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Feralpi Riesa stellt erste Stahlwerker aus Mariupol ein

Ehemalige Mitarbeiter von Asow-Stahl arbeiten jetzt im Riesaer Stahlwerk. Auch mit Spenden versucht das Unternehmen, zu helfen.

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Bei Feralpi in Riesa haben die ersten Ukrainer ihre Arbeit aufgenommen.
Bei Feralpi in Riesa haben die ersten Ukrainer ihre Arbeit aufgenommen. © Sebastian Schultz

Riesa. Bei Feralpi in Riesa arbeiten mittlerweile die ersten Stahlwerker aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol. Das hat das Unternehmen jetzt bekannt gegeben. "Es liegt natürlich nahe, dass wir Menschen einstellen, die Erfahrung mit der Arbeit in einem Stahlunternehmen haben", so Werksdirektor Uwe Reinecke. "Wir wollen diesen Menschen, die Schreckliches erlebt haben und deren Wohnungen in Trümmern liegen, einen Arbeitsplatz und damit eine langfristige Perspektive und vielleicht eine neue Heimat geben."

Das Asow-Stahlwerk hatte in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Nachdem Russland schon im April die Stadt im Süden des Landes für erobert erklärt hatte, gab es auf dem Gelände des belagerten Stahlwerks weiterhin heftige Kämpfe. Erst am Freitag hatte die Ukraine erklärt, die Verteidigung aufzugeben.

Feralpi übergibt Sachspenden an die Diakonie

Schon im April waren bei Feralpi die ersten Stahlwerker aufgenommen worden, so das Unternehmen. Anfang Mai hätten drei weitere Kollegen begonnen, die in der Vergangenheit als Walz- und Stahlwerker gearbeitet haben. "Weitere werden mit Sicherheit folgen", so das Unternehmen.

Auch mit Sachspenden unterstützt Feralpi die Ukrainer, die in den Landkreis Meißen geflohen sind. Zuletzt wurden 30 Staubsauger an die Diakonie Meißen übergeben, die die Geräte wiederum weiterverteilt. Pietro Perini, Direktor Schrotteinkauf, und seine Frau haben ukrainische Freunde, die in Deutschland leben. "Daher haben wir großes Mitgefühl mit den vor dem Krieg geflüchteten Ukrainern."

Von Perini und anderen Kollegen aus dem Stahlwerk kam daher der Impuls, den ukrainischen Familien etwas Gutes zu tun. "Durch unseren engen Kontakt mit den Ukrainern und mit geflüchteten Familien wissen wir, dass es anfangs wirklich an allem fehlt: An den Dingen des täglichen Gebrauchs und natürlich an der Erfahrung im Umgang mit den deutschen Gepflogenheiten. Auch da versuchen wir zu helfen und die Menschen beim Beantragen eines Bankkontos, bei der Suche nach einer Wohnung, beim Finden von Kindergarten- oder Schulplätzen zu unterstützen – um nur einige Beispiele zu nennen."

Verständigung per Handy-App

Dank der Sprachkenntnisse in der Familie Perini und mithilfe von Übersetzungs-Apps laufe die Verständigung gut, wie der Riesaer berichtet: "Wir behelfen uns hier ganz unkompliziert. Es sind viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus unserem Bekanntenkreis eingebunden, mit denen wir uns einfach per Messengerdienst abstimmen. Bei den einen fehlt der Kinderwagen oder ein Staubsauger. Es ist toll zu erleben, wie viele Menschen uneigennützig helfen."

Das Engagement bei Feralpi sei keine Selbstverständlichkeit, sagt Sylvia Spargen, Leiterin des Bereiches Migration der Diakonie Meißen. "Geldspenden sind zwar nach wie vor hilfreich, qualitativ wertvolle Materialspenden kommen bei den Menschen aber direkt an und sind daher eine praktische Hilfe." (SZ)