Riesa. Auf den beiden Monitoren über dem Eingang läuft schon die Werbung für den kommenden Herbst. Wer über den großen, leeren Parkplatz läuft, erfährt, dass im November 2021 die Show "Let's Dance" in der Riesaer Sachsenarena aufgezeichnet wird. Davon, was derzeit in der Halle passiert, ist von außen indes kaum etwas zu sehen.
Dabei entsteht derzeit in der Arena die größte Arztpraxis des Landkreises Meißen. So ähnlich formuliert es Kai Kranich, Sprecher des DRK-Landesverbands Sachsen. Das Rote Kreuz hat den Betrieb der 13 Corona-Impfzentren im Freistaat übernommen. Das für den Landkreis Meißen wird in der Halle aufgebaut. Kranichs Vergleich mit der Arztpraxis kommt nicht von ungefähr. Denn die Abläufe werden im Grunde dieselben sein, wie bei einer Impfung durch den Hausarzt. "Es ist ja für die Zukunft auch das Ziel, dass die niedergelassenen Ärzte impfen können", erklärt Kranich, ehe er gemeinsam mit weiteren Vertretern des DRK durch das Gebäude führt.

Seit Anfang Dezember ist mittlerweile bekannt, dass der Impfstandort des Landkreises in Riesa liegen wird. Nach einem geeigneten Standort gesucht wurde schon seit November, sagt Innocent Töpper vom DRK-Kreisverband Dresden-Land. Die Erreichbarkeit mit Zug und Bus sei ein Kriterium gewesen, aber nicht das einzige. Parkplätze, Anschlüsse für Wasser, Heizung und Strom, eine schnelle Internetverbindung – das alles musste das DRK mit beachten. In Riesa kam noch hinzu, dass die FVG als Betreibergesellschaft der Halle mit Veranstaltungen erfahren ist. Davon konnte man jetzt bei der Errichtung des Impfzentrums profitieren, weil etwa Kontakte zu Messebauern, Reinigungsfirmen und Sicherheitspersonal schon bestanden. Ein weiterer Pluspunkt war die Größe der Arena, sagt Riesas DRK-Geschäftsführer Falk Glombik. "In anderen Landkreisen müssen jetzt Supermärkte umgebaut werden." Das sei ein ungleich größerer Aufwand - zumal angesichts des Zeitdrucks. Ursprünglich sollten die Impfzentren schon Mitte Dezember betriebsbereit sein. Weil der Impfstoff erst nach und nach geliefert wird, geht man beim DRK nun davon aus, dass es in Riesa Mitte Januar losgeht.

Patienten sollten etwa 45 Minuten Zeit einplanen
Die Halle selbst ist vom DRK in verschiedene Stationen unterteilt worden, durch das Gebäude geht es nur im Einbahnstraßenprinzip. Der Vorraum direkt am Eingang zur Halle ist deshalb auch die letzte Gelegenheit, um auf Toilette zu gehen. Umkehren ist danach nicht mehr möglich. Von Eingang bis Ausgang sollte man mit etwa 45 Minuten rechnen, sagt Innocent Töpper. Das sei eine grobe Schätzung, betont er. "Unser Ziel ist es aber, schneller zu sein."
Direkt im nächsten Raum geht es zum "Check-in". Im Grunde ist diese Station vergleichbar mit der Rezeption in einer normalen Arztpraxis, sagt Kai Kranich. "Wer zum Impfen herkommt, der zeigt hier seine Chipkarte vor." Die Technik dafür hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) erst kürzlich nach Riesa geliefert. An dieser Stelle werden auch weitere, vorbereitende Dokumente ausgegeben. "Wer Zeit sparen will, der kann sich die schon ausgedruckt mitbringen." Die Datenblätter klären über die Impfung auf, außerdem gibt der Patient dort Auskunft über Vorerkrankungen. Sie sind schon auf der Internetseite des Sozialministeriums abrufbar. Die Impftermine sollen online oder über eine Hotline vergeben werden. Noch ist eine Anmeldung allerdings nicht möglich, betont der DRK-Sprecher.
Patienten können "ihr" Impfzentrum selbst wählen. Wer in Radebeul wohnt, kann also auch noch Dresden fahren. Wichtig ist nur, dass die erste als auch die zweite Impfung am selben Ort stattfinden. Damit das Impfzentrum gut zu erreichen ist, suchen Landkreis und DRK laut Innocent Töpper derzeit das Gespräch mit der Verkehrsgesellschaft VGM. "Die Taktung könnte angepasst werden."

Bis zu sechs Impfstrecken wären möglich
Auf den Rezeptionsbereich folgt das eigentliche Herz des Impfzentrums: In der Veranstaltungshalle sind aus Fertigteilen verschiedene Areale abgesteckt. Zunächst geht es in ein Wartezimmer. "Das ist noch recht kahl, es fehlt auch noch das Wegeleitsystem", sagt Innocent Töpper. Die DRK-Mitarbeiter wollen das bis Januar noch etwas ändern. Bisher stehen hier nur Stühle für die Patienten, immer im Sicherheitsabstand. Abstand, Hygiene, Alltagsmasken: Die "AHA-Regel" gilt auch im Riesaer Impfzentrum.
Vom Wartezimmer in der Halle führen zwei Gänge auf die beiden Impfstrecken. "Theoretisch könnten wir auf bis zu sechs Strecken erweitern", sagt Innocent Töpper. Derzeit geht das DRK aber davon aus, dass das nicht nötig sein wird. Nicht nur, weil noch keiner die Impfbereitschaft abschätzen kann. Weitere Unwägbarkeiten sind verfügbares medizinisches Personal und der Impfstoff. Bislang sei noch nicht ganz klar, ob der aus dem zentralen Lager tiefgekühlt in Riesa ankommt und noch "aufbereitet" werden muss, oder nicht. Das seien Details, die in den nächsten Tagen noch geklärt werden müssen, sagt DRK-Sprecher Kranich. Auch, wie viel medizinisches Personal letztlich vonseiten der Kassenärztlichen Vereinigung gestellt werden kann, ist noch offen. Momentan rechnet Kranich mit zwei Ärzten plus fünf Fachangestellten für jede Impfstrecke.

Diese beiden Impfstrecken sind im Grunde ein langer Gang, von dem jeweils ein Sprechzimmer und vier Impfkabinen abzweigen. Vor der Impfung soll jeder Patient noch kurz über eventuelle Risiken informiert werden.
Nach dem Piks sollen die Patienten noch eine Viertelstunde in einem letzten Wartebereich verbringen, ähnlich dem Ersten. Falls es etwa zu allergischen Reaktionen kommt, können Ärzte und DRK-Mitarbeiter direkt helfen. "Wir können aber niemanden hier festhalten", sagt Kai Kranich. Pro Stunde und Impfstrecke könnten auf diese Weise bis zu 20 Menschen gegen Covid-19 geimpft werden. Bei zehn Stunden, die das Impfzentrum täglich geöffnet sein soll, käme man also auf etwa 400 Patienten pro Tag. Ob das auch praktisch zu schaffen sein wird, muss sich noch zeigen. Anfang Januar steht erst einmal ein Probebetrieb an, sagt Christoph Ruppert vom DRK-Kreisverband Meißen, der die Einrichtung leiten wird.
Das Rote Kreuz hat 20 Mitarbeiter für den Betrieb des Impfzentrums eingestellt, sagt Riesas DRK-Geschäftsführer Falk Glombik. Er habe damit sein Personal beisammen. Sachsenweit gab es 3.000 Bewerbungen für die Stellen. Ein wenig kann das Rote Kreuz von den Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise zehren, als man beim Aufbau von Unterkünften half. "Aber grundsätzlich ist das auch für uns Neuland", sagt Glombik. Bis Ende März soll das DRK mindestens in der Sachsenarena vor Ort sein, heißt es. Sehr wahrscheinlich allerdings, dass der ungewöhnliche Einsatz länger dauert. Der Freistaat hat vorgebaut: Der Mietvertrag für die Halle läuft bis Ende Juni.
Mehr lokale Nachrichten aus Riesa lesen Sie hier.
Mehr lokale Nachrichten aus Großenhain lesen Sie hier.