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Ritterschlag für jungen Winzer

Stefan Bönsch aus Langebrück ist von den Führern Gault&Millau und Vinum ausgezeichnet worden. Er hat noch viel vor.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Langebrück. Die Tester sind überzeugt: „Sein Riesling zeigt, was möglich ist: Dieses Jahr gibt er sich mit mineralischem Zug und stoffig präsenter Steinfrucht. Der Traminer spielt mit Struktur und eleganter Frucht im trockenen Bereich. Auch der Spätburgunder ist wieder eine Bank“, schreiben die Verkoster von Gault&Millau, dem wohl bekanntesten Weinführer in Deutschland. Gemeint sind die Weine von Stefan Bönsch aus Langebrück. Und bei so viel Lob gab es jetzt folgerichtig eine Auszeichnung. Die Tester verliehen dem Winzer seine erste Traube. Vergleichbar ist das mit einem Stern für einen Spitzenkoch.

Seine Weingläser hat Stefan Bönsch mit einer besonderen Gravur versehen lassen.
Seine Weingläser hat Stefan Bönsch mit einer besonderen Gravur versehen lassen. © Thorsten Eckert

Auch dem zweiten großen Weinführer in Deutschland „Vinum“ ist die Qualität von Stefan Bönsch aufgefallen. Von dem Guide gab es einen Stern. „Über die Auszeichnungen in den beiden Führern freue ich mich natürlich sehr. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass es sich gelohnt hat.“ Für den Erfolg hat der Langebrücker in den zurückliegenden Monaten einiges getan. Gleich drei Hänge bei Radebeul, Niederwartha und Meißen bewirtschaftet der Küfermeister ganz allein, nur unterstützt von seiner Familie und Freunden. Jetzt hat er noch einen vierten Weinberg unter seine Fittiche genommen. Er liegt unterhalb des Lingnerschlosses und wird derzeit urbar gemacht. Auch wenn noch nicht ganz klar ist, welche Rebsorte hier angepflanzt wird, auf den Geschmack ist Stefan Bönsch schon jetzt gespannt. „Jeder Standort schmeckt anders. Ein Traminer aus Meißen hat eine andere Note wie ein Traminer vom Dresdner Elbhang. “ Viel getan hat sich auch im neuen Domizil des Winzers an der Kirchstraße in Langebrück. Hier hatte er im vergangenen Jahr ein ehemaliges Gasthaus gekauft mit dem Ziel, es zu seinem kleinen Firmensitz umzugestalten. Denn bisher spielte sich alles in seinem zu kleinen Keller in seinem Wohnhaus ab.

Aus roter Traube wird Weißwein

Jetzt im neuen Haus ist vor allem das Untergeschoss nicht mehr wieder zu erkennen. Der Gärkeller ist voll mit Fässern. Dort reifen der Riesling, die Scheurebe, der Traminer oder der Grauburgunder. Stolz stellt Stefan Bönsch einen ganz besonderen Wein vor. Einen weißgekelterten Spätburgunder, eigentlich ein Rotwein, der aber im soeben frisch gefüllten Glas ganz wie Weißwein aussieht. „Bei diesem Wein werden die Trauben sofort nach der Ernte gepresst und Schale und Saft getrennt. Da der rote Farbstoff in der Schale sitzt, bleibt dann der Wein weiß.“

Einen weiteren Wein hat er selber kreiert. „Ich nenne ihn Viermalweiß. Wie der Name schon sagt, sind da vier Sorten vermischt, Müller-Thurgau, Scheurebe, Bronner und Traminer. Das ist ein junger Tischwein, den man zu allen Gelegenheiten genießen kann.“ Eine dicke Überraschung erlebte der Langebrücker mit seiner ersten Ernte Grüner Veltliner. Zwar konnte er gerade mal 60 Kilo ernten, doch die hatten es in sich. „Der weiche Charakter mit einem wunderbaren Aroma von Quitten und Birnen, das hätte ich so nicht erwartet.“ Vollständig neu entstanden ist auch seine Vinothek, wie er sagt. Der gemütliche Probierkeller ist mit Holzbänken und Kaminofen eingerichtet. Die Wände des historischen Kellers aus dem Jahre 1730 sind aus Naturstein. „Hier haben bereits erste Verkostungen stattgefunden. Die Besucher waren begeistert.“

Wegen der Familie zurück nach Dresden

Stefan Bönsch hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt. Im Weingut Schloss Wackerbart machte er seine Ausbildung, ging anschließend ins Burgenland nach Österreich, um dazuzulernen. In der renommierten Weinbauschule in Weinsberg bildete er sich zum Küfermeister aus. Wegen der Familie kam er wieder zurück nach Dresden und arbeitete erneut bei Wackerbart. Schon nebenbei bewirtschaftete er einen eigenen kleineren Weinberg. Als ihm dann noch ein halber Hektar angeboten wurde, griff er zu und gab die Stelle bei Wackerbart auf. Vollständig kann der Winzer von seinem Weinberg noch nicht leben. „Drei Tage in der Woche bin ich noch in der Weinmanufaktur Mariaberg in Meißen angestellt, vier Tage arbeite ich für mich.“ Die Auszeichnungen im Gault&Millau und im Vinum dürften ihn seinem Ziel, langfristig ganz auf eigenen Beinen zu stehen, ein ganzes Stück nähergebracht haben.

stefanboensch.wordpress.com