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Rückschlag für Islam-Verein

Seit mehr als einem Jahr gibt es Pläne für einen Gebetsraum in Altriesa. Nun erteilt die Stadt dem Projekt eine Absage.

Von Stefan Lehmann
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Schon 2017 war Zuhair Qasem vom Verein Islamisches Zentrum Riesa im Kontakt mit der Stadt, um im ehemaligen Bettenhaus Johne einen Gebetsraum zu errichten. Nun sagte ihm die Stadt ab. Er sei sehr enttäuscht, sagt der Vereinsvorsitzende.
Schon 2017 war Zuhair Qasem vom Verein Islamisches Zentrum Riesa im Kontakt mit der Stadt, um im ehemaligen Bettenhaus Johne einen Gebetsraum zu errichten. Nun sagte ihm die Stadt ab. Er sei sehr enttäuscht, sagt der Vereinsvorsitzende.

Riesa. Im Oktober hatte sich Zuhair Qasem noch optimistisch gegeben. Zwar hatte sich die Erteilung der Nutzungserlaubnis für den Gebetsraum in Altriesa noch einmal verzögert. Doch der Bauunternehmer war sicher: Letztendlich würden sein Verein Islamisches Zentrum und das Bauamt eine Lösung finden.

Etwas mehr als einen Monat später ist diese Zuversicht der Enttäuschung gewichen. Die Stadt hat dem Vorhaben eine Absage erteilt, im ehemaligen Bettenhaus Johne an der Großenhainer Straße das neue Vereinshaus einzurichten. Als Grund führt die Stadtverwaltung nicht etwa die geplante Nutzung als Vereinstreff und Gebetsraum ins Feld, sondern bauliche Argumente. „Bei den beabsichtigten baulichen Änderungen ist eine abstandsrechtliche Gesamtbetrachtung des Gebäudes erforderlich“, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler. „Vereinfacht gesagt, das Nebengebäude steht zu nah an der Grundstücksgrenze, teilweise sogar direkt darauf.“ Das ist sowohl in Richtung Poetenweg und Stadtpark so, als auch in Richtung des Parkplatzes der Stadthalle Stern. Mit der Umnutzung des Bettenhauses entfiele der Bestandsschutz, weshalb die Stadt wiederum die sogenannte Baulast für das Grundstück übernehmen müsste. „Diese Erklärung macht die Stadt grundsätzlich nicht“, betont der Rathaus-Sprecher.

Vereinschef fühlt sich verschaukelt

Zuhair Qasem macht die Begründung der Stadt richtiggehend sauer. „Das hätte man mir alles vor einem Jahr sagen können, dann hätte ich nicht 10 000 Euro in das Objekt gesteckt.“ Das Problem mit der Grundstücksgrenze habe schließlich auch damals bestanden. Er sei tief enttäuscht. Schon Ende 2017 habe es Gespräche mit Oberbürgermeister Marco Müller und dem damaligen Baubürgermeister Tilo Lindner gegeben. Damals sei ihm auch aus dem Rathaus guter Wille signalisiert worden. Angesichts der gemachten Versprechen fühle er sich jetzt auf den Arm genommen. „Wenn ich ehrlich bin: Ich hatte mit etwas Entgegenkommen gerechnet.“ Wie es nun mit dem Vorhaben seines Vereins weitergeht, kann Qasem noch nicht sagen. Schnellschüsse will er vermeiden.

In jedem Fall fürchtet Qasem, der seit 1991 in der Stadt lebt, um die Glaubwürdigkeit des Vereins. „Die Scharfmacher lachen sich jetzt tot“, sagt er. „Und die Muslime, die schon von Anfang an skeptisch waren, sehen sich in ihren eigenen Vorurteilen bestätigt.“ Den Muslimen in Riesa fehlt es an einem zentralen Treffpunkt. Zwischenzeitlich hatte die vom Verfassungsschutz beobachtete Gesellschaft Sächsische Begegnungsstätte (SBS) diese Lücke gefüllt. Aus baurechtlichen Gründen ließ die Stadt den damaligen Gebetsraum in der Goethestraße schließen. Später gründeten Zuhair Qasem und andere das Islamische Zentrum mit dem Ziel, einen neuen Anlaufpunkt für die Muslime in Riesa zu schaffen. Neben dem Gebet wollte der Verein unter anderem auch Sprachunterricht für muslimische Kinder anbieten. Zuhair Qasem zufolge wären in den Gebetsraum an der Großenhainer Straße wohl etwa 80 Menschen gekommen. Derzeit treffen sich Riesas Muslime zum Freitagsgebet in der Gröbaer Schlossremise. Doch auch das sei nicht immer möglich. Erst in dieser Woche musste das Gebet ausfallen, weil die Remise belegt war. Darüber hinaus sei die Zahl der Menschen, die zum Gebet erscheinen, deutlich geringer, weil Gröba nicht so einfach zu erreichen sei.