"Wegducken kann nicht die Lösung sein"

Riesa. Der Aufwand ist enorm. Das Sicherheitspersonal ist extra geschult, jeder Sportler und jedes Crew-Mitglied wurde vor dem Wochenende auf eine Covid-19-Infektion getestet. "Wir hatten auch schon einen positiven Fall", sagt Werner von Moltke, "der ist gleich gar nicht nach Riesa angereist."
Seit 2006 veranstaltet Moltke für die Professional Darts Confederation PDC Dartsturniere im deutschsprachigen Raum. Auf die Sachsenarena sei die Wahl 2015 aus pragmatischen Gründen gefallen. Die Konditionen hätten gepasst, man habe sich willkommen gefühlt. Geblieben sei das Turnier, weil auch die Zusammenarbeit mit der FVG gut funktioniere.
12.000 Besucher zählte die dreitägige Veranstaltung im Jahr 2019. In diesem Jahr wird es nicht mal ein Zehntel sein - und das bei höherem organisatorischen Aufwand. 250 Besucher sind in der Sachsenarena an den drei Turniertagen zugelassen. Von Normalität will FVG-Geschäftsführer John Jaeschke deshalb auch auf keinen Fall sprechen. Es sei ein gefährlicher Ansatz, solche Besucherzahlen als neue Normalität wahrzunehmen.
In Salzburg vor 1.500 Zuschauern
So sieht das auch Werner von Moltke. Sein Verband will Vorreiter sein. Die von ihm gegründete PDC Europe habe schon im Mai wieder die ersten Darts-Turniere veranstaltet. Erst vor wenigen Tagen fand in Salzburg eine Veranstaltung für 1.500 Zuschauer statt.
Von den Behörden war zunächst nur etwa ein Drittel dieser Zuschauerzahl zugelassen. "Wir haben dann mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufgenommen und erklärt, dass wir vier getrennte Bereiche mit je 500 Leuten hinbekommen." Getrennte WCs, getrennte Imbissbuden, getrennte Laufwege. Am Ende habe das Amt zumindest drei Bereiche zugelassen.
Für von Moltke zeigt das: Es geht, wenn man nach Lösungen sucht. "Es kann doch nicht sein, dass wir alles schließen, bis wir einen Impfstoff haben, von dem wir nicht mal wissen, ob es den überhaupt je geben wird." Derzeit wolle keiner einen Fehler machen. "Aber wegducken kann nicht die Lösung sein. Wir wollen dagegen zeigen, dass es geht. Wir wollen vorn dran stehen und zeigen, dass man solche Events veranstalten kann."
Das Hotelgewerbe dürfte sich freuen. Aus dem Mercure-Hotel in Riesa heißt es, das Turnier mache sich recht deutlich bemerkbar - auch wenn weniger Zimmer belegt sind als in den Vorjahren. Immerhin zählt allein das Organisationsteam 40 Personen, dazu kommen noch 48 Spieler aus 13 Nationen - und eventuelle Zuschauer von außerhalb.
Für den Veranstalter sind Turniere wie das in Riesa freilich nicht wirtschaftlich, sagt von Moltke. "Aber wir haben Verträge mit Medienpartnern und Sponsoren, so wie etwa auch der Fußball." Dazu komme noch, dass die meisten professionellen Darts-Spieler auf regelmäßige Turniere angewiesen seien. "Die Sportler sind Freiberufler, keine Angestellten. Das heißt: keine Turniere, kein Geld. Wir tun das auch, um den Sport am Leben zu erhalten."
Bundesweite Nachfrage
Trotz der Maßnahmen, die der Veranstalter über Maskenpflicht und größere Abstände hinaus ergriffen hat: Die Publikumsnachfrage ist relativ verhalten, lässt der PDC-Europe-Chef durchblicken. Allerdings: Die Stimmung sei trotzdem sehr gut. Und Tickets für die Veranstaltung waren im Vorfeld bundesweit nachgefragt, heißt es von Heike Kandel, Chefin der Riesa-Information.
Zu kaufen gab es sie allerdings nur im Internet. Gut möglich, dass das manchen Interessenten mehr abgeschreckt hat, als die Sorge vor Corona. Etwas anderes spreche aber fürs Interesse am Darts-Sport, sagt Kandel. Denn die Tickets für die eigentliche Darts Open im Mai seien 2021 gültig. "Es hat aber nahezu keiner sein Ticket zurückgegeben."
Sportlich hat Corona jedenfalls auch einiges durcheinander gewirbelt. In Riesa sieht Werner von Moltke mit Gerwyn Price und José de Sousa zwei relativ neue Profispieler in der Favoritenrolle. "Die Karten werden neu gemischt."
Die International Darts Open in Riesa finden noch bis Sonntag, 25. Oktober, statt. Tickets gibt es im Internet unter www.pdc-europe.de/tournaments
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