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Riese fällt am Sonnabend

Vattenfall bereitet Sprengung im Kraftwerk Hagenwerder vor. Wo Schaulustige das Spektakel verfolgen können, ist noch unklar.

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© Pawel Sosnowski

Von Daniela Pfeiffer

Hagenwerder. Seit fast zehn Jahren wartet Hagenwerder darauf. Eigentlich noch länger. Aber seit zehn Jahren ist der letzte Riese des früheren Kraftwerks Hagenwerder schon fertig entkernt, letzte Rückbauarbeiten wurden im Jahr 2010 vorgenommen. Seitdem harrt er der Dinge, die da kommen. Oder lange nicht kamen. Denn die Gnadenfrist war dann doch eine schier endlos lange. Schon seit mehreren Jahren war der Abriss angekündigt und schließlich doch immer wieder verzögert worden.

So sah es aus, als am 10.Oktober 2003 schon ein Teil von Werk III des Kraftwerks Hagenwerder gesprengt wurde.
So sah es aus, als am 10.Oktober 2003 schon ein Teil von Werk III des Kraftwerks Hagenwerder gesprengt wurde. © Förderverein Kraftwerk Hirschfelde

Am Sonnabend wird es den lauten Knall definitiv geben. Der Energiekonzern Vattenfall hat bestätigt, dass der Riese fällt. 18 Jahre nach Stilllegung des Kraftwerks verschwindet damit der letzte Zeuge eines einzigartigen Industriestandortes. Laut Vattenfall hatten der anhaltend niedrige Strombedarf, der Kraftwerksneubau und die Unrentabilität einer Nachrüstung von Entstaubungs- und Entschwefelungsanlagen zur Stilllegung geführt, die sich von Januar 1991 bis Ende 1997 hinzog.

Die gigantische Ruine, die nun gesprengt werden soll, ist das ehemalige Werk III. Am 9. Oktober 1970 hatte man den Grundstein dafür gelegt, 1976 wurde es in Betrieb genommen. Die Gesamtleistung der Werke I bis III betrug damit 1500 Megawatt.

Kurze Sperrung der S 128 und B 99

Eine große Leistung wird am Sonnabend auch die Sprengung sein. Punkt 11 Uhr wird erst eine ohrenbetäubende Detonation und dann eine beeindruckende Staubwolke zu erleben sein. Das kennt man von Hagenwerder bereits. Sprengungen gab es schon, der Schornsteine und Kühltürme etwa, oder 2003, als die 81 Meter hohen Dampfkessel gesprengt wurden. Die Höhe des Maschinenhauses reicht mit 30 Metern nicht an diese heran, doch hat das Gebäude mit einer Länge von 211 Metern und einer Fläche von über 9 000 Quadratmetern beeindruckende Maße. Darüber hinaus soll am Sonnabend auch der Bunkerschwerbau fallen, der 187  Meter lang und 54 Meter hoch ist. Wie Vattenfall mitteilt, rechne man mit 70 000 Tonnen Betonschutt. Diese sollen bis Februar 2017 beräumt sein. Die Abfallstoffe werden wiederverwertet, die Vorprüfungen dazu laufen. Die Vorbereitungen auf die Sprengung, die unter strengen Sicherheitsmaßnahmen stehen und durch die weltweiten Terroranschläge eine besondere Brisanz bekommen, laufen schon seit Mitte September. Der Sperrkreis, der um den Gebäudekomplex gezogen wird, soll weiträumig sein. Demzufolge müssen an diesem Tag alle Gebäude, die sich innerhalb dieses Sperrkreises befinden, für etwa vier Stunden evakuiert werden. Das betrifft Teilbereiche des Vattenfall-Geländes am ehemaligen Werk III. Unmittelbar vor Sprengung wird die Polizei zudem eine kurze Sperrung der S 128 und der B 99 nahe des Kraftwerksgeländes vornehmen – wie auch schon bei den früheren Sprengungen. Aus Sicherheitsgründen hofft Vattenfall, dass nicht Hunderte Schaulustige zur Sprengung kommen, will aber dennoch Zuschauerbereiche ausweisen. Diese allerdings werden erst kurz vorher bekannt gegeben.

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