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Rückbau am Aufbau

Das ehemalige Kulturhaus in Heidenau verschwindet nach fast 20 Jahren Leerstand. Aber nicht ganz.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Heidenau. Nein, ein Abriss sei es nicht. Der Eigentümer nennt es lieber Sicherungsarbeiten. Oder geordneten Zusammenfall. So oder so, das Kulturhaus „Aufbau“ an der Dresdner Straße verschwindet. Das Dach wird abgerissen, sodass die Hälfte dann von allein umfällt. Dem Heidenauer Bauunternehmer, dem der Aufbau inzwischen gehört, ist klar, jetzt sieht das ehemalige Kulturhaus „noch beschissener“ aus. Für ihn aber ist es in der jetzigen Situation die beste Lösung. Denn er habe keine Lust, mal früh von der Polizei geweckt zu werden, weil das Haus auf die Straße gefallen ist und dort Schaden angerichtet oder sogar Leben gefährdet hat. So einen Anruf erhielt er schon, kurz nachdem er das Objekt vor reichlich zwei Jahren gekauft hatte. Zwei Wochen nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages im Juli 2014 hatte es gebrannt. Da stand die Polizei am Sonntagsmorgen vor seiner Tür. Schnell wurde damals vermutet, dass da jemand nachgeholfen hat. Geklärt ist der Fall bisher nicht.

Ein Abriss des legendären Kulturhauses war noch Ende vergangenen Jahres kein Thema, ein kompletter Abriss ist es auch jetzt nicht. Grund seien dann mögliche Auflagen bei einem Neubau, sagt der Heidenauer Bauunternehmer. Bleibt ein Teil stehen, könne Bestandsschutz geltend gemacht werden. Wofür, ist derzeit noch offen. Er verhandle mit Investoren, auch ein Architekt sei bereits einbezogen. Die Idee vom Seniorenwohnen gehört nach wie vor zu den Optionen. Der Bedarf dafür ist da und wächst, auch wenn als Nächstes unter anderem im ehemaligen Pfennigfuchser auf der Güterbahnhofstraße ein solches Vorhaben umgesetzt wird.

Sobald eine Entscheidung gefallen ist, werde der Eigentümer das Projekt den Heidenauern vorstellen und sich dann auch zu erkennen geben, heißt es. Er selbst kennt den Aufbau noch aus seinen besseren Zeiten und weiß, dass er für die Stadt und die Einwohner ein wichtiges Objekt ist. Der Aufbau war zu DDR-Zeiten eines von drei Kulturhäusern in Heidenau. Aus dem des Elbtalwerkes an der S 172 in Gommern wurden Gaststätte und Hotel Ausspanne, im Otto-Buchwitz-Heim gegenüber der Papierfabrik befindet sich unter anderem ein Spielkasino. Der Aufbau war beliebt, dafür sprechen auch die Fan-Treffen vor einigen Jahren.

Den Schandfleck immer vor Augen

Der Start nach der Wende war für den Aufbau vielversprechend. Für damals 1,5 Millionen D-Mark verkaufte der Hoch- und Tiefbau-Betrieb Pirna sein Kulturhaus 1991. Rund 2,3 Millionen Mark investierten die neuen Besitzer eigenen Angaben zufolge in den Jahren danach. Mit ihrer Gaststätten-Betriebsgesellschaft Kulturhaus Heidenau bildeten sie Köche und Restaurantfachleute aus. Das florierte. Aber nur bis 1997. Dann war Schluss. Zwei Hochwasser haben dem Haus an einer der Durchfahrtstraßen seither zugesetzt. Die Stadt lehnte einen Kauf immer dankend ab.

Nur eine Gartenfläche konnten die Besitzer verkaufen, darauf stehen seit Jahren Häuser. Deren Bewohner haben den Schandfleck immer vor Augen. Genau wie die gegenüber im Betreuten Wohnen. Dessen Betreiber, die städtische Wohnungsgesellschaft WVH, befürwortete immer eine Investition. Ob das auch für ein Seniorenwohnen zutrifft, bleibt abzuwarten.

Kulturveranstaltungen finden heute inzwischen vor allem in den Aulen von Gymnasium und Oberschule sowie in der Drogenmühle statt. Ab nächstem Jahr will sich auch die umgebaute Christuskirche weiter als Veranstaltungsort etablieren. Der Aufbau als Kulturhaus ist keine Option mehr. Seine Sanierung beziehungsweise ein Neubau wäre für Heidenau ein Lichtblick.