Von Tino Meyer
Er hat es geschafft, also fast. „Geschafft ist es auch rückwärts erst im Ziel“, sagt Thomas Dold, auf dessen Startnummer weder Zahlen noch Teamnamen stehen, sondern Rückwärtsläufer und Weltrekordversuch. Die zehnte Auflage der Rewe Team Challenge soll sein Lauf zum Weltrekord werden über fünf Kilometer im Rückwärtslaufen. Schneller als 19:31 Minuten muss er sein. Und es sieht gut aus, richtig gut.
Dresden im Lauf-Fieber
Jetzt nur nicht stürzen beim Einlaufen in die Powerzone in der Lingnerallee. Gut vier Kilometer hat er bis hier erfolgreich hinter sich gebracht. Oder ist bei Rückwärtsläufern auch das andersherum? Dold hat die gelaufenen Kilometer schließlich vor Augen. Genauso wie den Start vor dem Kulturpalast, wo ihn die Vorwärtsläufer mit donnerndem Applaus auf die Strecke schicken. Und, das ist der Vorteil, sie können dem 33-Jährigen beim Weglaufen sogar ins Gesicht schauen.
Manche schütteln dabei mit dem Kopf. Wie man nur auf so eine Idee kommt? Dold entgegnet, die Team Challenge sei restlos ausverkauft gewesen. Also habe er sich entschlossen, andersherum zu starten – was natürlich ein Scherz ist. Der Mann aus dem Schwarzwald ist ein echter Rückwärtslaufprofi, eigentlich der beste der Welt. Er hält die Rekorde von 400 bis 10 000 Meter. Mit einer Ausnahme: die 5-km-Bestmarke fehlt ihm noch. Und das Jubiläum von Dresdens Firmenlauf kommt ihm da für den Weltrekordversuch gerade recht. Er kennt die Stadt, die Strecke, die Organisatoren, sogar seine Fahrradbegleiter Stefan Mothes und Ulf Kühne.
Schon vor drei Jahren, als Dold im Rahmen des Oberelbe-Marathons mit 39:20 Minuten rückwärts einen 10-km-Weltrekord aufstellte, haben sie ihn begleitet, nennen Zwischenzeiten, geben Anweisungen. Straßenbahnschienen und Gullydeckel machen das Ziel Weltrekord diesmal zur besonderen Herausforderung. Der Wind im Rücken am Terrassenufer ist für einen Andersrumläufer natürlich auch hinderlich.
Umdrehen kostet Zeit, ist aber erlaubt. Hauptsache, die Zehenspitzen zeigen entgegen der Laufrichtung. Darauf achtet Diana Rhein. Sie ist Notarin, wie vor drei Jahren wieder mit dem Rad dabei und sagt, als mit dem holprigen Kopfsteinpflaster der Mathildenstraße bei Kilometer 3 der komplizierteste Abschnitt erreicht wird: „Auf dem Elberadweg war es damals schöner.“
Findet Dold bestimmt auch, nur ist zum Nachdenken keine Zeit. Er schreit die Begleiter an, will mehr Action, ganz exakte Angaben – und biegt bei 18:05 Minuten in die Lennéstraße. Noch gut hundert Meter bis zum DDV-Stadion. Die Musik hämmert, als er den Rasen mit großen Rückwärtsschritten betritt. Noch einmal umdrehen, den Blick kurz nach vorne auf die Zielgerade. Rauf auf den roten Teppich. Noch drei, zwei, einen Meter – und der Weltrekord ist seiner. 19:07 Minuten zeigt die Uhr und Dold den Daumen nach oben. Geschafft!