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Rückkehr in die Synagoge

Am Mittwoch erhält die Stadt Görlitz die Erinnerungstafeln für die neue Synagoge. Diese wurden dank einer Spende wieder restauriert.

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© Pawel Sosnowski

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Als die Neue Görlitzer Synagoge 1911 eröffnet wurde, war das für die damalige Jüdische Gemeinde ein großer Tag. Vor allem aber verwirklichte sich damit der große Traum eines Mannes: Emanuel Alexander-Katz. Als Vorsteher der Gemeinde und als Vorsitzender des Bauausschusses hatte er das Vorhaben vorangetrieben. Und musste dabei einen langen Atem haben. Denn die in der Gründerzeit schnell wachsende Gemeinde suchte lange ohne große Fortune nach einem geeigneten Bauplatz.

Dann machte Alexander-Katz Nägel mit Köpfen, als die Gemeinde schon wieder zu schrumpfen begann: Er kaufte 1907 den Bauplatz an der heutigen Otto-Müller-Straße und ließ sich das 70 452 Mark kosten, eine große Summe für damalige Verhältnisse. Der Görlitzer Kunsthistoriker Markus Winzeler beschrieb den Kaufmann und Stadtrat so: „Er hatte die Vision, der glücklichen Entwicklung der Jüdischen Gemeinde mit dem Bau einer repräsentativen Synagoge eine Krone aufzusetzen, ein Symbol dafür zu schaffen, dass das Judentum in der Mitte der Görlitzer Gesellschaft angekommen ist.“ 30 Jahre später brachen die Nazis brachial mit diesen Traum Alexander-Katz’. Wie alle jüdischen Mitbürger wurden auch seine Nachkommen verfolgt und drangsaliert. Ob und wie die Familie, die für Görlitz so viel Gutes tat, die Nazizeit überlebte, ist nicht bekannt.

Die Jüdische Gemeinde brachte zur Eröffnung 1911 im Vorraum der Synagoge zwei Erinnerungstafeln an die Errichtung der Synagoge und für die damalige Gemeindeleitung sowie eben für Emanuel Alexander-Katz an. Eine der Tafeln ging in den zurückliegenden Jahrzehnten verloren. Die zweite überdauerte die Zeit – ausgelagert in der ehemaligen Feierhalle des jüdischen Friedhofs. Dank einer Spende des Ehepaares Seibt aus Starnberg konnten die Tafeln in den vergangenen Monaten restauriert werden.

Heute nun erhält die Stadt die Tafeln, um sie wieder in der Vorhalle anzubringen. Damit Emanuel Alexander-Katz wieder einen Ort in seiner Stadt hat.