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Stahl-Trainer Juretzko: „Es herrscht Aufbruchstimmung“

Thomas Juretzko, Trainer der BSG Stahl Riesa, feiert im ersten Pflichtspiel mit seiner jungen Mannschaft einen Sieg im Pokal.

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Thomas Juretzko hat die eigene Karriere mit Anfang 20 beenden müssen – und wurde Trainer.
Thomas Juretzko hat die eigene Karriere mit Anfang 20 beenden müssen – und wurde Trainer. © BSG Stahl Riesa

Riesa. Die BSG Stahl Riesa ist in die Saison 2022/23 gestartet. In der ersten Runde des Fußball-Landespokals gastierte die junge Mannschaft von Trainer Thomas Juretzko bei Germania Mittweida – und gewann nach Toren von Nic Heuer, Daniel Michann und Levin Jäger mit 3:2 (2:1).

Beide Teams waren in der Vorsaison aus der Landesliga abgestiegen. Ex-Dynamo Karsten Oswald beendete danach seine Tätigkeit bei der BSG Stahl und wechselte zum Landesligisten Empor Glauchau.

Juretzko, 38, verheiratet und Vater eines fünf Jahre alten Sohnes, spielte im Nachwuchsbereich unter anderem bei Dynamo Dresden, beendete seine Laufbahn aber schon 2007 beim TSV Stahl Riesa und schlug die Trainer-Laufbahn ein. In den vergangenen drei Jahren trainierte der studierte Wirtschaftsfachwirt die A-Junioren der BSG Stahl Riesa.

Thomas, wie bewerten Sie das erste Pflichtspiel?

Zufrieden bin ich, dass meine Mannschaft die vorgegebenen Inhalte konzentriert umgesetzt hat und auch erkennbar war, dass das gesamte Team den Sieg wollte. Nicht zufrieden war ich, dass wir es dem Gegner streckenweise zu einfach gemacht haben, zu Torabschlüssen zu kommen und wir damit das Spiel unnötig spannend gemacht haben. Meine Mannschaft hat aber eine hervorragende Moral bewiesen, worauf wir definitiv aufbauen können.

Wann trat der Verein mit der Anfrage heran, ob Sie die erste Mannschaft übernehmen könnten?

Gespräche in diese Richtung gab es die letzten zwei, drei Jahre mit dem Vorstand immer mal wieder, allerdings waren die Gegebenheiten – beruflich, familiär und im Umfeld des Vereins – aus meiner Sicht nicht perfekt beziehungsweise nicht in der Konstellation, um diesen Schritt zu wagen.

Haben Sie sich beraten lassen?

Wichtig waren immer die Gespräche mit meinem Vater, der mich stets mit Rat und Tat unterstützt und ohne den ich als Spieler und auch als Trainer nicht geschafft hätte, was ich erreicht habe. Die Voraussetzungen mussten andere sein, um diese verantwortungsvolle und vielschichtige Aufgabe im Verein zu übernehmen.

Jetzt sind die Voraussetzungen offensichtlich gegeben. Wie lange mussten Sie überlegen?

Eigentlich nicht sehr lange, denn zurzeit herrscht im Verein eine positive Aufbruchstimmung, da mit größerem Vorstand und neu gewähltem Aufsichtsrat die Aufgaben nun auf mehrere Schultern von starken und willigen Personen verteilt sind und ich mich sehr gut aufgehoben fühle. Das Umfeld passt und ich habe darauf gewartet, dass die Ansage von unserem neuen sportlichen Leiter Mario Oster kommt, dass es jetzt losgeht.

War es Ihre Bedingung, dass auch Co-Trainer Lucas Wunsch mit in den Männerbereich aufrückt?

Ja. Und ich bin sehr froh darüber, dass der Verein das akzeptiert hat, auch wenn der ein oder andere Zweifel bestand, weil Lucas ein blutjunger Trainer ist. Aber, in einem Trainerteam, zu dem ich auch Torwart-Trainer, Physiotherapeut oder Mannschaftsleiter zähle, liegt das wertvollste Gut, gerade im Amateurbereich, im Miteinander. Vertrauen und das man auch die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, zu schätzen lernt, kommt nicht von heute auf morgen und baut sich bekanntlich über eine gewisse Zeit auf. Da „Lucis“ und meine Vorstellungen vom Fußball spielen sich sehr nahekommen und ich die letzten Jahre sehen konnte, wie sehr ich mich auf ihn verlassen kann, wie er mit mir und den Spielern kommuniziert und diskutiert, nahm seine Personalie eine sehr hohe Priorität bei meiner Entscheidung ein.

Es fällt auf, dass mit Tom Nehrig nur ein Spieler verpflichtet wurde, obwohl einige Leistungsträger gingen. Haben Sie nur Absagen erhalten?

Absagen gab es leider die eine oder andere, die wahrscheinlich im sportlichen Abstieg begründet waren. Allzu viele waren es allerdings nicht, denn der Verein verfolgt seit den letzten Jahren eine einfache und aus meiner Sicht auch absolut gesunde und zukunftsträchtige Philosophie.

Welche?

Der klare Auftrag heißt, den eigenen Nachwuchs bestmöglich auszubilden, im Verein halten zu können, um dann im Männerbereich so gut aufgestellt zu sein, auf lange Sicht gesehen in der Lage zu sein, leistungsorientierten Fußball in Riesa zu spielen. Ich hoffe, dass wir als Verein diesen Weg zukünftig konsequent gehen. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich mich allen Nachwuchstrainern der BSG zu großem Dank verpflichtet fühle, denn ohne Sie wären viele von unseren Talenten jetzt nicht im Männerbereich angekommen.

Sie gehen mit einer sehr jungen Mannschaft, deren Durchschnittsalter bei nur 21,4 Jahren liegt, in die Serie. Leistungsschwankungen werden nicht ausbleiben. Wie lautet das Saisonziel?

Sicher, wir werden hier und da etwas Lehrgeld zahlen, was sich jedoch in Grenzen halten sollte. Schlussendlich können alle Spieler, egal ob gestanden oder noch sehr jung, mindestens auf einen Erfahrungsschatz aus Landesniveau verweisen und das über mehrere Jahre und Spielzeiten. Wir haben einen breit aufgestellten und ausgeglichen besetzten Kader, was die Besetzung der einzelnen Positionen angeht. Daher bin ich überzeugt, dass wir die eine oder andere Schwierigkeit auf jeden Fall bewältigt bekommen. Prinzipiell wollen wir oben mitspielen, allerdings muss man aber auf alles gefasst sein. Verletzungen, Krankheit, berufliche Verhinderung und mittlerweile auch zu viele unberechenbare Dinge von außen, die man gar nicht beeinflussen kann.

Welche Art Fußball bevorzugen Sie?

Ich möchte da nicht zu sehr ins Detail gegen, aber auf den Punkt gebracht: Kompakt, druckvoll und sehr zügig in eine Richtung.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.