Riesa. Das Schild für den Räumungsverkauf steht noch da. Die weißen Regale sind jedoch beinahe leergeräumt. Einige Kunden bleiben verwundert im Gang der Elbgalerie stehen. Die Nachricht, dass die Weltbild-Filiale in Riesa schließen wird, hat sich noch nicht weit genug rumgesprochen.
Dabei meldete der Verlag schon im Juni Insolvenz beim Amtsgericht Augsburg an. Allen Hoffnungen zum Trotz folgte jetzt der Paukenschlag. Bis Ende August werden alle Filialen schließen. Allein drei in Sachsen.
In Riesa reagiert man auf die Schließung mit Fassungslosigkeit und Verzweiflung. Die Filialleiterin kann kaum ihre Tränen zurückhalten, seit 2011 war sie in dem Buchhandel tätig. „Es war mein Baby“, sagt sie. Sie und ihre vier Mitarbeiter wussten zwar seit Juni von der finanziellen Lage des Konzerns, aber sie hatten die Hoffnung nicht aufgegeben, dass bei Verhandlungen mit eventuellen Interessenten noch etwas herauskommen würde. In der letzten Woche wurde ihnen dann mitgeteilt, dass es keine Rettung gäbe. Bis Freitag ist der Laden jetzt noch geöffnet, es wird alles verkauft, was noch da ist. Dann ist es vorbei.
Wieder ein Laden weniger in Riesa
Die Kunden sind bestürzt über die Entwicklung. „Wieder ein Laden in Riesa, der schließt. Das ist schade“, sagt eine ältere Kundin, die erst über den Aufsteller von der Neuigkeit erfahren hat. „Ich hab immer gern hier gekauft“, so eine Mutter, die mit ihrer Tochter noch durch die Restangebote stöbert und ein paar Schätze findet. „Ich brauche was in der Hand, um zu lesen. Deshalb habe ich die Bücher gern hier gekauft. Jetzt kann man ja vermutlich nur noch online bestellen.“
Mindestens einmal die Woche kam sie bei Weltbild vorbei. Der Einkauf bei Kaufland wurde direkt mit einem Besuch im Buchhandel verbunden. Sie hat selbst mal für kurze Zeit dort gearbeitet, kennt die Verkäuferinnen gut, weiß um die Plaudereien, die Stammkunden auch gern mal an der Kasse abgehalten haben. „Es ist schlimm, dass alle Läden nach und nach zu machen“, sagt sie. „Bald gibt es keine Möglichkeiten mehr, warum soll man dann überhaupt noch ins Zentrum kommen?“
Doch neben einem weiteren leeren Laden sind es auch die persönlichen Schicksale, die ihr nahegehen. Für die Filialleiterin und ihre Kollegen ist an dieser Stelle erstmal Schluss. Der Sprecher des Insolvenzverwalters teilte zwar auf Anfrage von Sächsische.de mit, dass es Gespräche gäbe über Fortführungsmöglichkeiten für das Unternehmen wie auch für die Filialen. Ein Angebot haben die Kollegen in Riesa jedoch noch nicht bekommen.
„Es ist auch die Frage, wo soll man sich denn hier hin bewerben?“, sagt die Filialleiterin. Es verbleiben nur noch Thalia und die Stadtbibliothek als einzige Anlaufstelle für Buchliebhaber.