Von Udo Lemke
Klipphausen. Es gibt nicht weniger als elf Karten in der aktuellen Version des Regionalplans Oberes Elbtal/Osterzgebirge. Wirklich interessant ist allerdings nur die letzte, die elfte. Denn da ist rot eingetragen, was sogenannte Windpotenzialflächen sind. Zu Deutsch: wo künftig Windräder aufgestellt werden sollen. Die rote Fläche mit der Nummer drei ist neben denen bei Strauch in der Großenhainer Pflege und in Zeithain die größte. Sie reicht vom jetzigen Standort der fünf Windräder auf der Baeyerhöhe bei Seeligstadt bis an die Autobahn A 4 bei Schmiedewalde in der Längsausdehnung und in der Breite von Burkhardswalde im Osten bis nach Lotzen im Westen.
„Der Entwurf des regionalen Planungsverbandes Oberes Elbtal/Osterzgebirge weist aus, dass dieses Gebiet wesentlich größer ist, als das, worauf die derzeit vorhandenen fünf Anlagen stehen“, stellt denn auch Dieter Schneider, der Bauamtschef der Gemeinde Klipphausen, fest.
Der Gemeinderat hat einen Bebauungsplan für das Gebiet um die Bayerhöhe aufgestellt. „Um das Geschehen beeinflussen zu können“, sagt Bürgermeister Gerold Mann (parteilos). Um der Windenergielobby entgegen zu kommen, ist man sich bei der Bürgerinitiative Baeyerhöhe sicher. „Das ist eine heikle Geschichte“, sagt denn auch Bürgermeister Mann. Er erklärt, „unsere Stellungnahme zu den Plänen des Regionalverbandes wird sicher so aussehen, dass wir dieser Größenordnung nicht zustimmen“.
Derzeit stehen fünf Windkraftanlagen auf der Bayerhöhe. In der Zeit zwischen 1997 und 2004 errichtet, haben sie zusammen eine Leistung von 8,7 Megawatt. Damit liegt das Windfeld im mittleren Bereich der sächsischen Anlagen. Die kleinste mit zwei Windrädern und einer Leistung von 0,4 Megawatt befindet sich in Altenhain, nördlich von Grimma. Die größte, mit 18 Windrädern und einer Leistung von insgesamt 32 Megawatt, steht in Ludwigsdorf, einem Ortsteil von Görlitz, an der polnischen Grenze.
„Wir haben gegenwärtig auf dem Gebiet eine Veränderungssperre drauf“, erklärt Bauamtsleiter Dieter Schneider. „Weil wir in der Hand haben wollen, was dort einmal gebaut wird.“ Und: „Die Mehrheit der Gemeinderäte will nicht, dass da neue Windkraftanlagen hinkommen.“
Dass die Baeyerhöhe so ins Blickfeld des regionalen Planungsverbandes gerückt ist, liegt nicht nur daran, dass dort schon fünf Anlagen stehen und das Gebiet schon im Regionalplan von 2003 als Windvorranggebiet eingetragen ist. Mit ihren 322 Metern ist die Bayerhöhe nicht nur die höchste Erhebung im Landkreis Meißen, sondern sie und das angrenzende Gebiet zählen zu den nur 4,9 Prozent freier Landfläche in Sachsen, die für die Windenergienutzung zur Verfügung stehen. Derzeit befinden sich dort eine Windkraftanlage mit 66 Metern und vier Anlagen mit 70 Meter Rotordurchmesser und einer Nabenhöhe von 65 Metern. Inzwischen gibt es Windkraftanlagen, die um die 200 Meter hoch sind.
Dass die Bayerhöhe in Sachen Windenergienutzung weiter in der Diskussion bleiben wird, ist sicher. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es heute 18 Uhr in der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung in der Herbert-Böhme-Str. 11 in Meißen. In der dortigen Mehrzweckhalle will der regionale Planungsverband den aktuellen Planungsstand vorstellen.