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Feralpi Riesa baut sein Werksgelände aus

Zum 30. Jubiläum beschenkt sich das Unternehmen selbst: Mehr als 180 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren investiert werden.

Von Stefan Lehmann
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Das Stahlwerksgelände in Riesa-Gröba ist schon jetzt groß. In den kommenden Jahren sollen neue Anlagen gebaut werden.
Das Stahlwerksgelände in Riesa-Gröba ist schon jetzt groß. In den kommenden Jahren sollen neue Anlagen gebaut werden. © LKW

Riesa. Die Riesaer Stahlproduktion soll grüner werden: Am Rande des Werkgeländes erfolgte jetzt der symbolische Spatenstich für ein neues Walzwerk. Die neuen Anlagen sollen nicht nur effizienter arbeiten und dabei helfen, größere Mengen Baustahl herzustellen. Sie sollen auch den ökologischen Fußabdruck des Werks deutlich verringern.

Direkte CO2-Emissionen soll das neue Walzwerk komplett vermeiden – weil es nicht mehr mit einem Gasofen arbeitet. Die Erwärmung des Stahls erfolge mittels Induktiverwärmung, also mittels Strom, erklärte Werksdirektor Uwe Reinecke das Vorhaben. Das heißt: In der Theorie könne das neue Werk dann komplett ohne CO2-Emissionen arbeiten – sofern der Energieversorger auch Strom vollständig aus erneuerbaren Energien anbietet.

"Aktuell liegen wir bei circa 52 Kilogramm pro Tonne erzeugtem Stahl und unter 80 Kilogramm pro Tonne bei gewalzten Produkten", so Reinicke. Das sei weit unter dem Durchschnitt für die Stahlerzeugung in Elektrolichtbogenöfen und erst recht im Hochofen. "Hier kommt man auf rund 1,75 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl."

Das neue Walzwerk soll nicht nur effizienter arbeiten, sondern darüber hinaus auch einen deutlich geringeren Wartungsaufwand mit sich bringen, erklärte Giacomo Mareschi Danieli. Sein Unternehmen Danieli Automation ist auf den Bau von Anlagen ähnlich der in Riesa spezialisiert.

Von rechts nach links: Riesas OB Marco Müller, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Werkdirektor Uwe Reinecke, Feralpi-Geschäftsführer Giuseppe Pasini und Giacomo Mareschi Danieli von Danieli Automation.
Von rechts nach links: Riesas OB Marco Müller, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Werkdirektor Uwe Reinecke, Feralpi-Geschäftsführer Giuseppe Pasini und Giacomo Mareschi Danieli von Danieli Automation. © Sebastian Schultz

Angst vorm Gas-Lieferstopp

Der gemeinsame Spatenstich mit Ministerpräsident Kretschmer und Oberbürgermeister Müller (beide CDU) erfolgte gewissermaßen zum Geburtstag: Seit 30 Jahren gehört das Riesaer Stahlwerk zum italienischen Feralpi-Konzern. Eine Erfolgsgeschichte, hob Feralpi-Geschäftsführer Giuseppe Pasini hervor. Die Erwartungen, die man 1992 gehegt hatte, seien übertroffen worden. Damit Feralpi auf dem Markt bestehen könne, seien nun Investitionen nötig.

Bis 2025 sollen in Riesa mehr als 180 Millionen Euro investiert werden. Nicht nur in das neue Walzwerk, sondern auch in die Schrottaufbereitung und die Infrastruktur. Geplant sei etwa ein neues Umspannwerk, so Werksdirektor Reinecke. Selbst Nebenprodukte der Stahlerzeugung will Feralpi in Zukunft verwerten. Zero Waste sei das Ziel, keine Abfallprodukte mehr. Er sei überzeugt, "dass eine grüne Stahlerzeugung möglich ist", so Feralpi-Geschäftsführer Pasini.

Der Zeitpunkt freilich macht auch den Verantwortlichen des Riesaer Stahlwerks Sorgen. An Ministerpräsident Michael Kretschmer, der zum Spatenstich ebenfalls anwesend war, richtete der Uwe Reinecke deshalb den Appell: "Unterstützen Sie uns! Tun Sie alles, damit es in diesem Winter nicht zu einem Gasstopp für die Industrie in Sachsen kommt!" Das würde nicht nur die Grundlage für Wachstum in der Branche infrage stellen, sondern auch der Personalentwicklung den Boden unter den Füßen entziehen. Energie müsse ausreichend vorhanden und bezahlbar sein, so der Werkdirektor. "Ein bisschen Stahlproduktion funktioniert nicht."

Werk soll 100 neue Arbeitsplätze bringen

Die Botschaft ist beim Ministerpräsidenten bereits angekommen. Bei der Frage, wie mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen sei, dürfe die Versorgung mit Öl und Gas nicht völlig unbeachtet bleiben. "Europas Stärke war immer ökonomische Kraft", so Kretschmer, "diese Kraft darf nicht durch vorschnelles Handeln verloren gehen." Ein Wink in Richtung Berlin.

Mit dem Bau des Walzwerks wächst das Feralpi-Gelände auch in seinen Dimensionen deutlich. Die neue Walzanlage schließt an das südöstlich gelegene frühere Arbonia-Areal an. Etwas mehr als 100 neue Arbeitsplätze soll die Investition ebenfalls mit sich bringen.

Ziel sei es, im zweiten Halbjahr 2024 mit der Produktion zu starten. "Eine wahrliche Herausforderung", sagt Uwe Reinecke, "aber einfach kann auch jeder."