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Roßweins Raritäten

Zum ersten Mal haben drei Vereine an einem Wochenende ihre Aktionen gebündelt und gemeinsam ihre Besonderheiten gezeigt.

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Der Dampfmaschinenverein Roßwein präsentierte erstmals seine Lengenfeld-Maschine unter Dampf.
Der Dampfmaschinenverein Roßwein präsentierte erstmals seine Lengenfeld-Maschine unter Dampf. © André Braun

Einige Besucher haben tatsächlich alle Einladungen angenommen und sowohl den Dampfmaschinen- und Bahnfreunden, deren Domizile nicht weit voneinander entfernt liegen, als auch den Heimatfreunden einen Besuch abgestattet. Die öffneten neben dem Kamelienhaus im Wolfstal auch das Museum am Markt. Eine Wiederholung ist durchaus denkbar.

Zweite Maschine unter Dampf

Der Sonnabend war ein großer Tag für den Dampfmaschinenverein Roßwein. Erstmals konnte er seine Lengenfeld-Maschine unter Dampf präsentieren. „Das, was wir hier sehen, war früher alles maschineller Schrott“, sagt Dieter Kranz. Der 78-jährige Döbelner ist seit 2010 Vorsitzender des Dampfmaschinenvereins, der sich vor 13 Jahren gegründet hat. „Wir hatten damals das Ziel, die alten Maschinen wieder in Betrieb zu nehmen.“

Seitdem werkeln die inzwischen 22 Mitglieder in ihrer Freizeit an den Riesenapparaten. Schon 2010 konnten Kranz und seine Mitstreiter die 160 PS starke Hanomag-Dampfmaschine nach erfolgreicher Restaurierung wieder in Betrieb nehmen. Ein Jahr später ging der Gleichstromgenerator in Betrieb. Und nun dampft auch die 1931 gebaute und 80 PS starke Lengenfelder Maschine wieder.

„Wir sind mit der Lengenfelder vor 14 Tagen fertig geworden“, freut sich der Vereinschef, wobei diese etwas kleinere Dampfmaschine erst 2012 von Lengenfeld nach Roßwein gebracht wurde. Nach vier Jahren Restaurierung folgte die Erstellung des Fundaments und die Montage. Und die Besucher strömten auch am Wochenende zu den technischen Denkmälern in Roßwein.

Dieter Kranz: „Unsere Maschinen hier sind einmalig in Sachsen. Daher kommen auch Schulklassen aus der Region und Studenten her, um sich alles anzuschauen. Überdies haben wir Kontakte in die Schweiz. Dort gibt es in Zürich auch einen Dampfmaschinenverein. Wir besuchen uns jedes Jahr gegenseitig.“

Noch mehr solcher Kraftpakete werden in Zukunft allerdings nicht in Roßwein zu sehen sein – zumindest nicht im derzeitigen Objekt an der Stadtbadstraße. „Das geben die Räume nicht her“, lächelt der Vereinschef. Er konnte sich am Wochenende über mehrere hundert Technikbegeisterte freuen, die Interesse an der Arbeit der Dampfmaschinenfreunde zeigten.

Bleibt noch die Frage, wie die riesige Dampfmaschine mit einem Schwungrad von mehr als drei Metern Durchmesser vor über 100 Jahren überhaupt in der Textilfabrik eingebaut werden konnte. Wahrscheinlich ist, dass es erst die Technik, dann die Außenmauern gab.

Vorsitzender Dieter Kranz (links) und die Vereinsmitglieder haben die Lengenfeld-Maschine repariert.
Vorsitzender Dieter Kranz (links) und die Vereinsmitglieder haben die Lengenfeld-Maschine repariert. © André Braun

Blütenpracht lockt ins Kamelienhaus

Fünf Wochen nach dem Start in die Kameliensaison kann sich der Heimatverein Roßwein über eine tolle Resonanz freuen. Gut für die Bilanz am Ende dürfte auch sein, dass sich die Heimatfreunde am Aktionswochenende beteiligt haben. „Wir haben schon am vorherigen Wochenende 700 Besucher hier im Wolfstal gezählt“, sagt Vorsitzende Martina Thiele. Am Sonnabend waren es 360. „Wenn es am Sonntag so weiter geht, überschreiten wir jetzt schon die 2 000-Besucher-Grenzer“, so die Vereinschefin. Inzwischen blühen im Gewächshaus rund 40 Kamelien. Um die kümmern sich die Heimatfreunde, die mit Stadtgärtner Ingolf Kirschstein einen Profi in ihrer Mitte haben. Sein Herz schlägt besonders für den 6,50 Meter hohen „Oldie“. Diese Kamelie mit ihren weißen Blüten ist nach dem Baum in Pillnitz übrigens der zweitälteste nördlich der Alpen. Auch das dürfte das große Interesse an der Roßweiner Rarität erklären.

Martina Thiele, Vorsitzende des Heimatverein Roßwein, freute sich über 360 Besucher am Sonnabend.
Martina Thiele, Vorsitzende des Heimatverein Roßwein, freute sich über 360 Besucher am Sonnabend. © Christian Kluge

Neuem Museum folgt Modul-Bahnhof

Unter der Überschrift „Technik, Modellbau und Heimatgeschichte“ haben am Wochenende auch die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Roßwein ihre Türen geöffnet. „Das ist eine Premiere und auf jeden Fall ein Erfolg. Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen“, sagt Andreas Hoffmann. Der 55-Jährige ist seit 2016 Vereinsvorsitzender, gehörte aber schon zu den Gründungsmitgliedern im Jahr 1988.

Im ersten Obergeschoss konnten die Besucher eine Modulanlage bestaunen, während im zweiten Obergeschoss die 25 Jahre alte Segmentanlage von Märklin mit insgesamt neun Zügen auf Neugierige wartete. Die Stadt Roßwein hat dem Verein das seit 1992 ungenutzte Gebäude vor mehr als zehn Jahren zur ständigen Nutzung überlassen. Neu ist ein Museum mit kleiner Bibliothek. Nun wird am nächsten Projekt gearbeitet. „Das wird ein Modul-Bahnhof. Fertig ist der wohl erst in zwei Jahren“, schätzt Andreas Hoffmann.

Andreas Hoffmann ist Vorsitzender des Modelleisenbahnclubs Roßwein.
Andreas Hoffmann ist Vorsitzender des Modelleisenbahnclubs Roßwein. © André Braun