für mehr Geld weniger gearbeitet werden müsse. Nach Gewerkschaftsangaben kommt das Werk an der Stadtteilgrenze von Gröba und Merzdorf auf rund 70 Mitarbeiter.

Mehrmalige Zahlungsunfähigkeit

Die Beschäftigten von Kappus erleben seit einigen Jahren ein Auf und Ab: So hatte die Kappus-Gruppe Ende 2018 Insolvenz anmelden müssen. Von vormals drei Standorten überlebten mit Riesa und Heitersheim in Baden-Württemberg nur zwei. Anfang Mai 2020 hatte ein neuer Gesellschafter diese beiden Standorte übernommen.

Laut IG BCE sei mit der neuen Geschäftsführung "ein sozialpartnerschaftlicher Dialog" aufgebaut worden, sodass 2020 in "zügigen und fairen Verhandlungen" ein gutes Tarifergebnis habe erzielt werden können.

Aktuell befindet sich die Kappus-Gruppe mit Sitz in Heitersheim jedoch erneut in Insolvenz. Trotz des Verfahrens habe der jetzige Abschluss mit der Geschäftsführung vereinbart werden können. "Bei all den Herausforderungen und der unsicheren wirtschaftlichen Lage ist damit für die Werktätigen eine Perspektive gegeben, welche einerseits motiviert und auf der anderen Seite Kappus zu einem attraktiven Arbeitgeber in der Region macht", so Norbert Winter. (SZ/ewe)