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Entscheidung über Riesaer Edeka-Ansiedlung verzögert sich

Gegen den geplanten Markt im Stadtzentrum gibt es nach wie vor Widerstände. Warum ein Beschluss immer noch auf sich warten lässt.

Von Stefan Lehmann
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Auf der Widmann-Brache im Riesaer Stadtzentrum will Edeka einen Markt errichten. Die Planungen aber verlaufen zuletzt schleppend. Fällt im April ein Beschluss?
Auf der Widmann-Brache im Riesaer Stadtzentrum will Edeka einen Markt errichten. Die Planungen aber verlaufen zuletzt schleppend. Fällt im April ein Beschluss? © Sebastian Schultz

Riesa. Mehr als 400 Kilometer hatte er zurückgelegt. Am Ende musste der Gutachter von Lademann und Partner im Februar unverrichteter Dinge die Rückreise von Riesa nach Hamburg antreten. Die Mitglieder des Riesaer Bauausschusses hatten es so gewollt, heißt es aus informierten Kreisen.

Dabei war der Vertreter des Hamburger Kommunalberaters auf Verlangen der Riesaer Stadträte überhaupt erst eingeladen worden. Grund: Der geplante Edeka-Markt an der Pausitzer Straße spaltet immer noch die Gemüter. Während ein Gutachten von Lademann und Partner das Vorhaben eher stützt, geht ein zweites davon aus, dass mit dem Bau eines neuen Marktes im Stadtzentrum erhebliche Umsatzeinbußen für Kaufland in der Elbgalerie verbunden sein könnten.

Um mehr Klarheit zu erlangen, hatten die Ausschussmitglieder bereits im November beschlossen, beide Gutachter einzuladen und sich den Fragen der Stadträte im Bauausschuss zu stellen. Doch dazu war es in der Sitzung Ende Januar nicht gekommen - weil beim von Kaufland beauftragten Gutachter offensichtlich keine Ladung eingetroffen war. Nur einen zu Wort kommen zu lassen, das wollte die Mehrheit der Ausschussmitglieder wohl aus Gründen der Fairness nicht - und bestanden darauf, beide neu zu laden.

Jetzt, einen Monat später, holten die Vertreter beider Seiten die Vorstellung ihrer Gutachten nach. Stadträte, die dabei waren, berichten von einer sachlichen Diskussion mit ordentlichen Argumenten. Ob alle Zweifel ausgeräumt sind, bleibt aber noch unklar - denn die beiden Gutachter stellten sich den Fragen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Sorge vor Lärmbelästigung

Bei den vom geplanten Markt betroffenen Anwohnern sorgt das für Unverständnis. "Das gibt es nirgends sonst", glaubt Margit Buck. Sie hat gemeinsam mit anderen Anwohnern des benachbarten Lutherplatzes früh gegen das Vorhaben protestiert. Vor allem die Lärmentwicklung macht ihnen Sorgen. Eine Schutzwand sei momentan nicht geplant. "Wir haben 15 Märkte besucht", so Buck. Da seien auch positive Beispiele dabei gewesen. "Aber vor dem bei uns geplanten Presscontainer haben uns alle Marktleiter gewarnt." Andernorts werde der Müll abgeholt und nicht vor Ort gepresst - um Lärmimmissionen zu verringern. "Der Investor geht nicht drauf ein."

Der Blick der Anwohner auf die Brache: Das Marktgelände würde direkt an einige Gärten grenzen. Rechts der Fläche befindet sich außerdem eine Grundschule.
Der Blick der Anwohner auf die Brache: Das Marktgelände würde direkt an einige Gärten grenzen. Rechts der Fläche befindet sich außerdem eine Grundschule. © Sebastian Schultz

Zusätzlich geht es um Sicherheit und den Verlust von Lebensqualität. Auf der einen Seite der Fläche liegt die Christliche Grundschule, auf der anderen, an der Pausitzer Straße, die Bushaltestelle. "Ich habe jetzt schon immer Angst, dass es mal einen Unfall gibt, wenn die Kinder über die Straße laufen", so Buck. Und bei 120 Pkw pro Stunde zusätzlich steige auch die Belastung durch Abgase. "Das schadet uns allen. Riesa gehört jetzt schon zu den Städten mit der schlechtesten Luft."

Die Anwohner jedenfalls fühlen sich übergangen - auch wenn der Investor nach ersten Protesten und einem Treffen auf der Brache noch einmal umgeplant und beispielsweise aus zwei Märkten einen einzelnen gemacht hatte. Über die Aussagen von CDU-Stadtrat Kurt Hähnichen, aus seiner Sicht seien die meisten Bedenken ausgeräumt gewesen, hat sich Margit Buck trotzdem gewundert. Es habe danach doch kaum Gespräche gegeben - auch nicht mit der Planerin für den Edeka-Markt. "Sie hatte mir lediglich angeboten, mit mir alleine zu sprechen", erklärt Margit Buck. "Das habe ich abgelehnt - ich kann doch nicht für alle Anwohner sprechen."

Die Anwohner jedenfalls hätten Wohnbebauung auf dem Grundstück des ehemaligen Autohauses Widmann gewünscht. Zumal ja nun der Real-Standort im Riesapark offenbar erhalten bleibt.

Längst nicht jeder im Stadtrat teilt diese Kritik. Christian Thielemann (CDU) sagt, die Planerin tue ihm leid angesichts des schleppenden Verfahrens. Man habe schon sehr viel Zeit verloren. "Das Angebot kommt nicht wieder." Und mit dem Bau verschwinde auch eine langjährige Brachfläche.

Weil die Diskussion mit den beiden Gutachtern im Bauausschuss verschoben wurde, fällt auch die Entscheidung über den Edeka-Markt nicht wie geplant schon in der nächsten Stadtratssitzung am Mittwoch. Wie die Stadt bestätigt, soll erst im April ein Beschluss gefasst werden.