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Stahlwerker demonstrieren in Riesa für niedrigeren Strompreis

Rund 400 Beschäftigte aus der Stahlindustrie beteiligten sich an einer Kundgebung vor dem Feralpi-Werk. Sie wollen die Politik wachrütteln.

Von Stefan Lehmann
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Für die Stahlproduktion der Zukunft demonstrierten am Donnerstag in Riesa Mitarbeiter verschiedener Werke aus Sachsen und Brandenburg.
Für die Stahlproduktion der Zukunft demonstrierten am Donnerstag in Riesa Mitarbeiter verschiedener Werke aus Sachsen und Brandenburg. © Sebastian Schultz

Riesa. Mitarbeiter aus sechs Elektrostahlwerken im Landkreis Meißen und in Südbrandenburg haben am Donnerstag für einen fairen Strompreis und sichere Arbeitsplätze demonstriert. Zu der Kundgebung auf dem Feralpi-Parkplatz in Riesa hatten die Industriegewerkschaften IG Metall, IG BCE und IG BAU bundesweit geladen, einer Mitteilung zufolge zählte allein die Demonstration in Riesa etwa 400 Teilnehmer.

"Wir fordern die Bundesregierung auf, noch in diesem Jahr für einen fairen, wettbewerbsfähigen Strompreis für die Industrie zu sorgen", erklärte Stefan Ehly, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa. Die Elektrostahlwerke leisteten ihren Beitrag zur Energiewende - unter anderem, indem sie etwa den Stahl für Windräder produzierten. "Niemandem ist geholfen, wenn solche Betriebe die Produktion in Deutschland aufgeben und die Produkte zu deutlich schlechteren Konditionen woanders hergestellt und teuer importiert werden müssen." Die aktuellen Strompreise sorgten dafür, dass die deutschen Werke kaum noch konkurrenzfähig seien.

Angst um Arbeitsplätze

Die Branche und ihre Mitarbeiter fühlen sich im Transformationsprozess hin zu einer umweltfreundlicheren Stahlproduktion allein gelassen. Ehly forderte deshalb ein klares Bekenntnis der Politik zu den Arbeitsplätzen in der Branche. Mario Unger, Betriebsratsvorsitzender von Feralpi Stahl Riesa, betonte, seit 180 Jahren werde in Riesa Stahl produziert. Er wolle, dass das auch in den kommenden Jahrzehnten der Fall ist.

Von der Bühne sprachen, für eine Gewerkschaftsveranstaltung ungewöhnlich, auch Vertreter der Werke: "Wir stehen derzeit im Regen", sagte Mathias Schreiber, im Riesaer Stahlwerk unter anderem für Umweltfragen zuständig. Da müsse man zusammenstehen, um etwas zu erreichen. Lösungen erwarte Feralpi nicht nur in Sachen Strompreis. Der Mittelstand benötige auch einfacheren Zugang zu Fördermitteln, die momentan in erster Linie den Konzernen vorbehalten seien. Außerdem seien viele Fragen in Zusammenhang mit der Energiewende ungeklärt, vom Ausbau der Erneuerbaren Energien über die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff bis hin zum Bürokratieabbau, um nötige Investitionen auch schnell umsetzen zu können.

Der Geschäftsführer der Schmiedewerke Gröditz Jens Overath sieht daneben Überarbeitungsbedarf bei der sogenannten Strompreiskompensation, die besonders energieintensive Unternehmen entlasten soll. Er forderte außerdem einen neuen Industriestrompreis bis spätestens 2025. "Bis 2030 sind bereits erste Arbeitsplätze verloren gegangen." An der Veranstaltung in Riesa nahmen neben Mitarbeitern der Schmiedewerke Gröditz und des Feralpi-Werks auch Beschäftigte des Mannesmannröhren-Werks Zeithain, der Walzengießerei Coswig, des Edelstahlwerks in Freital und der Brandenburger Elektrostahlwerke BES teil.