Riesa: Gerangel um geplanten Garagenhof

Riesa. Das rote Plakat mit der weißen Schrift ist kaum zu übersehen: "Garagen zu vermieten", steht da – und etwas kleiner darüber: "Hier entsteht ein Garagenhof". Tatsächlich vermittelten kürzlich Baufahrzeuge und ein großer Erdhaufen den Eindruck, als seien auf der Fläche neben der Gaststätte Am Humboldtring Bauarbeiten im Gang. Doch der Schein trügt. Zumindest vorerst geht auf der Brache, auf der erst voriges Jahr ein Wohnblock der Wohnungsgenossenschaft abgerissen worden war, nichts mehr.
Der Grund: Die Stadt Riesa hat einen vorläufigen Baustopp verhängt. Das sagte deren Sprecher Uwe Päsler auf Nachfrage zum Garagenhof-Projekt. Für die Kommune sei das Vorhaben "in diesem Bereich planungsrechtlich nicht zulässig".
Auf Nachfrage erläutert der Rathaussprecher genauer, wie das zu verstehen ist: Aus Sicht der Kommune handelt es sich bei dem Areal um einen Außenbereich, was eine derartige Bebauung unzulässig mache. Einen Bauantrag für den Garagenkomplex habe die Stadt abgelehnt. "Gegen die Ablehnung gab es einen Widerspruch und es wurde dennoch mit Bauarbeiten begonnen, folglich wurde durch die Stadt der Baustopp ausgesprochen."
Hinter dem Garagenhof-Projekt steht die Firma Future Construct aus Markt Schwaben, einem Ort 20 Kilometer entfernt von der bayerischen Landeshauptstadt München. Dort kann man die Sicht der Riesaer Stadtverwaltung überhaupt nicht nachvollziehen. Deren Auffassung, es handle sich bei dem Areal um einen Außenbereich, hält Firmensprecher Alexander Skovajsa für abwegig. Schließlich stünden ringsum zig Wohnhäuser.
Dass es bei Garagenbau-Vorhaben zu Hindernissen kommt, ist für Future Construct indes nichts überraschendes, sagt Alexander Skovajsa. "Bei einigen Projekten ist die Genehmigung kein Problem, bei anderen braucht es etwas mehr Aufwand."

Mit Bau und Vermarktung von Garagenkomplexen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben reichlich Erfahrung. Auf der Firmen-Internetseite bezeichnet man sich als "Immobilienexperten, die sich seit über 30 Jahren erfolgreich auf Garagen spezialisiert haben". Man mache "eigentlich fast alles, was mit Garagen zu tun hat". Angefangen von Bau über Verwaltung bis zum Verkauf. Zudem vermarktet das Unternehmen Garagen als Kapitalanlagen – verkauft sie also an Leute weiter, die ihr Geld anlegen wollen. Im Vergleich zu Wohnimmobilien seien Garagen weniger kapital- und arbeitsintensiv, aber einfacher in der Verwaltung und einnahmesicherer. So jedenfalls sieht es das Garagen-Unternehmen aus dem Süden der Republik.
Aktiv ist das bayerische Unternehmen nach eigenen Angaben in etlichen Bundesländern. Auch in Sachsen ist Riesa nicht das erste Vorhaben. Parkhaus- und Tiefgaragenstellplätze vermietet Future Construct unter anderem in Leipzig, Zwickau, Plauen oder Pirna. Ein Garagenhof-Projekt hat die Aktiengesellschaft vor Kurzem in der Lausitz umgesetzt: Dieses Jahr hatte Future Construct gut 50 Einzelgaragen in einem Bischofswerdaer Wohngebiet errichtet. Man baue dort, wo ein hoher Garagenbedarf besteht, hatte Alexander Skovajsa damals zu sächsische.de gesagt.
Den gibt es aus Sicht des Unternehmens auch in Riesa. Für die etwa 50 geplanten Garagen an der Straße Am Hang existierten fast ebensoviele Reservierungen, so Alexander Skovajsa.
Vermarktet hatte die Firma die Garagen nämlich bereits. Unter anderem über das Plakat an der Baustelle, aber auch im Internet über das Portal Ebay-Kleinanzeigen. Als monatlicher Mietpreis für die rund sechs mal drei Meter großen Garagen inklusive Stromanschluss sind dort 59 Euro angegeben. Mit dem Stromanschluss würden sich auch kleinere Elektroautos laden lassen, sagt Alexander Skovajsa. "Eigentlich bauen wir ummantelte Ladesäulen." Ordentliche Garagenhöfe, wie sie das Unternehmen schaffe, würden außerdem dafür sorgen, die Autos von der Straße zu bekommen und so das Stadtbild zu verbessern. Auch die Solaranlagen auf den Garagendächern und die Schaffung von Grünflächen für Insekten seien machbar, stellt Skovajsa in Aussicht.
Was den vorerst gestoppten Bau anbetrifft, gibt sich das Unternehmen optimistisch, diesen bald fortsetzen zu dürfen. Denn der Bauantrag, den man bei der Stadt eingereicht habe, sei eigentlich nicht abzulehnen – eine Genehmigung im Grunde nur Formsache. "Wir werden diesen Hof bauen, es wird nur eben etwas länger dauern", sagt Alexander Skovajsa.
Die Entscheidung liegt nun bei der Landesdirektion Sachsen. An die übergeordnete Behörde hat die Stadt Riesa das Verfahren laut Sprecher Uwe Päsler abgegeben.