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Kegelbahn macht Wülknitz weiter berühmt

Das preisgekrönte Bauwerk taucht jetzt erstmals im Architekturführer Deutschland auf. Schon jetzt ist es für die Menschen im Dorf ein Glücksgriff.

Von Jörg Richter
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Das Vereinsheim des ESV Lok Wülknitz hat unter Architekten bereits für Aufmerksamkeit gesorgt. Und bald noch mehr.
Das Vereinsheim des ESV Lok Wülknitz hat unter Architekten bereits für Aufmerksamkeit gesorgt. Und bald noch mehr. © Sebastian Schultz

Wülknitz. Dass eine Kegelbahn in der sächsischen Provinz so eine riesige Resonanz erfährt, damit hätten wohl die Wenigsten gerechnet. Seit seiner Einweihung vor zwei Jahren ist das neue Domizil des ESV Lokomotive Wülknitz bundesweit im Gespräch. Mehrere deutsche Fachzeitschriften haben über das Vereinshaus berichtet und dessen schnörkellose, klare Architektur gewürdigt. Einige sind erstaunt, dass sowas auf dem Lande überhaupt möglich ist.

Im November 2019 durften sich die jungen Architekten Fabian Onneken und Jan Keinath über den 2. Preis im Landeswettbewerb "Ländliches Bauen" freuen. Ihr Entwurf der Kegelbahn wurde unter 156 Bewerbungen ausgewählt und ausgezeichnet.

In diesem Jahr kam die Nominierung für den DAM-Preis 2021. Das ist der Wettbewerb des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt am Main. Vor Kurzem wurden die vier Bauprojekte bekanntgegeben, die es in die Finalrunde geschafft haben. Die Kegelbahn Wülknitz war zwar diesmal nicht dabei. "Doch allein die Nominierung für den DAM-Preis ist eine große Ehre", sagt Fabian Onneken.

Hübscher Nebeneffekt

Und das hat auch noch einen hübschen Nebeneffekt. Alle 99 nominierten Bauprojekte des DAM-Preises 2021 tauchen im neuen Architekturführer Deutschland auf, den das Frankfurter Museum jedes Jahr herausgibt. Aus Sachsen befinden sich gerade mal vier Bauprojekte in dem 224 Seiten großen Taschenbuch, das im November erschienen ist. Auf den Seiten 60 und 61 wird die Kegelbahn Wülknitz vorgestellt.

Der Architekturführer ist auch sowas wie eine Reiseempfehlung für Architekten und Studenten. Freunde und ehemalige Kommilitonen Onnekens hätten schon einen Abstecher nach Wülknitz gemacht, um sich den Bau anzusehen, bestätigt der 36-jährige Wahl-Leipziger.

Er stammt wie sein Freund und Geschäftspartner Jan Keinath aus Baden-Württemberg. Gemeinsam haben die beiden jungen Architekten vor vier Jahren das Architekturbüro KO/OK gegründet, dessen Hauptsitz in der sächsischen Messestadt angesiedelt ist. Die Kegelbahn Wülknitz war ihr erstes großes Projekt. "Damals habe ich gesagt, das muss knallen!", erinnert sich Onneken. Und das tat es dann auch.

Eine mutige Entscheidung

Keinath und Onneken (KO/OK) erhielten den Zuschlag für ihren innovativen Entwurf. Für beide war das in doppelter Hinsicht ein Sechser im Lotto. "Man kann den Mut des Wülknitzer Gemeinderates und des Bürgermeisters nicht hoch genug anerkennen, den Auftrag an ein so junges Architektenbüro wie unseres zu vergeben", sagt Onneken. Es existierte zu diesem Zeitpunkt gerade mal vier Monate. "Zudem war es die bisher vertrauensvollste Arbeit mit einem Bauherrn. Das war sehr schön."

Auch Bürgermeister Hannes Clauß denkt noch gern an die angenehme Zusammenarbeit mit den Leipziger Architekten zurück. Er steht mit ihnen noch immer in Kontakt. Dass der kubische Bau seit seiner Einweihung am 3. Oktober 2018 in der Fachwelt für positive Schlagzeilen sorgt, hat sicherlich auch Anteil daran.

Doch eins ist ihm noch wichtiger: Das neue Vereinsheim ist nicht nur Kegelbahn, sondern Begegnungsstätte für die beiden Sportabteilungen des ESV Lok Wülknitz. "Die Fußballer und die Kegler hatten sich vorher nie als eine Einheit gefühlt", erzählt Clauß. Für die Fußballer gab es nur ihren Sportplatz hinterm Gemeindeamt, und für die Kegler war ihre alte Kegelanlage am Dorfrand ihr Trainingsort. "Das ist jetzt anders", sagt er. Fußballer und Kegler akzeptieren den Neubau als gemeinsames Vereinsdomizil.

Bei der Einweihung am 3. Oktober 2018 haben die Kegler die moderne Wettkampfanlage mit vier Bahnen in Besitz genommen. Auch die Fußballer fühlen sich im neuen Vereinsheim wohl.
Bei der Einweihung am 3. Oktober 2018 haben die Kegler die moderne Wettkampfanlage mit vier Bahnen in Besitz genommen. Auch die Fußballer fühlen sich im neuen Vereinsheim wohl. © Eric Weser

"Ich glaube schon, dass die Wülknitzer mittlerweile wissen, was sie da bekommen haben", sagt Onneken. Wie er und auch Bürgermeister Clauß beobachtet haben, würden sie sogar eine Art Stolz dafür entwickeln. Denn wo in Deutschland werden noch Kegelbahnen gebaut und dann auch noch so eine architektonische Meisterleistung, die das kleine Dorf in Sachsen deutschlandweit bekannt macht.

Und bald könnte Wülknitz noch berühmter werden. In der kommenden Woche werden die Gewinner das Max40-Preises bekanntgegeben. Das ist der Nachwuchspreis des Bundes Deutscher Architekten, mit dem auf die Qualität junger Architekturbüros, deren Macher maximal 40 Jahre alt sein dürfen, aufmerksam gemacht werden soll. Auch Keinath und Onneken sind mit der Kegelbahn Wülknitz nominiert.

  • "Architekturführer Deutschland 2021", 223 Seiten, im November 2020 erschienen als Taschenbuch, ISBN: 3869227710.

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